Köln am Ende des Regenbogens
Sichtbare und unsichtbare queere Orte in der Domstadt
Eine Entdeckung von Janina Schwiderski
Was ihr entdecken könnt
Dieser Spaziergang führt euch zu Orten, deren queere Geschichte auf den ersten Blick mal mehr, mal weniger offensichtlich ist. Insgesamt zeigen sie, wie sich in Köln in guten ebenso wie in schweren Zeiten eine immer weiter wachsende, starke Community entwickelt hat, die sich stetig weiterentwickelt.
Nahe des Rudolfsplatzes findet ihr das sogenannte Bermudadreieck um die Schaafenstraße. Hier sowie am Alter Markt und am Heumarkt gibt es verschiedene queere Institutionen und Szenelokale. An der Pipinstraße nahe des Heumarktes hat die Kölner Aidshilfe ihren Sitz.
Die queere Geschichte in der Domstadt ist gekennzeichnet von einem Nebeneinander von Verfolgung und wachsender Gemeinschaft, Trauer und Freude, Vorurteilen und Stolz. Der berüchtigte Paragraf 175, unter dem homosexuelle Handlungen unter Männern* lange unter Strafe standen, trat bereits im Kaiserreich, 1871, in Kraft. Bis zu seiner Verschärfung 1935 drohten Zuchthausstrafen, danach sogar die Inhaftierung in Konzentrationslagern, wo die Insassen mit einem rosafarbenen oder grünen Winkel gekennzeichnet wurden. Nur etwa 40% überlebten. Hatten sie ihre Haftstrafen bis zum Kriegsende nicht verbüßt, so wurden sie von den Alliierten in reguläre Gefängnisse überstellt. Das in seiner Gestaltung an den rosa Winkel angelehnte Denkmal an der Rheinpromenade nahe der Hohenzollernbrücke erinnert an die queeren Opfer des Nationalsozialismus.
Erst 1969 und 1973 wurde der Paragraf 175 reformiert und nach der Wiedervereinigung 1994 aufgehoben. In den mehr als hundert Jahren seines Bestehens wurden schätzungsweise 140.000 Personen auf seiner Grundlage verurteilt.
Trotz gesetzlicher und gesellschaftlicher Verfolgung entstanden in einigen deutschen Städten, so auch in Köln, queere Szenen und Netzwerke. Sie prägten und prägen Mode, Ausdrucksform und Popkultur, bieten aber vor allem Ankerpunkt und Rückhalt. In den 1980er und 1990er Jahren führte dieser starke Zusammenhalt zur Gründung von Aktivist*innenbündnissen, die sich dem Kampf gegen HIV / AIDS und der Unterstützung der Erkrankten und ihrer Angehörigen verschrieben. Der Schauspieler und Komiker Dirk Bach sowie der Aktivist Jean-Claude Letist machten sich hierbei besonders verdient. Letist verstarb später selbst an den Folgen von AIDS, an ihn und viele weitere Opfer erinnert das sogenannte Kalte Eck am Rheinufer.
Praktische Informationen
Weitere spannende Persönlichkeiten und Ereignisse queeren Lebens in Köln findet ihr beispielsweise beim Centrum Schwule Geschichte und seiner Stadtführung „Warme Meilen 2.0“.
Die Tour lässt sich gut zu Fuß bestreiten und bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Pausieren mit Essen und Getränken in der Innenstadt und in den Ladenstraßen Lindenthals.
Inklusive Informationen:
Die Haltestellen im Stadtzentrum und in Lindenthal sind für Rollstuhlnutzer*innen und Personen mit Kinderwagen barrierefrei. Falls ihr hierzu konkrete Fragen oder Hinweise für diese Entdeckung habt, dann meldet euch gerne unter clickrhein@lvr.de. Vielen Dank für's Mitmachen!