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Kollegiatstift Sankt Aposteln
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Der älteste Kirchenbau ist durch Ruotgers „Vita Brunonis” belegt, wonach der Kölner Erzbischof Brun nach seinem Tod in der Kirche vor dem römischen Westtor der Stadt vorübergehend aufgebahrt wurde. Der Neubau dieser Kirche steht in enger Verbindung mit der Gründung des Kanonikerstiftes.
Patrozinium: Maria, Paulus, Apostel.
Orden: Kollegiatstift (Männerkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200):
Der älteste Kirchenbau ist durch Ruotgers „Vita Brunonis“ belegt, wonach der Kölner Erzbischof Brun nach seinem Tod (965) in der Kirche vor dem römischen Westtor der Stadt vorübergehend aufgebahrt wurde. Der Neubau dieser Kirche steht in enger Verbindung mit der Gründung des Kanonikerstiftes, nachdem Erzbischof Warin 980 die ältere Kirche den Kanonissen von St. Ursula übertragen hatte.
Das Datum des Neubaus ist nur mühsam zu erschließen, weil ein Brand im 12. Jahrhundert den gesamten Urkundenbestand vernichtet hat; er machte auch den Bau der heutigen Basilika erforderlich. Der Kölner Erzbischof Heribert mag den Bau II und die Einrichtung eines Stiftes geplant haben, realisiert wurde dieser aber erst durch seinen Nachfolger Pilgrim (1021-36).
Auf ihn scheinen auch die zugrundeliegenden Motive zurückzugehen. Vor allem in jüngster Zeit wurde der Kirchenkranz nach dem Vorbild des Himmlischen Jerusalem diskutiert. St. Aposteln habe den von St. Kunibert über St. Ursula, St. Andreas, St. Gereon, St. Pantaleon und St. Severin vom Rheinufer zum Rheinufer reichenden Bogen geschlossen. Aufschlussreicher indessen ist ein Blick auf das komplizierte Patrozinium und die liturgische Praxis, die insgesamt einen unverkennbaren Rombezug verraten. Ob das Apostelpatrozinium schon der ersten kleinen Vorgängerkirche eigen war, sei dahingestellt.
Mit dem Neubau Pilgrims jedenfalls traten Maria und der Apostel Paulus in den Vordergrund, wobei das Marienpatrozinium um 1200 dominierte, während Paulus im 12. Jahrhundert aus dem Blickfeld verschwand und fortan das Marienpatrozinium mit dem Apostelpatrozinium zu einer Einheit verschmolz. Die Gottesmutter inmitten der Apostelschar am Pfingsttag könnte das Vorbild gewesen sein; so jedenfalls wird die um 1200 geschaffene lichtgebende Kuppel der Basilika gedeutet. Auf dem Stiftssiegel von 1200 zeigt sich Maria von den Aposteln umgeben, wobei Petrus und Paulus besonders hervortreten. Ein deutliches Gewicht kommt dabei dem Apostel Paulus zu.
Die Gründungsreliquien der Märtyrer Felix und Adauctus hatte Erzbischof Pilgrim 1024 von Rom, wo sie in der Nähe des Paulusgrabes ihr Martyrium erlitten hatten, nach Köln überführt; der Kölner Erzbischof Engelbert I. (1218-25) ließ ihnen einen kostbaren Schrein anfertigen, der in St. Aposteln aufgestellt wurde. Pilgrims persönliche Verehrung für den Apostel Paulus könnte durch seine Inthronisation am 29. Juni 1021, dem Fest Peter und Paul, ausgelöst worden sein. Nicht zufällig wählte er die Trias der von Paulus mehrfach verwendeten Tugenden „fides, caritas, spes“ als seinen Wahlspruch, den sein Nachfolger Hermann II. ebenfalls übernahm. Die römische Basilika San Paolo fuori le mure könnte beiläufig ebenfalls zum Vorbild gehören, insofern auch St. Aposteln vor den Toren der Stadt lag. Dieses Bild läßt sich noch mit einem Hinweis auf die Bedeutung des heiligen Stephanus ergänzen.
Im 11. Jahrhundert wurde dem Erzmärtyrer der Hauptaltar in der Krypta von St. Aposteln gewidmet. Stephanus, dessen Steinigung Paulus noch als „Saulus“ beaufsichtigt hatte, bildete in Rom mit den heiligen Diakonen Laurentius und Vincentius eine Dreiergruppe. Der zweite, dem heiligen Laurentius gewidmete Altar in der Krypta knüpfte gleichfalls an das römische Vorbild an. Nicht ohne Absicht war St. Aposteln in den kölnischen Stationsgottesdienst des Osterdienstages einbezogen. Dieser dritte Tag der Osterwoche galt nach Maßgabe des „Missale Romanum“ dem Ostersonntag als gleichrangig. Auch die weiteren zwei Stationsgottesdienste – der Gedenktag für den Kölner Erzbischof Pilgrim am 25. August und das Kirchweihfest (Fest des heiligen Matthäus) am 21. September – hatten einen speziellen Bezug zu St. Aposteln, so dass anzunehmen ist, der Stationsgottesdienst am Osterdienstag wurde St. Aposteln zugesprochen, weil der Tag „more romano“ als Festtag zu betrachten sei.
Anscheinend war St. Aposteln von Anfang an zugleich eine Pfarrei, deren Patrozinium die heilige Katharina war, die zu den 14 Nothelfern gehörte. Der Pfarraltar „in medio ecclesiae“ ist 1251 erstmals erwähnt.
Erzbischof Pilgrim war auch der Gründer des Kanonikerstifts. Woher die ersten Kanoniker kamen, ist unbekannt. Die Stiftsgebäude befanden sich auf der Südseite der Kirche, wo auch die Grabstätten der Kanoniker nachweisbar sind. Ursprünglich zählte das Stift 40 Kanoniker (Engels 2006).
Gegründet 1021/36 (Stift), aufgehoben 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).
Seit dem Jahr 1965 trägt Sankt Aposteln den Ehrentitel einer Basilica minor („kleinere Basilika“). Diese an die vier „großen“ Basilicae maiores in Rom angelehnte Auszeichnung wird seit dem 18. Jahrhundert vom Papst der römisch-katholischen Kirche als besonderer Ehrentitel an bedeutende Kirchengebäude verliehen. In Deutschland gibt es 78 Basilicae minores (Stand 2023).
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2023)
Internet
www.das-alte-koeln.de: Ausschnitte aus dem Gemälde „Friedhof von St. Aposteln mit Blick zum Neumarkt“ von Siegfried Glos (abgerufen 01.06.2021)
www.das-alte-koeln.de: Ausschnitt aus dem Gemälde „Neumarkt“ von Siegfried Glos (abgerufen 01.06.2021)
Orden: Kollegiatstift (Männerkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200):
Der älteste Kirchenbau ist durch Ruotgers „Vita Brunonis“ belegt, wonach der Kölner Erzbischof Brun nach seinem Tod (965) in der Kirche vor dem römischen Westtor der Stadt vorübergehend aufgebahrt wurde. Der Neubau dieser Kirche steht in enger Verbindung mit der Gründung des Kanonikerstiftes, nachdem Erzbischof Warin 980 die ältere Kirche den Kanonissen von St. Ursula übertragen hatte.
Das Datum des Neubaus ist nur mühsam zu erschließen, weil ein Brand im 12. Jahrhundert den gesamten Urkundenbestand vernichtet hat; er machte auch den Bau der heutigen Basilika erforderlich. Der Kölner Erzbischof Heribert mag den Bau II und die Einrichtung eines Stiftes geplant haben, realisiert wurde dieser aber erst durch seinen Nachfolger Pilgrim (1021-36).
Auf ihn scheinen auch die zugrundeliegenden Motive zurückzugehen. Vor allem in jüngster Zeit wurde der Kirchenkranz nach dem Vorbild des Himmlischen Jerusalem diskutiert. St. Aposteln habe den von St. Kunibert über St. Ursula, St. Andreas, St. Gereon, St. Pantaleon und St. Severin vom Rheinufer zum Rheinufer reichenden Bogen geschlossen. Aufschlussreicher indessen ist ein Blick auf das komplizierte Patrozinium und die liturgische Praxis, die insgesamt einen unverkennbaren Rombezug verraten. Ob das Apostelpatrozinium schon der ersten kleinen Vorgängerkirche eigen war, sei dahingestellt.
Mit dem Neubau Pilgrims jedenfalls traten Maria und der Apostel Paulus in den Vordergrund, wobei das Marienpatrozinium um 1200 dominierte, während Paulus im 12. Jahrhundert aus dem Blickfeld verschwand und fortan das Marienpatrozinium mit dem Apostelpatrozinium zu einer Einheit verschmolz. Die Gottesmutter inmitten der Apostelschar am Pfingsttag könnte das Vorbild gewesen sein; so jedenfalls wird die um 1200 geschaffene lichtgebende Kuppel der Basilika gedeutet. Auf dem Stiftssiegel von 1200 zeigt sich Maria von den Aposteln umgeben, wobei Petrus und Paulus besonders hervortreten. Ein deutliches Gewicht kommt dabei dem Apostel Paulus zu.
Die Gründungsreliquien der Märtyrer Felix und Adauctus hatte Erzbischof Pilgrim 1024 von Rom, wo sie in der Nähe des Paulusgrabes ihr Martyrium erlitten hatten, nach Köln überführt; der Kölner Erzbischof Engelbert I. (1218-25) ließ ihnen einen kostbaren Schrein anfertigen, der in St. Aposteln aufgestellt wurde. Pilgrims persönliche Verehrung für den Apostel Paulus könnte durch seine Inthronisation am 29. Juni 1021, dem Fest Peter und Paul, ausgelöst worden sein. Nicht zufällig wählte er die Trias der von Paulus mehrfach verwendeten Tugenden „fides, caritas, spes“ als seinen Wahlspruch, den sein Nachfolger Hermann II. ebenfalls übernahm. Die römische Basilika San Paolo fuori le mure könnte beiläufig ebenfalls zum Vorbild gehören, insofern auch St. Aposteln vor den Toren der Stadt lag. Dieses Bild läßt sich noch mit einem Hinweis auf die Bedeutung des heiligen Stephanus ergänzen.
Im 11. Jahrhundert wurde dem Erzmärtyrer der Hauptaltar in der Krypta von St. Aposteln gewidmet. Stephanus, dessen Steinigung Paulus noch als „Saulus“ beaufsichtigt hatte, bildete in Rom mit den heiligen Diakonen Laurentius und Vincentius eine Dreiergruppe. Der zweite, dem heiligen Laurentius gewidmete Altar in der Krypta knüpfte gleichfalls an das römische Vorbild an. Nicht ohne Absicht war St. Aposteln in den kölnischen Stationsgottesdienst des Osterdienstages einbezogen. Dieser dritte Tag der Osterwoche galt nach Maßgabe des „Missale Romanum“ dem Ostersonntag als gleichrangig. Auch die weiteren zwei Stationsgottesdienste – der Gedenktag für den Kölner Erzbischof Pilgrim am 25. August und das Kirchweihfest (Fest des heiligen Matthäus) am 21. September – hatten einen speziellen Bezug zu St. Aposteln, so dass anzunehmen ist, der Stationsgottesdienst am Osterdienstag wurde St. Aposteln zugesprochen, weil der Tag „more romano“ als Festtag zu betrachten sei.
Anscheinend war St. Aposteln von Anfang an zugleich eine Pfarrei, deren Patrozinium die heilige Katharina war, die zu den 14 Nothelfern gehörte. Der Pfarraltar „in medio ecclesiae“ ist 1251 erstmals erwähnt.
Erzbischof Pilgrim war auch der Gründer des Kanonikerstifts. Woher die ersten Kanoniker kamen, ist unbekannt. Die Stiftsgebäude befanden sich auf der Südseite der Kirche, wo auch die Grabstätten der Kanoniker nachweisbar sind. Ursprünglich zählte das Stift 40 Kanoniker (Engels 2006).
Gegründet 1021/36 (Stift), aufgehoben 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).
Seit dem Jahr 1965 trägt Sankt Aposteln den Ehrentitel einer Basilica minor („kleinere Basilika“). Diese an die vier „großen“ Basilicae maiores in Rom angelehnte Auszeichnung wird seit dem 18. Jahrhundert vom Papst der römisch-katholischen Kirche als besonderer Ehrentitel an bedeutende Kirchengebäude verliehen. In Deutschland gibt es 78 Basilicae minores (Stand 2023).
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2023)
Internet
www.das-alte-koeln.de: Ausschnitte aus dem Gemälde „Friedhof von St. Aposteln mit Blick zum Neumarkt“ von Siegfried Glos (abgerufen 01.06.2021)
www.das-alte-koeln.de: Ausschnitt aus dem Gemälde „Neumarkt“ von Siegfried Glos (abgerufen 01.06.2021)