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Heumarkt in Altstadt-Nord
Was ihr entdecken könnt
Archäologische Untersuchungen aus den Jahren 1992-94, bei denen unter dem Heumarkt nicht weniger als 17 Bodenschichten festgestellt werden konnten, belegen eine ununterbrochene Marktaktivität seit der Spätantike. Der Platz soll einst fast so schön gewesen sein wie der Markusplatz in Venedig...
Archäologische Untersuchungen aus den Jahren 1992-1994, bei denen unter dem Heumarkt nicht weniger als 17 Bodenschichten festgestellt werden konnten, belegen eine ununterbrochene Marktaktivität seit der Spätantike.
Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert wurden das versumpfte Becken des römischen Hafens und Teile der vorgelagerten Rheininsel zugeschüttet. Dadurch entstanden große Flächen, die dem Umschlag von Gütern dienten. Das Marktviertel erfuhr eine Umstrukturierung zum Stapelplatz, auf dem die Händler der Stadt seit 1259 ihr Vorkaufsrecht über die Waren, die auf dem Rhein transportiert wurden, ausüben konnten. Gehandelt wurden Lebensmittel, Salz, Wein, Vieh, Pferde, Leder, Pelze, Roheisen sowie Rohstoffe für das Bau- und das Textilgewerbe.
Um 1075 entstanden durch eine stadträumliche Abtrennung die beiden Platzanlagen Heumarkt und Alter Markt. Der Heumarkt war Handelsplatz für Getreide, Futtermittel und Gemüse. Im Herbst fanden auf ihm große Viehmärkte statt. 1492 wurde hier das Waaghaus errichtet.
Im Mittelalter diente der Heumarkt auch als Richtstätte für hochgestellte Persönlichkeiten und politische Verbrecher, die innerhalb der Stadt hingerichtet wurden (Irsigler u. Lassotta 2010).
„Politische Verbrecher wurden auf dem Heumarkt hingerichtet. Sonst dienten als Richtstätten der bereits 1356 erwähnte Junkernkirchof bei Mechtern und der Rabenstein bei Melaten. Später (1513) scheint ein anderer Junkernkirchhof vor dem Weyertor für Hinrichtungen benutzt worden zu sein.“ (Keussen 1910, Bd. 1, S. 138)
Der Heumarkt wurde im Laufe der Zeit zum bedeutendsten Platz Kölns und erhielt zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert eine Randbebauung mit vornehmen Kaufmannshäusern, darunter das prächtige Handelshaus „Zum St. Peter” von 1568 (Heumarkt 77).
Der englische Reisende Thomas Coryate (1577-1617, auch Coryat) schrieb 1608: “Der Heumarkt ist der schönste Platz, den ich auf meiner Reise gesehen habe, außer dem Markusplatz in Venedig.”
1727-1730 entstand in der Platzmitte an der Stelle einer früheren Postkutschenstation die Waren- und Produktenbörse im spätbarocken Stil. In den Jahren 1848/49 hatte die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung unter Karl Marx und Friedrich Engels ihren Sitz am Kölner Heumarkt.
2016/17 wurde der Heumarkt mit einer „Drunter und drüber“ betitelten Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums und des Römisch-Germanischen Museums besonders geehrt.
Lage
Bereits die Stadtansicht des Arnold Mercator von 1570 oder der Reinhardtsche Plan von Köln aus dem Jahr 1752 zeigen, dass der Heumarkt-Platz einst deutlich weiter nach Süden hin bis zur damaligen Paradiesgasse reichte (etwa auf Höhe der heutigen Plectrudengasse).
Dies zeigen ebenso anschaulich auch noch die Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme, die Blätter der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) und die topographischen Karten TK 1936-1945 (letzteren folgt die hier verzeichnete Objektgeometrie, vgl. Kartenansichten und Abb.) sowie ein von einem Kölner Kaufhaus Peters vertriebener und recht detaillierter Plan von Köln aus dem Jahr 1938 (landkartenarchiv.de).
Erst die Errichtung des Vorgängerbaus der heutigen Deutzer Brücke ab 1913/15 und vor allem der seit den 1930er-Jahren in mehreren Phasen nachfolgende Ausbau der Brückenrampe mit Durchgangsstraße und Stadtbahn hatten die Teilung des Heumarkts in einen Süd- und einen Nordteil zur Folge. Den Süden betreffend ist dies heute de facto nicht mehr zu erkennen, zumal der Heumarkt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur im nördlichen Bereich maßstabgerecht wieder aufgebaut wurde.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016 / Ergänzungen zur Lage von Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021/2022)
Internet
landkartenarchiv.de: Plan von Köln 1938, Werbebeigabe des Kaufhauses Carl Peters in Köln, Verlag Ernst Moißl sen., Köln (abgerufen 15.07.2021)
Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert wurden das versumpfte Becken des römischen Hafens und Teile der vorgelagerten Rheininsel zugeschüttet. Dadurch entstanden große Flächen, die dem Umschlag von Gütern dienten. Das Marktviertel erfuhr eine Umstrukturierung zum Stapelplatz, auf dem die Händler der Stadt seit 1259 ihr Vorkaufsrecht über die Waren, die auf dem Rhein transportiert wurden, ausüben konnten. Gehandelt wurden Lebensmittel, Salz, Wein, Vieh, Pferde, Leder, Pelze, Roheisen sowie Rohstoffe für das Bau- und das Textilgewerbe.
Um 1075 entstanden durch eine stadträumliche Abtrennung die beiden Platzanlagen Heumarkt und Alter Markt. Der Heumarkt war Handelsplatz für Getreide, Futtermittel und Gemüse. Im Herbst fanden auf ihm große Viehmärkte statt. 1492 wurde hier das Waaghaus errichtet.
Im Mittelalter diente der Heumarkt auch als Richtstätte für hochgestellte Persönlichkeiten und politische Verbrecher, die innerhalb der Stadt hingerichtet wurden (Irsigler u. Lassotta 2010).
„Politische Verbrecher wurden auf dem Heumarkt hingerichtet. Sonst dienten als Richtstätten der bereits 1356 erwähnte Junkernkirchof bei Mechtern und der Rabenstein bei Melaten. Später (1513) scheint ein anderer Junkernkirchhof vor dem Weyertor für Hinrichtungen benutzt worden zu sein.“ (Keussen 1910, Bd. 1, S. 138)
Der Heumarkt wurde im Laufe der Zeit zum bedeutendsten Platz Kölns und erhielt zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert eine Randbebauung mit vornehmen Kaufmannshäusern, darunter das prächtige Handelshaus „Zum St. Peter” von 1568 (Heumarkt 77).
Der englische Reisende Thomas Coryate (1577-1617, auch Coryat) schrieb 1608: “Der Heumarkt ist der schönste Platz, den ich auf meiner Reise gesehen habe, außer dem Markusplatz in Venedig.”
1727-1730 entstand in der Platzmitte an der Stelle einer früheren Postkutschenstation die Waren- und Produktenbörse im spätbarocken Stil. In den Jahren 1848/49 hatte die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung unter Karl Marx und Friedrich Engels ihren Sitz am Kölner Heumarkt.
2016/17 wurde der Heumarkt mit einer „Drunter und drüber“ betitelten Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums und des Römisch-Germanischen Museums besonders geehrt.
Lage
Bereits die Stadtansicht des Arnold Mercator von 1570 oder der Reinhardtsche Plan von Köln aus dem Jahr 1752 zeigen, dass der Heumarkt-Platz einst deutlich weiter nach Süden hin bis zur damaligen Paradiesgasse reichte (etwa auf Höhe der heutigen Plectrudengasse).
Dies zeigen ebenso anschaulich auch noch die Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme, die Blätter der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) und die topographischen Karten TK 1936-1945 (letzteren folgt die hier verzeichnete Objektgeometrie, vgl. Kartenansichten und Abb.) sowie ein von einem Kölner Kaufhaus Peters vertriebener und recht detaillierter Plan von Köln aus dem Jahr 1938 (landkartenarchiv.de).
Erst die Errichtung des Vorgängerbaus der heutigen Deutzer Brücke ab 1913/15 und vor allem der seit den 1930er-Jahren in mehreren Phasen nachfolgende Ausbau der Brückenrampe mit Durchgangsstraße und Stadtbahn hatten die Teilung des Heumarkts in einen Süd- und einen Nordteil zur Folge. Den Süden betreffend ist dies heute de facto nicht mehr zu erkennen, zumal der Heumarkt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur im nördlichen Bereich maßstabgerecht wieder aufgebaut wurde.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016 / Ergänzungen zur Lage von Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021/2022)
Internet
landkartenarchiv.de: Plan von Köln 1938, Werbebeigabe des Kaufhauses Carl Peters in Köln, Verlag Ernst Moißl sen., Köln (abgerufen 15.07.2021)