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Bahnbetriebswerk Nippes



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Was ihr entdecken könnt

Das Bahnbetriebswerk Nippes wurde 1912 geplant und 1914 erbaut. Es ist seit 1996 ein eingetragenes Baudenkmal, seine Erhaltung liegt aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

Das Bahnbetriebswerk Nippes wurde 1912 geplant und 1914 erbaut.
Im Kern besteht das Betriebswerk aus einem langgestreckten Backsteinkomplex mit der Lokomotivhalle als beherrschendem Hallenbau, der Betriebswerkstatt mit dem Verwaltungsgebäude und Speisesaal und Wagenhalle mit Magazin. Parallel zur Betriebswerkstatt sind in drei kleinen Gebäuden das Holzlager mit Trafos und Elektrowerkstatt, Toiletten und Auswaschanlage untergebracht. Ein kleiner Holzfachwerkbau mit steinsichtiger Ausfachung diente als Fahrradraum. Im weiteren Umfeld gehören zum Betriebswerk eine Bekohlungsanlage im Norden sowie eine Drehscheibe und eine Besandungsanlage im Süden. Die zur Erschließung des Betriebswerkes notwendigen Gleisanlagen sind Teil des Denkmals. Der Zugang zum Werk für die Belegschaft erfolgte durch einen Personentunnel zur Longericher Straße mit Treppe im Süden und durch eine Treppenanlage von der Straßenunterführung aus.

Die Architektur der Gebäude wird geprägt durch fassadengliedernde Wandvorlagen, die unter Ortgängen und Traufen mit dreifach gestuften Backsteinfriesen verbunden sind. Die schlank-hochrechteckigen Fenster sind in den zurückliegenden Wandfeldern drillingsweise zusammengefaßt. Bei der Lokomotivhalle werden die Fenster zusätzlich durch horizontale Betonstöcke zusammengebunden und unterteilt. In den Öffnungen sind überwiegend noch die kleinteiligen Metallsprossenfenster erhalten. Die Hallen werden jeweils überspannt von genieteten Stahlbindern mit Streben- und Ständerfachwerk. In die Binder der fünfschiffigen Lokomotivhalle sind Belichtungsraupen über dem First integriert. Die Wagenhalle wird durch Belichtungsraupen zwischen den Bindern belichtet. Zur erhaltenswerten Ausstattung gehören die Arbeitsgruben, Stellgleise in beiden Hallen sowie Rauchfänge und Schiebebühne in der Lokomotivhalle.

Das Bahnbetriebswerk Nippes ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil es ein wertvolles Zeugnis für die Geschichte des Eisenbahnwesens ist. Werkstattbauten haben seit Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth immer eine bedeutende Rolle gespielt. Ohne regelmäßige Wartung hätte das kostspielige rollende Material schnell an Wert verloren, und die teilweise per Gesetz festgelegte Sicherheit des Bahnbetriebes hätte nicht gewährleistet werden können. Die Betriebswerke dienten zur täglichen Pflege der Fahrzeuge und hatten im Betriebsablauf neben den Haupt- und Nebenwerkstätten eine wichtige Funktion. Das Betriebswerk Nippes ist insofern von besonderem Rang, weil es noch nahezu den kompletten Bestand eines gemischten Betriebswerkes für Wagen- und Lokomotivwartung mit zwischengelagertem Werkstättentrakt zeigt. Von großem Wert ist die Bekohlungsanlage als Relikt, das eindeutig auf die Zeit der Dampflokomotiven hinweist.

Das Objekt ist zudem bedeutend für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse, weil in den Hallen durch die erhaltenen Arbeitsgruben und die prägenden Raumdeterminanten (Abmessungen, Lage der Öffnungen, Belichtung) die Arbeitsbedingungen überliefert werden.

Die Erhaltung des Betriebswerkes Nippes liegt aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Die betont einfach gehaltene Backsteinarchitektur gehört zur Reformbewegung im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg, die als Sachlichkeit bezeichnet wird und mit Namen wie Peter Behrens, Wilhelm Kreis, Alfred Fischer und im weiteren Kontext Walter Gropius verbunden ist. Der Industriebau galt in jener Zeit als stilbildend, als Möglichkeit zur Herausbildung einer neuen Formensprache, deren Resultate wir heute unter dem Begriff der Klassischen Moderne bewundern. Bauten wie das Betriebswerk Nippes sind unverzichtbare Zeugnisse dafür, daß sich die Sachlichkeit in der Architektur nicht nur in einigen wenigen, immer wieder publizierten Hauptwerken materialisierte, sondern schon vor 1914 weite Verbreitung fanden. Die Sachlichkeit der Vorkriegszeit bildete damit eine Basis für die Entwicklung in den 1920er Jahren.
Das Betriebswerk Nippes ist in den genannten Bauteilen ein Baudenkmal gemäß § 3 DSchG NW.

(Gutachtliche Stellungnahme zum Denkmalwert, Gutachten von Dr. Walter Buschmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, vom 16.05.1995)

Baudenkmal
Das Objekt Bahnbetriebswerk Köln-Nippes ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 49207 / Denkmalliste Köln, laufende Nr. 7734, Eintragung vom 11.01.1996).

Ergänzung
Das Betriebswerk Nippes wurde 1991 bahnamtlich aufgelöst. 2015 eröffnete DB-Regio hier ihr S-Bahn-Betriebswerk. Das neue ICE-Instandhaltungswerk Köln wurde 2018 in Betrieb genommen.
Die historische Bekohlungsanlage wurde abgerissen. In der ehemaligen Lokomotivhalle befindet sich seit 1992 das Eisenbahnmuseum Köln mit dem Rheinischen Industriebahn-Museum.

(LVR-Redaktion KuLaDig, 2019)

Quellen
  • Pläne bei der Bezirksdirektion Köln, Abt. Bahnbau/Niederlassung Hochbau; 50679 Köln, Leichlinger Straße 1
  • Zeitschrift für Bauwesen 67, 1917, S. 7


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