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Radstadion Albert-Richter-Bahn


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Die 1923 errichtete Radrennbahn im Sportpark Müngersdorf wurde 1981 abgerissen. Der 1990-1996 erbaute Neubau wurde 1991 zu Ehren des Kölner Radweltmeisters im Sprint der Amateure, Albert Richter (1912-1940), in Albert-Richter-Bahn umbenannt.

In Köln herrschte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine enorme Begeisterung für den Radsport. Als Folge war die Stadt 1895, 1927 und zuletzt 1954 Austragungsort für die Radweltmeisterschaften. So verwundert es nicht, dass auch zwei der bedeutendsten Radsportler der damaligen Zeit, Albert Richter (1912-1940) und Anton „Toni“ Merkens (1912-1944), gebürtige Kölner waren.
In direkter Nachbarschaft zur heutigen Anlage befindet sich die Olympia-Eiche von Toni Merkens.

Die erste Müngersdorfer Bahn
Die ursprüngliche „Müngersdorfer Radrennbahn“ mit einer 400 Meter langen Holzpiste wurde 1923 an gleicher Stelle wie die heutige Albert-Richter-Bahn als Teil des Sportparks Müngersdorf errichtet und 1981 abgerissen.
In den 1920er-Jahren trugen die beiden Kölner Fußballvereine Spielvereinigung Sülz 07 und Preußen Dellbrück ihre Spiele auf der Radrennbahn aus, deren Innenfläche offenbar multifunktional genutzt wurde.
Auf den historischen topographischen Karten TK 1936-1945 sind die ursprünglichen Ausmaße noch gut zu erkennen, die der hier eingezeichneten Objektgeometrie zugrunde liegen (vgl. Kartenansicht, technisch bedingt etwas verschoben).

Der Neubau
Mit dem Neubau der Bahn wurde 1990 begonnen. 1996 erfolgte die Fertigstellung. Im Jahr 1998 wurde die Anzeigetafel der wenig später abgerissenen Deutzer Sporthalle an der Müngersdorfer Radrennbahn montiert (ksta.de, 1998/2018). Das Radstadion fasst etwa 2.500 Zuschauer und ist zum Teil überdacht. Die zwischen 13° und 43° überhöhte Holzbahn ist für Geschwindigkeiten bis zu 85 km/h ausgelegt (nach radstadion-koeln.de).

Die Radrennbahn diente während der Umbauarbeiten des Müngersdorfer Stadions von August 1971 bis November 1975 als Ausweich-Fußballstadion für die Vereine 1. FC Köln und SC Fortuna Köln.
Der Effzeh spielte hier von Beginn der Saison 1971/72 bis November 1975 und musste im Provisorium enorme wirtschaftliche Verluste hinnehmen. Gleichwohl bescherte das kleine Rund mit nur 28.000 Plätzen Köln die glanzvollsten Fußballfeste aller Zeiten und entpuppte sich durch seine Enge und Kargheit zu einer Kultstätte, in der ein „unvergleichlicher Powerfußball“ zelebriert wurde. Der 1. FC Köln ballerte nahezu jeden Gegner aus der Radrennbahn und gewann von 106 Pflichtspielen in Bundesliga, DFB-und UEFA-Pokal „unfassbare“ 79 (Steffan 2019). Der damalige FC-Spieler Josef „Jupp“ Bläser (*1953) erinnert sich: „Bei Heimspielen auf der Radrennbahn machten die Fans einen unglaublichen Lärm, die sprangen ständig auf die Holzbretter.“ (11 Freunde 2023)

Im Jahr 2019 erhielt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) vom Land Nordrhein-Westfalen die Zusage, die bislang noch offene Albert-Richter-Radrennbahn zu einem ganzjährig nutzbaren Velodrom und Radsportzentrum auszubauen, worauf man auch bei der Radrennbahn in Kaarst-Büttgen gehofft hatte:
„Hintergrund der Entscheidung … dürfte auch eine mögliche Olympiabewerbung der ‚Initiative Rhein-Ruhr-City 2032‘ sein, bei der eine zum Radsportzentrum erweiterte Bahn in Köln ein möglicher Baustein wäre.“ (rp-online.de, 2019)
Im Juli 2021 wurde mit den Umbauarbeiten begonnen, die die günstigere Lösung gegenüber einem Neubau sein sollen. Für die Arbeiten wurden etwa drei Jahre Dauer veranschlagt, sie sollen bis Ende 2024 abgeschlossen werden. Die Kosten von rund 60 Mio. Euro sollen zu gleichen Teilen vom Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln finanziert werden.

Benennung nach Albert Richter
Zu Ehren des mehrfachen Deutscher Meisters und Bahnsprint-Weltmeisters von 1932 Albert Richter, der unter bis heute nicht abschließend geklärten Umständen im Gestapo-Gefängnis von Lörrach zu Tode kam (Franz 1998 u. 2007, rheinische-geschichte.lvr.de, www.koeln-lotse.de), erhielt die heutige Bahn 1991 den Namen Albert-Richter-Bahn.
Das Grab von Albert Richter befindet sich auf dem Alten Ehrenfelder Friedhof (heute Teil des Melaten-Friedhofs), wo er 1940 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt wurde.

(Christoph Boddenberg, LVR-Fachbereich Umwelt, 2012 / Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2023)

Quelle
Der Fußball, mein Leben und ich, Interview mit Jupp Bläser, in: 11 Freunde Nr. 260, Juli 2023, S. 118-123.

Internet
www.radstadion-koeln.de (abgerufen 08.06.2012)
www.buergerverein-koeln-muengersdorf.de: „Radrennbahn Albert Richter“ in Müngersdorf, Späte Ehrung für den Radchampion und Nazigegner (Text Renate Franz, abgerufen 02.09.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 11.03.2024)
de.wikipedia.org: Albert-Richter-Bahn (abgerufen 18.06.2012)
de.wikipedia.org: Albert Richter (Radsportler) (abgerufen 21.10.2019)
www.cycling4fans.de: Porträt Albert Richter (abgerufen 21.10.2019)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Albert Richter (abgerufen 23.10.2019)
www.koeln-lotse.de: Albert Richter: Radsportidol und Gegner der Nationalsozialisten (Uli, der Köln-Lotse, 17.10.2020, abgerufen 20.10.2020)
www.ksta.de: „Ein Sommertag in Köln 1998: Sporthalle wird nach 40 Jahren abgerissen.“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 18.08.2018 unter Bezug auf einen Artikel von 1998, abgerufen 20.08.2018)
rp-online.de: Köln bekommt Velodrom, Sportforum wird nicht zum Radsportzentrum ausgebaut (RP-online / NGZ-online vom 30.05.2019, abgerufen 28.10.2019)
www.cycling4fans.de: Kölner Radrennbahnen, Riehl und Müngersdorf (abgerufen 21.10.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 11.03.2024)
fotos.rennrad-news.de: Bildergalerien mit historischen Aufnahmen zum Kölner Radsport und zu Kölner Rennbahnen (abgerufen 06.01.2020)



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