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Lern- und Gedenkort Jawne mit Kindergedenkstätte Löwenbrunnen
Was ihr entdecken könnt
Seit 2005 befindet sich im Bereich des früheren Schulhofs des jüdischen Reform-Realgymnasiums Jawne die Kindergedenkstätte Löwenbrunnen und der Lern- und Gedenkort Jawne, der als „Museum zur Geschichte jüdischer Kindheit und Jugend in Köln“ die Erinnerung an die Schule lebendig hält.
Auf dem heutigen Erich-Klibansky-Platz befand sich der Schulhof des von 1919 bis 1942 bestehenden Reformrealgymnasiums „Jawne“ der jüdisch-orthodoxen Gemeinde „Adass Jeschurun“.
Die einzige weiterführende jüdische Schule im Rheinland
1919 gründete der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde „Adass Jeschurun“, Emanuel Carlebach (1874-1927), das Reformrealgymnasium „Jawne“.
1925 wurde es staatlich anerkannt und zum Ende der 1920er Jahre bereits von mehr als 400 jüdischen Schüler*innen besucht, die auch aus anderen jüdischen Gemeinden im Kölner Stadtgebiet kamen.
Dr. Erich Klibansky leitete die Schule ab 1929 und erkannte früh die Bedrohung durch das nationalsozialistische Regime: Er stärkte den Unterricht in Englisch und Neuhebräisch. Schließlich plante er, die gesamte Schule sukzessive nach Großbritannien zu verlegen. Ungefähr 130 Schüler*innen konnten mittels der sogenannten Kindertransporte nach England ausreisen. Sie durften allerdings nicht in Begleitung ihrer Eltern sein.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Emigration unmöglich. 1942 wurde die Schule geschlossen und Erich Klibansky mit seiner Familie und über 1000 weiteren jüdischen Menschen aus Köln in die Nähe von Minsk deportiert. Alle Insassen des Transportes wurden bei der Ankunft ermordet. Im Jahr darauf wurde das Schulgebäude durch einen Bombentreffer zerstört.
Der Lern- und Gedenkort Jawne
Der bis dahin namenlose Platz zwischen St. Apern- und Helenenstraße wurde 1990 nach langem Bemühen von Kölner Bürger*innen nach Erich Klibansky benannt. In seiner Mitte setzte ein überlebender Schüler der „Jawne“ den aus Köln deportierten jüdischen Kindern mit dem Löwenbrunnen ein Denkmal: In der Mitte des achteckigen Beckens hält der auf einer Säule stehende, brüllende Löwe von Juda die Tafeln mit den Zehn Geboten in seiner Tatze. Auf Bronzetafeln an den Außenwänden des Brunnens sind die Namen deportierter jüdischer Kinder aus Köln zu lesen.
Hinter dem Brunnen erinnert seit 2005 ein kleines Museum an die „Kinder vom Schulhof nebenan“, so der Titel der aktuellen, von der Historikerin Cordula Lissner konzipierten Ausstellung. Der Lern- und Gedenkort geht zurück auf Dieter (1931-1994) und Irene Corbach (1937-2005), die sich ab den 1980er Jahren intensiv mit der NS-Zeit in Köln auseinandersetzten und ihre Sammlung dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln vermachten.
(Antonia Frinken, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2024)
Die einzige weiterführende jüdische Schule im Rheinland
1919 gründete der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde „Adass Jeschurun“, Emanuel Carlebach (1874-1927), das Reformrealgymnasium „Jawne“.
1925 wurde es staatlich anerkannt und zum Ende der 1920er Jahre bereits von mehr als 400 jüdischen Schüler*innen besucht, die auch aus anderen jüdischen Gemeinden im Kölner Stadtgebiet kamen.
Dr. Erich Klibansky leitete die Schule ab 1929 und erkannte früh die Bedrohung durch das nationalsozialistische Regime: Er stärkte den Unterricht in Englisch und Neuhebräisch. Schließlich plante er, die gesamte Schule sukzessive nach Großbritannien zu verlegen. Ungefähr 130 Schüler*innen konnten mittels der sogenannten Kindertransporte nach England ausreisen. Sie durften allerdings nicht in Begleitung ihrer Eltern sein.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Emigration unmöglich. 1942 wurde die Schule geschlossen und Erich Klibansky mit seiner Familie und über 1000 weiteren jüdischen Menschen aus Köln in die Nähe von Minsk deportiert. Alle Insassen des Transportes wurden bei der Ankunft ermordet. Im Jahr darauf wurde das Schulgebäude durch einen Bombentreffer zerstört.
Der Lern- und Gedenkort Jawne
Der bis dahin namenlose Platz zwischen St. Apern- und Helenenstraße wurde 1990 nach langem Bemühen von Kölner Bürger*innen nach Erich Klibansky benannt. In seiner Mitte setzte ein überlebender Schüler der „Jawne“ den aus Köln deportierten jüdischen Kindern mit dem Löwenbrunnen ein Denkmal: In der Mitte des achteckigen Beckens hält der auf einer Säule stehende, brüllende Löwe von Juda die Tafeln mit den Zehn Geboten in seiner Tatze. Auf Bronzetafeln an den Außenwänden des Brunnens sind die Namen deportierter jüdischer Kinder aus Köln zu lesen.
Hinter dem Brunnen erinnert seit 2005 ein kleines Museum an die „Kinder vom Schulhof nebenan“, so der Titel der aktuellen, von der Historikerin Cordula Lissner konzipierten Ausstellung. Der Lern- und Gedenkort geht zurück auf Dieter (1931-1994) und Irene Corbach (1937-2005), die sich ab den 1980er Jahren intensiv mit der NS-Zeit in Köln auseinandersetzten und ihre Sammlung dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln vermachten.
(Antonia Frinken, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2024)