spot
Schloss Bensberg
Was ihr entdecken könnt
Mitten in Bensberg oberhalb des Ortes thront das als Jagdschloss erbaute Schloss Bensberg. Mit seiner wechselvollen Geschichte hat es sowohl den Ort als auch eine ganze Region geprägt. Heute zählt es zu den schönsten Schlossbauten im Rheinland.
Schloss Bensberg, auch das „neue“ Bensberger Schloss genannt, ist im 18. Jahrhundert als Jagd und Lustschloss von Johann Wilhelm II. Herzog von Jülich-Berg (1658-1716, genannt „Jan Wellem“) erbaut worden.
Baugeschichte
Entwicklung des Schlosses nach Johan Wilhelms Tod
Das Schloss unter französischer Herrschaft
Das Schloss als Kadettenhaus
Das Schloss nach dem Ersten Weltkrieg
Bedeutung des Schlosses für die Region
Baugeschichte
Der Herzog, auch „Jan Wellem“ genannt, jagte bevorzugt im nahegelegenen Königsforst. Bereits in frühen Jahren verbrachte der Herzog die Herbstzeit in der alten Bensberger Burg. Obwohl die Residenz des Herzogs in Düsseldorf gelegen war, bestand ein besonderes Interesse an Bensberg und seiner Umgebung. Zusammen mit seiner ersten und zweiten Frau residierte er regelmäßig in Bensberg. Jan Wellems zweite Frau Anna Maria Luisa de' Medici, die eine Tochter des Großherzogs der Toskana war, soll die Liebe zu Bensberg mit ihrem Mann besonders geteilt haben. Grund hierfür sei das hügelige Landschaftsbild, dass sie an ihre toskanische Heimat erinnerte (Dobisch 1938).
Da die alte Burg Bensberg den Ansprüchen des Herzogs und seinen Repräsentations- und Selbstdarstellungswünschen nicht mehr entsprach und aus Liebe zu seiner Frau, erwuchs der Plan der Errichtung eines neuen Schlosses in Bensberg. 1703 engagierte der Herzog Graf Matteo d'Alberti und Aloysius Bartolus für den Entwurf und Bau. Als ideales Grundstück für den geplanten Bau bot sich ein nördlich der alten Burg gelegener Hügel an, auf dem zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch ein Jagdhaus gestanden hatte. Um die gewünschte Größe des Grundstückes für den Bau des Schlosses zu erreichen, musste der Hügel vor allem nach Westen hin, durch Aufschüttungen, stark vergrößert werden (Kluxen 1978).
Auf Wunsch des Kurfürsten wurde eine Gebäudegruppierung für das Schloss entworfen, die den barocken Idealen des Zeitgeistes entsprach. Als Vorbilder für das Schloss gelten Versailles bei Paris, das der Herzog einige Jahre zuvor besucht hatte, und das Wiener Schloss Schönbrunn. Als niederrheinisch-münsterländisches Element fügte Matteo d'Alberti fünf Kuppeln hinzu. Es entstand ein mehrflügeliger, von vorn nach hinten hochgestaffelter Bau mit eindrucksvollem Corps de Logis (Mittelbau) und turmartiger Loslösung der Eckbauten vom Mittelbau mit Eckkuppeln und Hauptkuppeln, sowie flankierenden dreigeschossigen Seitenflügeln, welcher sich in der Landschaft gut einfügte. Der aus marmorähnlichem, weißem Kalkstein errichtete Bau wurde in acht Jahren Bauzeit errichtet. Die Blickachse vom Schloss wurde dabei bewusst so ausgewählt, dass in direkter Linie die Stadt Köln mit dem Kölner Dom im Zentrum zu sehen sind (Dobisch 1938 / Kluxen 1978).
Für die Innengestaltung ließ Johan Wilhelm II. zahllose, bedeutende Künstler wie Antonio Belluci, Jan Weenix und Antonio Pellegrini engagieren. Goethe, der das Schloss 1774 besuchte, muss tief beeindruckt gewesen sein und schrieb über die Pracht des Schlosses:
„Deutlicher ist mir eine Fahrt nach dem Jagdschloss Bensberg, das auf der rechten Seite des Rheins gelegen, der herrlichsten Aussicht genoss … Was mich daselbst über alle Maßen entzückte, waren die Wandverzierungen durch Weenix … Schloss und Dorf liegen auf einem hohen Berge, von dem man viele Meilen voll Wälder, Äcker und Heiden, in der Ferne eine Strecke des Rheines und die berühmten Sieben Berge sieht. … Ich glaube, dass die Götter dann und wann auf einer silbernen Wolke so ihren Nektar trinken und die Hälfte der Erde übersehen!“ (Precht-von Taboritzki 1996).
Die vollständige Fertigstellung konnte Jan Wellem nicht mehr erleben. Im Jahre 1716 verstarb er und hinterließ das Schloss im Inneren unvollendet. Sein Nachfolger residierte hauptsächlich in der Pfalz und nur selten im Rheinland (Kluxen 1978).
Entwicklung des Schlosses nach Johan Wilhelms Tod
Während der Koalitionskriege 1792-1815 wurden in Bensberg österreichische Truppen einquartiert. Ohne das Einverständnis des Herzogs Karl Theodor von Jülich-Berg (1724-1799) traf eine Kommission im Schloss ein, die das Mobiliar und die Kunstgegenstände in einem Raum im Hauptgebäude zusammen trugen, da diese unversehrt bleiben sollten. Im Februar 1793 wurden im Schloss 917 Kranke, 86 kommandierte Betreuer und 26 Frauen untergebracht. Obwohl der Herzog das nachgereichte Ersuch, das Schloss als Lazarett zu benutzen, aus Angst den Neutralitätsstatus zu verlieren, abgelehnt hatte, blieb das Lazarett bestehen. Das kaiserliche Generalkommissariat in Köln hatte sich dazu bereit erklärt, alle Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, die die Hofkammer des Herzogs für notwendig erachtete (Kluxen 1978 / Dobisch 1938).
Nach dem Sieg der österreichischen Truppen am 18. März 1793 kamen weitere Verwundete und Kranke im Lazarett hinzu. Der zusätzlichen Belegung fielen einige Einrichtungsgegenstände zum Opfer. Als Ende März des gleichen Jahres eine Typhusepidemie im Schloss ausbrach, die kurz darauf auf die umliegenden Dörfer übergriff, kam es zum Massensterben im Lazarett. Da sich im Laufe des Krieges die Lage zu Ungunsten Österreichs änderte und die Truppen von der Maaslinie wieder an den Rhein zurück gedrängt wurden, ließ die Notlage keine Vorsicht gegenüber den Erkrankten mehr zu. So wurde neben den Klöstern Siegburg und Heisterbach jetzt auch das Schloss ohne Rücksicht auf die gesperrten Räumlichkeiten voll genutzt. Bis zum Ende des Krieges finden mehr als 3.000 Tote aus Bensberg im nahe gelegenen Milchborntal die letzte Ruhe (Kluxen 1978).
Das Schloss unter französischer Herrschaft
Während der Herrschaft der Franzosen am Rhein wurde das Schloss als Lazarett nun für die französischen Truppen genutzt. 1813 wurden die Kranken von Münster über Solingen nach Bensberg gebracht. Am Mai 1813 kamen die ersten 180 Kranken in Bensberg an. Bei der Bevölkerung rief das Einquartieren die Erinnerungen an die Epidemien der vergangenen Jahre hervor, so dass diese nur mit äußerstem Unmut die Einquartierungen hinnahm. Das Schloss blieb für mehrere Monate vollends belegt. Im November des gleichen Jahres wurde das gesamte Spitalmobiliar nach Deutz transportiert. Ein Jahr nach dem Abzug der Kranken beklagten Anwohner immer noch im völlig zugrunde gerichteten Schloss einen leichten Krankengeruch. Die verstorbenen Franzosen wurden in direkter Nachbarschaft zu den Österreichern im Milchborntal beigesetzt (Kluxen 1978).
Das Schloss als Kadettenhaus
Die meisten Kunsteinrichtungsgegenstände aus dem Schloss waren bereits um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entweder zerstört oder aber abtransportiert worden. Auf einer Odyssee durchs Land gelangten die wenigen noch erhaltenen Stücke 1805 nach München und bildeten dort den Grundstock für die Pinakothek. Das Schloss hatte in den Kriegsjahren erheblich gelitten und war teils verfallen und leer geräumt. In den Jahren 1819 bis 1832 diente das Gebäude als Militärlazarett für Augenkrankheiten. Bei einem Besuch des Kronprinzen von Preußen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., in den 1820er Jahren, äußerte dieser den Wunsch, das Schloss seiner ursprünglichen Bestimmung zurückzugeben.
Die militärischen Bedürfnisse Preußens erforderten jedoch gerade durch die neu eingeführte Wehrpflicht neue Kadettenanstalten, die sich nach nüchterner Meinung der preußischen Verwaltung am besten in den landesfürstlichen Schlössern der neu erworbenen Provinzen unterbringen ließen. 1834 erhielt der preußische Kriegsminister vom König den Befehl, sich für ein neues Kadettenhaus in der Rheinprovinz entsprechende Lokalitäten anzusehen. Obwohl die Schlösser Benrath, Engers und Brühl ebenfalls inspiziert wurden, fiel die Wahl durch den nahegelegenen Schießplatz in Wahn und die Nähe zur Garnisonsstadt Köln auf Bensberg. 1834 brachte der Garnisonsbaudirektor einen Entwurf zu baulichen Änderung vor, der vorsah, die bauliche Substanz zu schonen und nicht völlig zu entfremden. Dieser Entwurf wurde jedoch abgelehnt und im Mai 1838 der Vorschlag eines Major Schulz angenommen (Gertner 1862 / Kluxen 1978). Dieser sah vor, die zweite und dritte Etage in allen Bauten durch eine geänderte Deckenhöhe in künftig drei Etagen umzuwandeln. Zudem sollten das Hauptgebäude durch Schließung der Mittelfront verbreitert werden.
Im Oktober desselben Jahres wurde die Schlosskapelle gesprengt. Bei der Sprengung kamen drei Arbeiter ums Leben und ein vierter wurde schwer verletzt. Daraufhin wurde die Umbauleitung Major Schulz entzogen und an Garnisonsdirektor Schnitzler und Garnisonsinspekteur Oberst Huene übertragen, die eine Abänderung des ursprünglichen Entwurfes erwirken konnten. Im Oktober 1840 wurde die Anstalt feierlich eröffnet. 1841 wurden die Neubauten, die beiden zweistöckigen Vordergebäude auf dem Fundament des früheren Corps, sowie der nördliche und südliche Anbau eingeweiht. Die zweistöckigen Nebengebäude verlängerten somit die ehemals quadratische Anlage zu einem gestreckten Rechteck. Auch im Inneren wurden die ehemaligen Prunkräume stark verbaut und durchschnitten. Bereits 1841 erging eine Kabinettsorder an den Kriegsminister, in der das Missfallen über die Verschandelung des Schlosses Ausdruck fand. Trotz allem änderte sich an der Situation nichts. Das Schloss war zu einem militärischen Nutzbau geworden. Bis zum 9. November 1918 blieb das Schloss Kadettenhaus (Kluxen 1978). Während dieser Zeit wurden etwa 5.000 preußische Kadetten im Schloss ausgebildet.
Das Schloss nach dem Ersten Weltkrieg
Im November 1918 ging das Schloss in die Obhut der Gemeinde über. Nach dem Abzug der Besatzung im Herbst 1922 zog das Bürgermeisteramt in den Südflügel des Schlosses ein. Nur 13 Jahre später – am 1. Juni 1935 als „NAPOLA Bensberg“ und zugleich Einsatzort für KZ-Häftlinge – wurde das Schloss zur nationalsozialistischen Erziehungsanstalt ausgebaut (Schulte / Zühlke 2005). Die Gemeinde war froh, aus der Verantwortung für das Schloss entlassen zu werden, und stimmte der geplanten exklusiven „Führerschule“ zu. Die Umnutzung kam dieses Mal der Bausubstanz zu Gute; so wurde der ursprüngliche Baugedanke wiederaufgenommen. Die Dreifachstaffelung der Hoffassade wurde wieder rekonstruiert und auch die ursprünglichen Räume in ihrer Größe wiederhergestellt. Lediglich die umgelegten Treppenhäuser wurden aus praktischen Gründen beibehalten. Somit wurde eine Vielzahl der preußischen, baulichen Sünden wieder beseitigt (Kluxen 1978).
Nach dem Ende des Krieges nutzen englische und belgische Truppen das Schloss als Quartier. Von 1965 bis 1989 war das Schloss Sitz der belgischen Auslandsschule. Mit dem Abzug der belgischen Streitkräfte wurde Schloss Bensberg erneut frei und suchte eine neue Bestimmung. Im Jahr 1997 wurde die Anlage von Investoren aufwändig renoviert und restauriert, um es zu einem Luxushotel umzugestalten, das im Jahr 2000 eröffnete.
Bedeutung des Schlosses für die Region
Der Bau des neuen Schlosses durch Johann Wilhelm II. und der Bau der neuen Verkehrsachse vom Schloss nach Rath hat Bensberg und die umliegende Region nachhaltig verändert. Durch die Veränderung des Ost-Westverkehrsweges der Altstraße Köln-Olpe vom weiter südlich verlaufenden alten Transekts (gedachte Linie im Gelände oder Untersuchungsgebiet) durch den Königsforst nach Bensberg, hat der Ort langfristig profitiert. Aufgrund der am Rheinland nicht übermäßig interessierten Nachfolger des ersten Schlossherren „Jan Wellem“ konnte Bensberg nicht weiter von der Anwesenheit des Adels profitieren und als Herrschersitz weiter aufsteigen. Die neu angelegte Rather Straße zum Schloss vereinfachte den Zugang zu den in späteren Jahren gegründeten Erzgruben im Königsforst und vereinfachte den Warentransport ins Rheintal.
Für den Bau des Schlosses wurde eine Vielzahl an Arbeitern benötigt, die in die umliegenden Dörfer und Gemeinden zogen. Diese Arbeiter und der Hofstaat vergrößerten Bensberg nachhaltig, sowohl die Einwohnerzahl als auch die bauliche Substanz. Das neue Schloss Bensberg ist als Entwicklungsmotor für die zweite Phase des Aufschwungs der Bensberger Region anzusehen, der durch seine reine Anwesenheit die Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte stets für die jeweiligen Landesherren interessant machte.
(Fabian Lagodny, Universität Bonn, 2013)
Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (abgerufen 15.07.2019)
Baugeschichte
Entwicklung des Schlosses nach Johan Wilhelms Tod
Das Schloss unter französischer Herrschaft
Das Schloss als Kadettenhaus
Das Schloss nach dem Ersten Weltkrieg
Bedeutung des Schlosses für die Region
Baugeschichte
Der Herzog, auch „Jan Wellem“ genannt, jagte bevorzugt im nahegelegenen Königsforst. Bereits in frühen Jahren verbrachte der Herzog die Herbstzeit in der alten Bensberger Burg. Obwohl die Residenz des Herzogs in Düsseldorf gelegen war, bestand ein besonderes Interesse an Bensberg und seiner Umgebung. Zusammen mit seiner ersten und zweiten Frau residierte er regelmäßig in Bensberg. Jan Wellems zweite Frau Anna Maria Luisa de' Medici, die eine Tochter des Großherzogs der Toskana war, soll die Liebe zu Bensberg mit ihrem Mann besonders geteilt haben. Grund hierfür sei das hügelige Landschaftsbild, dass sie an ihre toskanische Heimat erinnerte (Dobisch 1938).
Da die alte Burg Bensberg den Ansprüchen des Herzogs und seinen Repräsentations- und Selbstdarstellungswünschen nicht mehr entsprach und aus Liebe zu seiner Frau, erwuchs der Plan der Errichtung eines neuen Schlosses in Bensberg. 1703 engagierte der Herzog Graf Matteo d'Alberti und Aloysius Bartolus für den Entwurf und Bau. Als ideales Grundstück für den geplanten Bau bot sich ein nördlich der alten Burg gelegener Hügel an, auf dem zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch ein Jagdhaus gestanden hatte. Um die gewünschte Größe des Grundstückes für den Bau des Schlosses zu erreichen, musste der Hügel vor allem nach Westen hin, durch Aufschüttungen, stark vergrößert werden (Kluxen 1978).
Auf Wunsch des Kurfürsten wurde eine Gebäudegruppierung für das Schloss entworfen, die den barocken Idealen des Zeitgeistes entsprach. Als Vorbilder für das Schloss gelten Versailles bei Paris, das der Herzog einige Jahre zuvor besucht hatte, und das Wiener Schloss Schönbrunn. Als niederrheinisch-münsterländisches Element fügte Matteo d'Alberti fünf Kuppeln hinzu. Es entstand ein mehrflügeliger, von vorn nach hinten hochgestaffelter Bau mit eindrucksvollem Corps de Logis (Mittelbau) und turmartiger Loslösung der Eckbauten vom Mittelbau mit Eckkuppeln und Hauptkuppeln, sowie flankierenden dreigeschossigen Seitenflügeln, welcher sich in der Landschaft gut einfügte. Der aus marmorähnlichem, weißem Kalkstein errichtete Bau wurde in acht Jahren Bauzeit errichtet. Die Blickachse vom Schloss wurde dabei bewusst so ausgewählt, dass in direkter Linie die Stadt Köln mit dem Kölner Dom im Zentrum zu sehen sind (Dobisch 1938 / Kluxen 1978).
Für die Innengestaltung ließ Johan Wilhelm II. zahllose, bedeutende Künstler wie Antonio Belluci, Jan Weenix und Antonio Pellegrini engagieren. Goethe, der das Schloss 1774 besuchte, muss tief beeindruckt gewesen sein und schrieb über die Pracht des Schlosses:
„Deutlicher ist mir eine Fahrt nach dem Jagdschloss Bensberg, das auf der rechten Seite des Rheins gelegen, der herrlichsten Aussicht genoss … Was mich daselbst über alle Maßen entzückte, waren die Wandverzierungen durch Weenix … Schloss und Dorf liegen auf einem hohen Berge, von dem man viele Meilen voll Wälder, Äcker und Heiden, in der Ferne eine Strecke des Rheines und die berühmten Sieben Berge sieht. … Ich glaube, dass die Götter dann und wann auf einer silbernen Wolke so ihren Nektar trinken und die Hälfte der Erde übersehen!“ (Precht-von Taboritzki 1996).
Die vollständige Fertigstellung konnte Jan Wellem nicht mehr erleben. Im Jahre 1716 verstarb er und hinterließ das Schloss im Inneren unvollendet. Sein Nachfolger residierte hauptsächlich in der Pfalz und nur selten im Rheinland (Kluxen 1978).
Entwicklung des Schlosses nach Johan Wilhelms Tod
Während der Koalitionskriege 1792-1815 wurden in Bensberg österreichische Truppen einquartiert. Ohne das Einverständnis des Herzogs Karl Theodor von Jülich-Berg (1724-1799) traf eine Kommission im Schloss ein, die das Mobiliar und die Kunstgegenstände in einem Raum im Hauptgebäude zusammen trugen, da diese unversehrt bleiben sollten. Im Februar 1793 wurden im Schloss 917 Kranke, 86 kommandierte Betreuer und 26 Frauen untergebracht. Obwohl der Herzog das nachgereichte Ersuch, das Schloss als Lazarett zu benutzen, aus Angst den Neutralitätsstatus zu verlieren, abgelehnt hatte, blieb das Lazarett bestehen. Das kaiserliche Generalkommissariat in Köln hatte sich dazu bereit erklärt, alle Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, die die Hofkammer des Herzogs für notwendig erachtete (Kluxen 1978 / Dobisch 1938).
Nach dem Sieg der österreichischen Truppen am 18. März 1793 kamen weitere Verwundete und Kranke im Lazarett hinzu. Der zusätzlichen Belegung fielen einige Einrichtungsgegenstände zum Opfer. Als Ende März des gleichen Jahres eine Typhusepidemie im Schloss ausbrach, die kurz darauf auf die umliegenden Dörfer übergriff, kam es zum Massensterben im Lazarett. Da sich im Laufe des Krieges die Lage zu Ungunsten Österreichs änderte und die Truppen von der Maaslinie wieder an den Rhein zurück gedrängt wurden, ließ die Notlage keine Vorsicht gegenüber den Erkrankten mehr zu. So wurde neben den Klöstern Siegburg und Heisterbach jetzt auch das Schloss ohne Rücksicht auf die gesperrten Räumlichkeiten voll genutzt. Bis zum Ende des Krieges finden mehr als 3.000 Tote aus Bensberg im nahe gelegenen Milchborntal die letzte Ruhe (Kluxen 1978).
Das Schloss unter französischer Herrschaft
Während der Herrschaft der Franzosen am Rhein wurde das Schloss als Lazarett nun für die französischen Truppen genutzt. 1813 wurden die Kranken von Münster über Solingen nach Bensberg gebracht. Am Mai 1813 kamen die ersten 180 Kranken in Bensberg an. Bei der Bevölkerung rief das Einquartieren die Erinnerungen an die Epidemien der vergangenen Jahre hervor, so dass diese nur mit äußerstem Unmut die Einquartierungen hinnahm. Das Schloss blieb für mehrere Monate vollends belegt. Im November des gleichen Jahres wurde das gesamte Spitalmobiliar nach Deutz transportiert. Ein Jahr nach dem Abzug der Kranken beklagten Anwohner immer noch im völlig zugrunde gerichteten Schloss einen leichten Krankengeruch. Die verstorbenen Franzosen wurden in direkter Nachbarschaft zu den Österreichern im Milchborntal beigesetzt (Kluxen 1978).
Das Schloss als Kadettenhaus
Die meisten Kunsteinrichtungsgegenstände aus dem Schloss waren bereits um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entweder zerstört oder aber abtransportiert worden. Auf einer Odyssee durchs Land gelangten die wenigen noch erhaltenen Stücke 1805 nach München und bildeten dort den Grundstock für die Pinakothek. Das Schloss hatte in den Kriegsjahren erheblich gelitten und war teils verfallen und leer geräumt. In den Jahren 1819 bis 1832 diente das Gebäude als Militärlazarett für Augenkrankheiten. Bei einem Besuch des Kronprinzen von Preußen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., in den 1820er Jahren, äußerte dieser den Wunsch, das Schloss seiner ursprünglichen Bestimmung zurückzugeben.
Die militärischen Bedürfnisse Preußens erforderten jedoch gerade durch die neu eingeführte Wehrpflicht neue Kadettenanstalten, die sich nach nüchterner Meinung der preußischen Verwaltung am besten in den landesfürstlichen Schlössern der neu erworbenen Provinzen unterbringen ließen. 1834 erhielt der preußische Kriegsminister vom König den Befehl, sich für ein neues Kadettenhaus in der Rheinprovinz entsprechende Lokalitäten anzusehen. Obwohl die Schlösser Benrath, Engers und Brühl ebenfalls inspiziert wurden, fiel die Wahl durch den nahegelegenen Schießplatz in Wahn und die Nähe zur Garnisonsstadt Köln auf Bensberg. 1834 brachte der Garnisonsbaudirektor einen Entwurf zu baulichen Änderung vor, der vorsah, die bauliche Substanz zu schonen und nicht völlig zu entfremden. Dieser Entwurf wurde jedoch abgelehnt und im Mai 1838 der Vorschlag eines Major Schulz angenommen (Gertner 1862 / Kluxen 1978). Dieser sah vor, die zweite und dritte Etage in allen Bauten durch eine geänderte Deckenhöhe in künftig drei Etagen umzuwandeln. Zudem sollten das Hauptgebäude durch Schließung der Mittelfront verbreitert werden.
Im Oktober desselben Jahres wurde die Schlosskapelle gesprengt. Bei der Sprengung kamen drei Arbeiter ums Leben und ein vierter wurde schwer verletzt. Daraufhin wurde die Umbauleitung Major Schulz entzogen und an Garnisonsdirektor Schnitzler und Garnisonsinspekteur Oberst Huene übertragen, die eine Abänderung des ursprünglichen Entwurfes erwirken konnten. Im Oktober 1840 wurde die Anstalt feierlich eröffnet. 1841 wurden die Neubauten, die beiden zweistöckigen Vordergebäude auf dem Fundament des früheren Corps, sowie der nördliche und südliche Anbau eingeweiht. Die zweistöckigen Nebengebäude verlängerten somit die ehemals quadratische Anlage zu einem gestreckten Rechteck. Auch im Inneren wurden die ehemaligen Prunkräume stark verbaut und durchschnitten. Bereits 1841 erging eine Kabinettsorder an den Kriegsminister, in der das Missfallen über die Verschandelung des Schlosses Ausdruck fand. Trotz allem änderte sich an der Situation nichts. Das Schloss war zu einem militärischen Nutzbau geworden. Bis zum 9. November 1918 blieb das Schloss Kadettenhaus (Kluxen 1978). Während dieser Zeit wurden etwa 5.000 preußische Kadetten im Schloss ausgebildet.
Das Schloss nach dem Ersten Weltkrieg
Im November 1918 ging das Schloss in die Obhut der Gemeinde über. Nach dem Abzug der Besatzung im Herbst 1922 zog das Bürgermeisteramt in den Südflügel des Schlosses ein. Nur 13 Jahre später – am 1. Juni 1935 als „NAPOLA Bensberg“ und zugleich Einsatzort für KZ-Häftlinge – wurde das Schloss zur nationalsozialistischen Erziehungsanstalt ausgebaut (Schulte / Zühlke 2005). Die Gemeinde war froh, aus der Verantwortung für das Schloss entlassen zu werden, und stimmte der geplanten exklusiven „Führerschule“ zu. Die Umnutzung kam dieses Mal der Bausubstanz zu Gute; so wurde der ursprüngliche Baugedanke wiederaufgenommen. Die Dreifachstaffelung der Hoffassade wurde wieder rekonstruiert und auch die ursprünglichen Räume in ihrer Größe wiederhergestellt. Lediglich die umgelegten Treppenhäuser wurden aus praktischen Gründen beibehalten. Somit wurde eine Vielzahl der preußischen, baulichen Sünden wieder beseitigt (Kluxen 1978).
Nach dem Ende des Krieges nutzen englische und belgische Truppen das Schloss als Quartier. Von 1965 bis 1989 war das Schloss Sitz der belgischen Auslandsschule. Mit dem Abzug der belgischen Streitkräfte wurde Schloss Bensberg erneut frei und suchte eine neue Bestimmung. Im Jahr 1997 wurde die Anlage von Investoren aufwändig renoviert und restauriert, um es zu einem Luxushotel umzugestalten, das im Jahr 2000 eröffnete.
Bedeutung des Schlosses für die Region
Der Bau des neuen Schlosses durch Johann Wilhelm II. und der Bau der neuen Verkehrsachse vom Schloss nach Rath hat Bensberg und die umliegende Region nachhaltig verändert. Durch die Veränderung des Ost-Westverkehrsweges der Altstraße Köln-Olpe vom weiter südlich verlaufenden alten Transekts (gedachte Linie im Gelände oder Untersuchungsgebiet) durch den Königsforst nach Bensberg, hat der Ort langfristig profitiert. Aufgrund der am Rheinland nicht übermäßig interessierten Nachfolger des ersten Schlossherren „Jan Wellem“ konnte Bensberg nicht weiter von der Anwesenheit des Adels profitieren und als Herrschersitz weiter aufsteigen. Die neu angelegte Rather Straße zum Schloss vereinfachte den Zugang zu den in späteren Jahren gegründeten Erzgruben im Königsforst und vereinfachte den Warentransport ins Rheintal.
Für den Bau des Schlosses wurde eine Vielzahl an Arbeitern benötigt, die in die umliegenden Dörfer und Gemeinden zogen. Diese Arbeiter und der Hofstaat vergrößerten Bensberg nachhaltig, sowohl die Einwohnerzahl als auch die bauliche Substanz. Das neue Schloss Bensberg ist als Entwicklungsmotor für die zweite Phase des Aufschwungs der Bensberger Region anzusehen, der durch seine reine Anwesenheit die Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte stets für die jeweiligen Landesherren interessant machte.
(Fabian Lagodny, Universität Bonn, 2013)
Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (abgerufen 15.07.2019)