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Müngersdorfer Stadion Köln


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Das Müngersdorfer Stadion war seit 1923 der Schauplatz für zahlreiche sportliche und kulturelle Veranstaltungen und die meiste Zeit über die Heimspielstätte des 1. FC Köln. Seit 2003 trägt es mit "RheinEnergieStadion" den Namen eines Großsponsors. 2004 wurde ein umfangreicher Stadionumbau vollendet.

Nach vierjähriger Bauzeit wurde das Müngersdorfer Stadion 1923 fertiggestellt. Im Jahre 2001 gewann das Hamburger Archtitekturbüro Gerkan Marg und Partner (gmp) einen Wettbewerb zum Umbau der Anlage, welcher 2004 vollendet wurde. Dies war nach 1975 bereits der zweite umfangreiche Umbau des Stadions. Etwa zur gleichen Zeit (2003) wurde das Stadion aufgrund eines Sponsorenvertrages in RheinEnergieStadion umbenannt, womit einem weltweiten Finanzierungsmodell für die kostenintensiven Umbauarbeiten moderner Sportarenen gefolgt wurde. Durch diese auch äußerlich wahrnehmbaren Veränderungen, die ovale Form ist einer eckigen gewichen, endet offiziell die Geschichte des Müngersdorfer Stadions, auch wenn die Arena heute als RheinEnergieStadion weiterhin als Schauplatz für sportliche und kulturelle Großereignisse dient.

Stadien zu Zeiten der beginnenden Industrialisierung (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts)
Die Entstehung des Stadions in Köln (Beginn des 20. Jahrhunderts)
Die frühen Jahre des Stadions (1923-1933)
Das Stadion unter den Nationalsozialisten (1933-1945)
Ein neues Stadion muss her (1945-1975)
Der Wunsch nach einem reinen Fußballstadion bleibt bestehen (1975-2006)
Quelle, Internet, Literatur

Stadien zu Zeiten der beginnenden Industrialisierung (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts)
Die Idee des sportlichen Menschen war in Zeiten der beginnenden Industrialisierung eng mit der Vorstellung einer leistungsfähigen Gesellschaft verknüpft. Nach dem Ersten Weltkrieg verstärkte sich diese Sichtweise noch, der Sport sollte zu einer „Wiedererstarkung der Nation“ (Langen und Deres 1998) führen. Sport wurde immer mehr zum Massenphänomen und zog teilweise größere Zuschauermassen an, als dies heutzutage der Fall ist.
Dadurch wurde ein Baukomplex nötig, den es seit der Antike in der Form nicht mehr gab: das Stadion. Die Initialzündung für diese Notwendigkeit lieferte die Wiedereinführung der Olympischen Spiele im Jahre 1896. Und so stammt auch der Begriff „Stadion“ aus dem Griechischen. Er bezeichnet ein zwischen 157 und 211 Meter langes Fußmaß aus der Antike zur Abmessung einer Laufbahn.
Das Vorhandensein eines Stadions wurde zu einem prestigeträchtigen Faktor für eine Großstadt, doch war der Bau und die Unterhaltung eines Stadions teuer. Für die leistungsfähige Gesellschaft waren Anlagen für den Breitensport nötig, kein Stadion, das zwar zahlreichen Zuschauern Platz bietet, aber nur von wenigen Aktiven genutzt werden kann. Ein Stadion war demnach ungeeignet, um die beschriebene „Wiedererstarkung der Nation“ zu erreichen. Und so gab es vielerorts Gegenwind für die Planungen zum Bau eines Stadions, so auch in Köln (Langen und Deres 1998).
Die Entstehung des Stadions in Köln (Beginn des 20. Jahrhunderts)
In Köln amtierte zur damaligen Zeit (von 1917 bis 1933) als Oberbürgermeister der spätere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer. Zwar wird diskutiert, ob Adenauer eine persönliche Sportbegeisterung besaß, oder ob er durch den Bau lediglich seine Garten- und Grüngürtelpolitik für Köln verwirklichen wollte, dennoch war er letztendlich der Hauptinitiator des Stadionbaus. So war er auch ursprünglich als Namenspatron für den Neubau vorgesehen, was aber letztlich nicht umgesetzt wurde. Adenauer verstand den Sport „als den praktischen Arzt am Krankenbette des deutschen Volkes“ (Langen und Thomas 1998) und hielt bei der Einweihung am 16. September 1923, zu der angeblich 300.000 Menschen im Stadion gewesen sein sollen, die Rede zur Einweihung mit den Worten: „Nicht müßigem Tun, nicht eitlen Spielern sollen diese Plätze dienen, der zielbewußten Pflege und Stählung des Körpers und des Geistes seien sie geweiht! Hier strafft sich der Muskel, hier weite sich der Blick, hier wachse Mut und Kraft.“ (zitiert nach Langen 2004). Neben Adenauer war Carl Diem (1882-1962) eine weitere bedeutende Persönlichkeit, die an der Entstehung der Anlage mitwirkte. Der Pionier der deutschen Sportbewegung und Mitbegründer und erste Leiter der Deutschen Sporthochschule Köln stand der Stadtverwaltung beratend zur Seite.

Unter dem Begriff Stadion wurde damals nicht allein die Hauptkampfbahn (also das eigentliche Stadion) verstanden, sondern der Gesamtkomplex, im Grunde der gesamte heutige Sportpark Müngersdorf mit über 55 Hektar Gesamtfläche, zur damaligen Zeit der größte Sportkomplex in Europa. Spätere Erweiterungen ließen den Komplex sogar auf 200 Hektar anwachsen (Langen 2004). Dabei muss die Errichtung der Anlage auch in eine Darstellung der gesellschaftspolitischen Entscheidungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingebettet werden. So wirkten tausende Erwerbslose am Bau durch Notstandsarbeiten (durch den Reichsarbeitsminister bezuschusste Arbeiten zur Verringerung der Arbeitslosenunterstützung) mit (Langen und Deres 1998). Zusätzlich wurde aufgrund der erhofften Besucherströme ein Aufschwung für die gesamte Wirtschaft der Stadt Köln erwartet. Unverhofften Vorteil brachte der Stadt Köln die Währungsreform im Jahre 1923, durch die ein Großteil der aufgenommen Schulden einfach wegfiel.
Als zusätzlich vorteilhaft für den Bau des Stadions erwies sich die Schleifung der Kölner Befestigungsanlagen, wozu sich Deutschland am Ende des Ersten Weltkrieges verpflichtet hatte. Der dadurch entstandene Grüngürtel sorgte für das benötigte Raumangebot. Das Stadion wurde in die Grünflächenpolitik der Stadt mit einbezogen, was der damaligen Vorstellung von Sport in der Natur und freiem Himmel entsprach, und wodurch der gesamte Komplex auch heute noch charakteristische Züge eines Parks mit Alleen und weitläufigen Wiesen aufweist.
Die frühen Jahre des Stadions (1923-1933)
In den ersten Jahren nach der Errichtung des Stadions fürchtete die Stadtverwaltung die hohen Unterhaltungs- und Zinskosten durch den wenig ertragreichen Breitensport, der auf der gesamten Anlage auch abseits der Hauptkampfbahn betrieben wurde, nicht decken zu können. Da es keinen reichsweiten, professionell organisierten Ligabetrieb gängiger Sportarten gab, zumindest nicht in der Form, wie dies heute der Fall ist, bestand eine Abhängigkeit von gewinnbringenden sportlichen Großereignissen. Die Skepsis, solche Ereignisse regelmäßig in Köln veranstalten zu können, äußert Sportdezernent Billstein in einem Brief an den Oberbürgermeister: „Ferner wird darauf hingewiesen, dass die Eigenart des Sportbetriebes es nicht ermöglicht, der Kölner Stadionanlage Jahr für Jahr grosse und größte Veranstaltungen, die allein grössere Überschüsse abwerfen, zuzuweisen. Es finden z. B. die deutschen Turnfeste und die Reichsarbeiter-Sportfeste nur alle 5 Jahre, die Olympischen Spiele und die Deutschen Kampfspiele nur alle 4 Jahre statt.“ (zitiert nach Langen und Deres 1998).
Billstein plädierte deswegen dafür, dass das Stadion „nicht nur als wirtschaftliches Unternehmen angesehen und eingerichtet werden darf.“ Eine Ausrichtung auf den Berufssport hätte zudem weitere Kosten verursacht, da auch die technischen Anforderungen und der Aufwand zur Instandhaltung der Anlagen gestiegen wären. Eine zusätzliche Problematik hätte in dem daraus resultierenden Nutzungskonflikt bestanden. Die Hauptkampfbahn wäre für Amateursportler nicht mehr zugänglich gewesen und die Erholungsfunktion der parkähnlichen Stadionanlage wäre in erheblichem Maße beeinträchtigt worden. Doch Billsteins Bedenken erwiesen sich zumindest in der Anfangszeit als unbegründet.

Aufgrund der Moderne des Stadions wurden zahlreiche Großereignisse in Köln ausgerichtet, etwa das Endspiel um die Deutsche Handballmeisterschaft (1923), die Große Rheinische Sportwoche (1924), der Tennis Länderkampf Deutschland gegen Holland (1925), die II. Deutschen Kampfspiele (1926), Radweltmeisterschaften (1927), das 14. Deutsche Turnfest (1928) oder das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Schweden (1929), um nur einige zu nennen.
Neben der starken Frequentierung durch solche Großereignisse war ein weiterer Faktor bedeutend in der Geschichte des noch jungen Stadions: Durch die zahlreichen Anforderungen an die Sportanlage wurde schon bald der Posten eines Stadiondirektors notwendig, den ab dem 15.03.1923 der Wuppertaler Christian Busch bekleidete. Durch seine vorbildliche Organisation und seine neuartigen Konzepte – so wurden die Tennisplätze etwa im Winter mit einer Eisschicht überzogen und als Schlittschuhbahn genutzt oder neuartige, vereinsunabhängige Stadionkurse für Frauen angeboten – entwickelte sich das Stadion im Laufe der Zeit zu einem effizienten Betrieb (Keller 1996). Die von den Erbauern des Stadions erhoffte positive Außendarstellung und die Zunahme des Verkehrs- und Wirtschaftslebens der Stadt Köln wurde tatsächlich realisiert.
Das Stadion unter den Nationalsozialisten (1933-1945)
Nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland wurde Christian Busch 1933 als Stadiondirektor abgesetzt. „Sportkommissar“ und somit verantwortlich für den gesamten Sportbetrieb der Rheinprovinz war nun SA-Sturmführer Heinrich Lohmann. Da die Nationalsozialisten das Idealbild des arischen, leistungsfähigen und durchtrainierten Menschen anstrebten, verwundert es nicht, dass auch der Sport eine große Rolle in ihren Planungen spielte. Für das Müngersdorfer Stadion bedeutete dies eine Ausweitung der Stadionkurse, denn sie entsprachen dem rassenideologischen Gedanken einer Volksgesundung. Die Anlage eines Schießplatzes, eines Geländesportplatzes und eines Wehrsportplatzes westlich der Westkampfbahn waren weitere vorgenommene Veränderungen. Das Stadion war nun nach Meinung der Nationalsozialisten mehr denn je eine Anlage für das gesamte Volk. Das Zutrittsverbot für jüdische Sportler hingegen steht dazu im krassen Gegensatz und beschreibt ein dunkles Kapitel der Stadiongeschichte.
Sportliche Wettkämpfe fanden auch noch während des Krieges statt, oftmals mit einem nationalsozialistischen Anstrich, wie etwa die Leichtathletikveranstaltung des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL) Kreis Köln und der Hitler-Jugend. Es folgte ein allgemeines Sportverbot für die Kölner Vereine ab dem 07. Juli 1942, womit sich der Trend hin zu Veranstaltungen unter nationalsozialistischem Banner noch verstärkte. Dies zeigt sich deutlich bei Veranstaltungen wie den Wehrkampftagen der SA, die am 01. Oktober 1942 stattfanden.
Ein neues Stadion muss her (1945-1975)
Das Stadion wurde im Krieg durch 93 Bombentreffer und Granateneinschläge stark beschädigt. Beim Wiederaufbau der deutschen Städte hatte der Wohnraum absolute Priorität. Doch hatten die Kölner Glück im Unglück. Die Briten, die das Stadion beschlagnahmt hatten, halfen beim Wiederaufbau. Durch eine Einigung zwischen Stadt und Besatzern erhielt Köln die Anlage bereits am 1. August 1946 zurück. Fortan wurde sie von den Bewohnern der Stadt und der britischen Armee gemeinsam genutzt (Skrentny 2001).
1949 keimte die Idee, das Stadion zu modernisieren und ein größeres Platzangebot für die Zuschauer zu schaffen. Bereits kurze Zeit später wurden sogar Stimmen im Rat der Stadt laut, die nicht nur eine Modernisierung, sondern einen Neubau forderten. Dieser sollte eine rein auf die Bedürfnisse des Fußballsports zugeschnittene Wettkampfstätte werden. Was daraufhin folgte, war eine schier endlose Diskussion über Standorte, Fassungsvermögen und zu erwartende Kosten. Einigkeit herrschte hingegen über die Notwendigkeit einer großen Arena für den immer mehr Zuschauer anziehenden Fußballsport. Da die Situation in Köln allerdings vergleichsweise besser war als in zahlreichen anderen deutschen Städten, die teilweise über keine Anlagen für sportliche Großereignisse verfügten, blieben in den 1950er Jahren weitere Impulse in diese Richtung aus. Außerdem stand trotz populärem Profifußball weiterhin auch der Breitensport im Fokus des politischen Interesses, eine reine Fußballarena wäre hierfür ungeeignet gewesen, da sie kaum Möglichkeiten für andere Sportarten geboten hätte.

Nichtsdestotrotz blieb der Wunsch bestehen, zusätzlich verstärkt durch die enorme Popularität des 1948 gegründeten Fußballvereins 1. FC Köln, der zu dieser Zeit sehr erfolgreich war, so dass Anfang der 1960er Jahre im Rat der Stadt über die zwei beschriebenen Lösungsvorschläge beraten wurde: Die eine Möglichkeit war der Bau eines reinen Fußballstadions auf den Jahnwiesen, die andere bestand in der Modernisierung der Hauptkampfbahn, die dadurch weiterhin multifunktional nutzbar gewesen wäre. Als erstes Ergebnis dieser Diskussion erfolgte zunächst einmal die Installation einer Stahlrohrtribüne im alten Stadion, durch die zusätzliche 4.700 Sitzplätze geschaffen wurden. Damit wurde der dringendsten Forderung nach einer Erhöhung der Zuschauerkapazität zumindest im Ansatz entsprochen. Die Pläne zum Neubau eines Fußballstadions konnten sich in der Folge nicht durchsetzen und scheiterten letztendlich an der Parkplatzsituation. Die Planungsentwürfe sahen die Jahnwiesen als möglichen Standort vor, die bisher als Parkplatz dienten und damit nicht mehr für diesen Zweck hätten genutzt werden können.
Mit diesem Hintergrund konkretisierten sich nun also die Pläne zur Modernisierung des multifunktionalen Stadions an seinem bisherigen Standort. Als die Stadt Köln 1967 die Bewerbung als Spielort der Fußballweltmeisterschaft im Jahre 1974 einreichte, gab dies den endgültigen Ausschlag, das lang diskutierte Vorhaben in die Realität umzusetzen. Denn ohne ein zeitgemäßes Stadion wäre die ambitionierte Bewerbung aussichtslos gewesen.
Da das Stadion unter Zeitdruck bis zur Weltmeisterschaft hätte fertig werden müssen, wurde auf bereits existierende Pläne des Kölner Architekten Hans Schulte zurückgegriffen. Ein von der FDP vorgeschlagener Architektenwettbewerb, von dem sich eine Reduzierung der Kosten erhofft wurde, wurde nicht ausgeschrieben. Aufgrund von explodierenden Kosten des ursprünglichen Schulte-Plans – ein 70.000 Menschen fassender, vollüberdachter Entwurf – wurde dieser auch nach mehreren Überarbeitungen jedoch nicht realisiert. Was nun folgte war ein großer politischer Streit aller Ratsfraktionen. Im Jahre 1971 scheiterten die Pläne zum Stadionneubau für die Weltmeisterschaft, die Bewerbung zur Ausrichtung dieses Großereignisses wurde zurückgezogen.
Doch der Wunsch nach einer modernen Sportarena, die für viele Kölner prägend für die Wahrnehmung einer Großstadt war, blieb bestehen. So war der im Dezember 1972 gefasste Beschluss zur Ausschreibung des Neubaus eines Stadions an Ort und Stelle der alten Hauptkampfbahn für 60.000 Zuschauer möglich. Wie auch bereits in den Plänen von Schulte vorgesehen, sollte es sich auch hierbei nicht um eine reine Fußball-Arena handeln. Wieso nun im Vergleich zu den vorherigen Streitigkeiten dieser einstimmige Beschluss ohne Probleme durchgesetzt und sich geschlossen für den Entwurf der Firma Dyckerhoff & Widmann entschieden wurde, bleibt unter Berücksichtigung der vorherigen Streitigkeiten und dem langen Hin und Her schwerlich nachzuvollziehen.

Festzuhalten bleibt, dass bereits am 7. Dezember 1973 mit dem Bau der Arena begonnen werden konnte. Die durch die deutsche Presse durchweg positiv bewertete Wettkampstätte wurde innerhalb von nur 22 Monaten für 42 Millionen DM (zuzüglich Kosten von 2,5 Millionen DM für eine Anzeigetafel) fertig gestellt und so konnte sie am 12. November des Jahres 1975 eröffnet werden. Das Stadion bot nun 61.188 Zuschauern Platz und war das erste vollüberdachte Stadion in Deutschland.
Als neuer Name für den seinerzeit (und nicht nur hier) als unzeitgemäß empfundenen Begriff „Hauptkampfbahn“ wurde wurde „Müngersdorfer Stadion“ festgelegt, so wie das Stadion auch bereits in vorheriger Zeit oftmals genannt wurde. Auch hier war – wie schon beim ersten Stadionbau – eine Benennung nach Konrad Adenauer im Gespräch, fand jedoch keine Berücksichtigung.

Während der Umbauarbeiten am Stadion diente die Müngersdorfer Radrennbahn als Ausweich-Fußballstadion für die Vereine 1. FC Köln und SC Fortuna Köln.
Der Effzeh spielte dort von Beginn der Saison 1971/72 bis November 1975 und musste im Provisorium enorme wirtschaftliche Verluste hinnehmen. Gleichwohl bescherte das kleine Rund mit nur 28.000 Plätzen Köln die glanzvollsten Fußballfeste aller Zeiten und entpuppte sich durch seine Enge und Kargheit zu einer Kultstätte, in der ein „unvergleichlicher Powerfußball“ zelebriert wurde. Der 1. FC Köln ballerte nahezu jeden Gegner aus der Radrennbahn und gewann von 106 Pflichtspielen in Bundesliga, DFB-und UEFA-Pokal „unfassbare“ 79 (Steffan 2019). Der damalige FC-Spieler Josef „Jupp“ Bläser (*1953) erinnert sich: „Bei Heimspielen auf der Radrennbahn machten die Fans einen unglaublichen Lärm, die sprangen ständig auf die Holzbretter.“ (11 Freunde 2023)
Der Wunsch nach einem reinen Fußballstadion bleibt bestehen (1975-2006)
Nach seiner Fertigstellung galt das neue Müngersdorfer Stadion, wie auch schon sein Vorgängerbau, als eines der schönsten und modernsten Stadien der Welt. Es war Austragungsort für große und bedeutende sportliche Ereignisse, etwa für das regelmäßige „Internationale Sportfest des ASV“ (Athletik-Sportverein Köln e.V.) und zahlreicher nationaler und internationaler Fußballspiele des 1. FC Köln und der deutschen Fußballnationalmannschaft. Mit der Zeit nahmen auch die Veranstaltungen abseits des Sports zu, das Stadion war in jüngerer Vergangenheit oftmals Schauplatz für kirchliche, musikalische und kulturelle Ereignisse. So sprach Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 1978 die Philosophin und Ordensfrau Edith Stein (1891-1942) in einer Messe vor 70.000 Gläubigen heilig.
Das erste Rockkonzert im Stadion spielten die Rolling Stones 1982. Weitere Musiker, die hier auftraten, sind Michael Jackson, Tina Turner, Queen, Robbie Williams und Marius Müller-Westernhagen, um nur einige der bekanntesten Künstler zu nennen. In den späten Neunzigern wurde das Stadion zudem mehrfach für Kurdische Volksfeste genutzt.

Doch auch das neue Müngersdorfer Stadion alterte mit der Zeit und war Ende der 1990er Jahre nicht mehr zeitgemäß. Zudem bestand noch immer der Wunsch nach einer reinen Fußballarena, der beim Umbau 1975 nicht realisiert wurde. Die Kritik am Müngersdorfer Stadion nahm zu: Bei nicht ausverkauften Fußballspielen wurde die schlechte Stimmung auf den Rängen bedingt durch die Weitläufigkeit des Ovals beklagt. Die Zuschauer befanden sich aufgrund der Laufbahnen nicht nah genug am Spielfeld. Zudem waren die vorhanden Einrichtungen für die Presse für die gestiegenen Anforderungen der Medien nicht mehr ausreichend und in ihrer Ausstattung veraltet.
Die Planungen für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 gaben letztendlich den Ausschlag für den Rat der Stadt Köln, sich im Jahr 2000 für den Neubau des Stadions zu entscheiden. Wie sehr die Kölner diese Angelegenheit bewegte, zeigt der Wahlkampf aus dem Jahr 2000, in dem der spätere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma in seinem Wahlprogramm auf Plakaten den Neubau verspricht.
Den europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb zum Neubau des Stadions gewann das Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp), das bereits für den Umbau des Berliner Olympiastadions verantwortlich zeichnete. Innerhalb von zwei Jahren wurde der Stadionbau während des laufenden Spielbetriebs des 1. FC Köln für ungefähr 120 Millionen Euro im Jahr 2004 fertig gestellt.
Die Tribünen des vollüberdachten Stadions bieten nun bei einem nationalen Fußballspiel Platz für 49.959 Personen, bei internationalen Spielen aufgrund des Verbots von Stehplätzen 46.000. Durch die vier 60 Meter hohen Leuchttürme an den Ecken des Bauwerks, ist das Stadion zu einer unverwechselbaren Landmarke der Stadt Köln geworden. Diese dienen allerdings nicht nur dem Wiedererkennungswert, sondern sind auch intergraler Bestandteil der Dachkonstruktion: „Das Aufhängesystem funktioniert wie eine klassische Hängebrücke: zwei parallele Hängeseile tragen die vertikalen Dachlasten zu den Masten am Dachende, diese werden nach außen abgespannt. Um stützenfreie Tribünen ohne jede Sichtbehinderung für die Zuschauer zu erhalten, sind die Einzeldächer entlang ihrer Mittellinie (an den Hängeseilen) aufgehängt.“ (Grützner 2004).

Auch nach seinem Umbau war das ehemalige Müngersdorfer Stadion bereits Veranstaltungsort für viele wichtige Veranstaltungen. Zunächst ist hier die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 zu nennen, bei der folgende Partien im Kölner Stadion ausgetragen wurden:
  • 11.06.2006, Angola - Portugal (0:1)
  • 17.06.2006, Tschechien - Ghana (0:2)
  • 20.06.2006, England - Schweden (2:2)
  • 23.06.2006, Togo - Frankreich (0:2)
  • 26.06.2006, Achtelfinale Schweiz - Ukraine (0:0; 0:3 nach Elfmeterschiessen)

Ebenso wurde im Jahr 2007 wegen des großen Anteils türkischstämmiger Bürger das Finale des türkischen Fußball-Supercups zwischen Fenerbahçe Istanbul und Beşiktaş Istanbul in Köln ausgetragen, das Fenerbahçe mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Das Finale der Frauen im DFB-Pokal wird seit 2010 regelmäßig im RheinEnergieStadion gespielt. Des Weiteren feierte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (1933-2017) hier am 16. August 2005 den Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages mit jungen Gläubigen aus der ganzen Welt.

Die Fußball-Zeitschrift Kicker nennt in ihrer Ausgabe vom April 2013 einige bemerkenswerte Vergleiche zur Menge des im RheinEnergieStadion verbauten Stahls. So entsprechen die 5.250 Tonnen Stahl in etwa dem Gewicht von 3.500 Mittelklassewagen, 1.000 afrikanischen Elefantenbullen oder 28 Blauwalen. Die 5,7 Kilometer Stahlseil, die das Dach sichern, entsprechen der Strecke vom Stadion bis zum Kölner Dom.
(Christoph Boddenberg, LVR-Fachbereich Umwelt, 2012, mit freundlicher Unterstützung der Kölner Sportstätten GmbH)

Das Müngersdorfer Stadion in Köln war KuLaDig-Objekt des Monats im August 2012.

Quelle
Der Fußball, mein Leben und ich, Interview mit Jupp Bläser, in: 11 Freunde Nr. 260, Juli 2023, S. 118-123.

Internet
bauwatch.koelnarchitektur.de: „RheinEnergieStadion“, Redaktion: Ulrich Grützner (abgerufen 02.05.2012)
www.baukunst-nrw.de: „Baukunst-NRW“, Rheinenergiestadion (abgerufen 02.05.2012)
Portal Rheinische Geschichte: Eintrag „Franz Kremer“ von Marius Kley (abgerufen 22.07.2013)



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