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Jesuitenkirche Sankt Peter in Altstadt-Süd


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Zusammen mit St. Cäcilia bildet St. Peter die einzig erhaltene Doppelanlage einer Stifts- mit einer Pfarrkirche in Köln. Der flämische Barockmaler Peter Paul Rubens (1577-1640) schuf für seine Taufkirche mit der „Kreuzigung Petri“ sein vielleicht persönlichstes und zugleich unheimlichstes Werk.

Zusammen mit dem unmittelbar benachbarten Kanonissenstift St. Cäcilia bildet St. Peter die einzig erhaltene Doppelkirchenanlage einer Stiftskirche mit einer Pfarrkirche in Köln. Sankt Peter gilt als eine der möglichen Taufkirchen des in Siegen geborenen flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens (1577-1640), der für diese Kirche 1637/38 die „Kreuzigung Petri“ malte – sein „persönlichstes und vielleicht auch unheimlichstes“ Werk, das sich (mit Unterbrechungen) seit 1642 in einem eigens errichteten prachtvoll gestalteten Altarraum befindet.
In Sankt Peter beherbergt die Pfarrgemeinde mit der 1987 begründeten „Kunststation St. Peter in Köln“ ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur.

Der Jesuitenorden in Köln
Die Jesuitenkirche Sankt Peter
Peter Paul Rubens‘ „Kreuzigung Petri“
Die Kunst-Station Sankt Peter
Quelle, Internet, Literatur

Der Jesuitenorden in Köln
Die katholische Ordensgemeinschaft der Jesuiten bzw. Gesellschaft Jesu (mit dem Kürzel SJ für Societas Jesu) entstand erst gegen Ende der 1530er Jahre um ihren aus einem baskischen Adelsgeschlecht stammenden Gründer Ignatius von Loyola (Iñigo López Oñaz de Recalde y Loyola, 1491-1556), der 1622 heiliggesprochen wurde.
Zum 27. September 1540 als Orden päpstlich anerkannt, engagierten sich die Jesuiten in der christlichen Mission in Asien und Südamerika sowie der innerkatholischen Reform- und Erneuerungsbewegung. Zugleich hatten sie über ihre zahlreichen Bildungseinrichtungen in Europa einen bedeutenden Anteil an der anti-protestantischen Gegenreformation. In Köln trug der Orden maßgeblich dazu bei, dass „sich die Stadt zu einem katholischen Zentrum entwickeln konnte“ (Wilhelm 2008). Das im Jahr 1544 in der Domstadt von dem noch jungen Orden gegründete Kolleg Sankt Mariä Himmelfahrt in der Pfarrei St. Paul war die erste Niederlassung der Jesuiten in Deutschland, bevor der Orden ab 1631 im Kolleggebäude neben dem Stift St. Caecilia ansässig wurde (ebd.).
Im Jahr 1557 erfolgte die Umwandlung der vormaligen Unterrichts- und Lebensgemeinschaft Bursa Cucana bzw. Burse Kuckana – die nach dem Gründer Johannes von Kuyck so benannte Kuckanerburse am Eigelstein bzw. auch nach dem geführten Stadtwappen mit den drei Kronen Tricoronatum genannt – als Teil der Artistenfakultät zum jesuitisch geprägten Gymnasium, Vorgänger des heutigen Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen (Fleck 2008). Als entscheidender Betreiber der Verankerung des Ordens in der Reichsstadt Köln gilt der aus einer Kölner Patrizierfamilie stammende Jesuit Johannes Rethius (1532-1574, eigentlich von Reidt bzw. von Reit), der später zusammen mit zwei Lehrerkollegen von einem anderen Jesuiten auf dem Schulhof des Gymnasiums erstochen wurde (www.rheinische-geschichte.lvr.de).

Unter anderem auf Druck der Könige von Frankreich, Spanien und Portugal erfolgte 1773 die zweitweise Aufhebung des seinerzeit als Feind der bourbonischen Königshäuser angesehenen Jesuitenordens durch den seit 1769 amtierenden Papst Clemens XIV. (1705-1774), die erst mit Beginn der nachabsolutistischen Zeit 1814 wieder rückgängig gemacht wurde.
In Köln entstand erst 1853 wieder eine jesuitische Niederlassung. Während des von 1871 bis 1887 andauernden Kulturkampfes zwischen dem deutschen Kaiserreich und der katholischen Kirche wurden jesuitische Einrichtungen durch das ‚Jesuitengesetz‘ vom 4. Juli 1872 aufgehoben und ausländische Ordensangehörige des Landes verwiesen. Erst 1904 wurden die Jesuitengesetze gemildert und 1917 als Zugeständnis an die katholische Zentrumspartei wieder aufgehoben.

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten die Jesuiten erneut nach Köln zurück und wurden im Canisiushaus in der Stolzestraße in Neustadt-Süd ansässig, wo sich seit 1921 auch das Provinzialat ihrer Niederdeutschen Ordensprovinz befand, das heute in der Braunsfelder Hültzstraße sitzt.
Die Jesuitenkirche Sankt Peter
Die 1513 bis 1525 errichtete Kirche Sankt Peter gilt als spätester erhaltener Kirchenbau der Gotik in Köln. Die dreischiffige Emporenbasilika mit dreiseitigem Emporeneinbau wurde auf älteren Resten von Vorgängerbauten aus römischer Zeit – darunter vermutlich auch Thermen – wie auch der romanischen Epoche errichtet. Der romanische Westturm stammt aus dem Jahr 1170.
Die Vermutung, dass sich auf dem innerhalb der römischen Stadtmauer liegenden Gelände der benachbarten Kirchen St. Cäcilia / St. Peter die ursprüngliche Kathedrale des Kölner Bischofs befunden habe, hat sich als eine erst im 14. Jahrhundert aufkommende Legende erwiesen (Engels 2006). Gleichwohl scheint die Kirche Sankt Peter aber „ebenso alt wie die Stiftskirche gewesen zu sein; ihr letzter Umbau datiert aus dem 16. Jahrhundert. Sie muss kraft Schenkung eines Erzbischofs dem Patronat der Äbtissin von St. Caecilien unterstellt worden sein. Nur so erklärt sich, dass sich zu Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten die Äbtissin mitsamt Kanonissen und Kanonikern in ihr versammelten; überdies wurden alle Äbtissinnen dort und nicht in der Stiftskirche bestattet.“ (ebd.)
Ausweislich des Kartenausschnitts „Plan von Köln nach J. V. Reinhardt 1752“ gehörte die Kirche St. Peter zu der gleichnamigen Pfarrei (vgl. Abbildung, dort die Nr. 26 unter der Pfarrei VII; ebenso Hegel 1992 für die Zeit um 1500).

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche in der Kölner Bombennacht des so genannten „Peter-und-Paul-Angriffs“ vom 29. Juni 1943 fast völlig zerstört – wichtige Ausstattungsgegenstände, Altarbilder, Altäre, Kirchenfenster und auch die Orgel wurden ein Opfer der Flammen.
Nach ersten provisorischen Sicherungsmaßnahmen begann 1950 der eigentliche Wiederaufbau, der unter der Leitung der Architekten Karl Friedrich Heinrich Band (1900-1995, seit 1930 Regierungsbaumeister) und Wilhelm Schorn (1895-1968) stand. Aus statischen Gründen konnten dabei die gotischen Netzgewölbe nicht wiederhergestellt werden und wurden durch flache Holzdecken ersetzt. Die Wiederherstellung konnte mit dem Einzug der Jesuiten, die die Pfarrei Sankt Peter bereits seit 1957 wieder betreuten, im Juli 1960 als weitestgehend abgeschlossen angesehen werden.
Eine Sanierung der heutigen Pfarrkirche erfolgte zuletzt in den Jahren 1997 bis 2000.
Peter Paul Rubens‘ „Kreuzigung Petri“
Die Kirche Sankt Peter gilt nicht nur als eine der möglichen Taufkirchen des flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens (1577-1640), sie beherbergt auch – mit einzelnen Unterbrechungen – seit 1642 dessen „persönlichstes und vielleicht auch unheimlichstes“ Werk (www.sankt-peter-koeln.de), das eigens für diese Kirche 1637/38 geschaffene Gemälde „Kreuzigung Petri“.
Der Ort der Taufe des Malers ist - wie auch sein Geburtsdatum - nicht sicher. Neben Köln und seiner Geburtsstadt Siegen wäre auch Antwerpen als Taufort möglich, wo sein Vater Jan Rubens als Rechtsanwalt und Schöffe tätig war und dort zeitweise mit Rubens Mutter Maria Pypelinckx und Geschwistern des kleinen Pieter Pauwel lebte. Aufgrund der Religionsunruhen befand sich Jan Rubens in diesen Jahren zeitweise auf der Flucht, in Haft oder unter Hausarrest.
Peter Paul Rubens verbrachte einen Teil seiner Kindheit in der Sternengasse im Sprengel der Kölner Pfarrei Sankt Peter: „Die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er in Köln, wohin seine aus Antwerpen stammenden Eltern im Jahr 1568 emigriert waren.“ (www.rheinische-geschichte.lvr.de)
„Die Pfarrkirche seiner Kindheit blieb für Rubens allerdings lebenslang bedeutend. Im südlichen Seitenschiff der Kirche wurde sein Vater beerdigt, bevor die Familie wieder ins flämische Antwerpen zurückgezogen war. Dort hat er seine Karriere als Malerfürst des Barock begonnen.“ (Hinweis Herr Dr. Kessler SJ)

Längst zu einem der berühmtesten Maler seiner Zeit geworden, erreichte Rubens 1636 in Antwerpen der Auftrag aus Köln zur Gestaltung des neuen Hochaltars in Sankt Peter, der von der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Jabach gestiftet wurde.
„Im Juli 1637 teilte Rubens mit, dass er das Martyrium das Petrus, die Kreuzigung, malen wolle. Rubens schrieb später, dieses Thema locke ihn mehr als alle anderen, welche er derzeit unter den Händen habe, und er hoffe, es werde eines der besten Stücke, die er je geschaffen habe. ... Tatsächlich malte Rubens ein Bild, das die Kreuzesfrömmigkeit seiner Zeit mit der gegenreformatorischen Polemik auf kraftvolle Weise vereinigt. Wie nie zuvor hat er das Heilige mit dem Schrecklichen verbunden.“ (www.sankt-peter-koeln.de)

Die Aufstellung des Bildes in einem eigens dafür neu gestalteten Altarraum im modernen Stil des Barock galt als das wichtigste Kunstereignis im Köln des 17. Jahrhunderts.
Während der Zeit der französischen Besatzung gelangte das Bild von 1794 bis 1815 in den Pariser Louvre, bevor es „unter großer Anteilnahme der Kölner Bevölkerung“ (ebd.) zurück nach Sankt Peter kam.
Im Jahr 1941 wurde es zum Schutz vor den alliierten Bombardements auf Schloss Pommersfelden bei Bamberg evakuiert, von wo aus das Gemälde erst 1961 in die wieder aufgebaute Kirche zurückkehren konnte. Für die Dauer der Renovierungen ab 1997 wurde das Bild in den Kölner Dom gebracht, von wo aus es im März 2002 wieder zurückkehrte. Seit 2004 hängt die „Kreuzigung Petri“ wieder an der Stirnwand des südlichen Seitenschiffs von Sankt Peter.
Die Kunst-Station Sankt Peter
Die unter Leitung des Jesuitenordens stehende Pfarrgemeinde hat sich auf die Vermittlung moderner Kunst und die Förderung zeitgenössischer Orgelmusik spezialisiert und versucht, über die hier 1987 begründete „Kunststation St. Peter in Köln“ einen vermittelnden Dialog zwischen religiöser Liturgie, Kunst, Musik und Architektur zu schaffen.
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die von einem ehrenamtlichen Beirat der Gemeinde ausgewählt und eingeladen wurden, konnten seitdem in der Kunst-Station eine Ausstellung oder eine Kunstintervention realisieren. Zu diesem Zweck wurde der spätgotische Kirchenraum „weitgehend befreit von Bildwerk und Gestühl – ein leerer Raum der Spiritualität. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler gestalten diese Leere aus ihrer Ideenkraft heraus immer wieder neu.“ (www.sankt-peter-koeln.de)

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2023)

Quelle
Freundliche Hinweise von Herrn Dr. Stephan Ch. Kessler SJ, Kunst-Station Sankt Peter Köln, 2023.

Internet
www.sankt-peter-koeln.de: Katholische Pfarrgemeinde Sankt Peter Köln, Kirche der Jesuiten (abgerufen 03.12.2019)
www.sankt-peter-koeln.de: Rubensbild (abgerufen 03.12.2019)
www.sankt-peter-koeln.de: Kunst-Station Sankt Peter Köln (abgerufen 03.12.2019)
www.heiligenlexikon.de: Ignatius von Loyola (abgerufen 04.12.2019)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Peter Paul Rubens, Maler und Diplomat (Text Björn Thomann, abgerufen 12.12.2023)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Johannes Rethius (Text Martin Bock, abgerufen 04.12.2019)
deu.archinform.net: Karl Friedrich Heinrich Band, Architekt (abgerufen 03.12.2019)
de.wikipedia.org: St. Peter Köln (abgerufen 03.12.2019)
www.koeln-lotse.de: Peter-und-Paul-Bombenangriff am 29. Juni 1943 (Uli, der Köln-Lotse vom 22.06.2019, abgerufen 27.06.2022)



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