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Wandmosaik "Mutter mit Kindern" in Hilden
Was ihr entdecken könnt
Der Künstler Leonhard Nienartowicz schuf zwei großflächige Mosaike an den Giebelwänden der Häuser Nummer 7 und Nummer 17. Aus tausenden vielfarbig glasierten Keramikplättchen setzte er die Motive zusammen.
Die Häuser in diesem Abschnitt der Beethovenstraße sind typische Vertreter der Siedlungsbauten der 1950er Jahre. Zu jener Zeit war Wohnraum knapp und musste schnell und preiswert in großem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Wohnhäuser waren daher funktional, mit einfachen Grundrissen und schmucklos. 1957 schuf der Künstler Leonhard Nienartowicz zwei großflächige Mosaike an den Giebelwänden der Häuser Nummer 7 und Nummer 17.
Aus tausenden vielfarbig glasierten Keramikplättchen setzte er die Motive zusammen. Sie sind leicht in die Giebelwand versenkt und an den Rändern mit Zinkblech geschützt. Die Farben der Steine variieren geringfügig. So entstehen changierende Mischfarben, kontrastiert von wenigen leuchtenden Farbakzenten. Die figürlichen Motive sind eingebettet in einen Hintergrund aus vielfarbigen Polygonen.
Das Motiv an Haus Nummer 17 zeigt eine aufrecht stehende junge Frau. Sie ist gekleidet im Stil der Zeit mit einem knielangem Rock und hält ein Kleinkind im Arm. Zu ihren Füßen spielen zwei ältere Kinder - Junge und Mädchen - mit einem Ball. Wie bei der Arbeiterdarstellung einige Häuser weiter liegt auch dieser Bildkomposition eine strenge Geometrie zugrunde. Allerdings erlaubt sich der Künstler hier einige geschwungene Linien und gibt den Gesichtern runde Formen. Während die Arbeiter in eine feste Linienführung eingebunden sind, kann der kleine Junge im Spiel noch raumgreifend die Glieder strecken. Der leuchtend rote Ball zwischen den Händen des Mädchens symbolisiert kindliche Lebens- und Spielfreude: ein vergängliches Paradies. Möglicherweise wird wenige Jahre später das Mädchen ihrerseits eine junge Mutter sein und ihr Bruder bei den Industriearbeitern. Man kann daher beide Mosaike als Teil derselben Geschichte betrachten.
Vordergründig wird hier eine klare Rollenverteilung gezeigt. Die Männer arbeiten hart, die Frauen führen den Haushalt, die Kinder dürfen spielen. Das eine ermöglicht das andere. Zur Entstehungszeit der Mosaike war dies traditionell und kaum infrage gestellt. Der Künstler enthält sich diesbezüglich einer klaren Wertung, die Familienszene liefert aber eine Perspektive: Das dynamische Zentrum bilden die Kinder, verstärkt durch den Farbtupfer des roten Balls. Dieser wird zum Symbol einer besseren Zukunft, die Hoffnung auf soziale Mobilität wird angedeutet: Die Eltern arbeiten hart in ihren Rollen, damit die Kinder später nicht den gleichen Zwängen unterworfen sind.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, 2024)
Aus tausenden vielfarbig glasierten Keramikplättchen setzte er die Motive zusammen. Sie sind leicht in die Giebelwand versenkt und an den Rändern mit Zinkblech geschützt. Die Farben der Steine variieren geringfügig. So entstehen changierende Mischfarben, kontrastiert von wenigen leuchtenden Farbakzenten. Die figürlichen Motive sind eingebettet in einen Hintergrund aus vielfarbigen Polygonen.
Das Motiv an Haus Nummer 17 zeigt eine aufrecht stehende junge Frau. Sie ist gekleidet im Stil der Zeit mit einem knielangem Rock und hält ein Kleinkind im Arm. Zu ihren Füßen spielen zwei ältere Kinder - Junge und Mädchen - mit einem Ball. Wie bei der Arbeiterdarstellung einige Häuser weiter liegt auch dieser Bildkomposition eine strenge Geometrie zugrunde. Allerdings erlaubt sich der Künstler hier einige geschwungene Linien und gibt den Gesichtern runde Formen. Während die Arbeiter in eine feste Linienführung eingebunden sind, kann der kleine Junge im Spiel noch raumgreifend die Glieder strecken. Der leuchtend rote Ball zwischen den Händen des Mädchens symbolisiert kindliche Lebens- und Spielfreude: ein vergängliches Paradies. Möglicherweise wird wenige Jahre später das Mädchen ihrerseits eine junge Mutter sein und ihr Bruder bei den Industriearbeitern. Man kann daher beide Mosaike als Teil derselben Geschichte betrachten.
Vordergründig wird hier eine klare Rollenverteilung gezeigt. Die Männer arbeiten hart, die Frauen führen den Haushalt, die Kinder dürfen spielen. Das eine ermöglicht das andere. Zur Entstehungszeit der Mosaike war dies traditionell und kaum infrage gestellt. Der Künstler enthält sich diesbezüglich einer klaren Wertung, die Familienszene liefert aber eine Perspektive: Das dynamische Zentrum bilden die Kinder, verstärkt durch den Farbtupfer des roten Balls. Dieser wird zum Symbol einer besseren Zukunft, die Hoffnung auf soziale Mobilität wird angedeutet: Die Eltern arbeiten hart in ihren Rollen, damit die Kinder später nicht den gleichen Zwängen unterworfen sind.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, 2024)