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Wandrelief "Mutter mit Kind" in Hilden


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Was ihr entdecken könnt

Das Relief von Hans Peter Feddersen zeigt eine sitzende Frau mit einem schlafenden Kleinkind in der Armbeuge. Ein älteres Kind steht an sie gelehnt links neben ihr und reicht ihr einen Ball, vermutlich als Aufforderung zum Spiel.

1955 lag der Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ erst zehn Jahre zurück. Trotz der wirtschaftlichen Erholung in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren, war in den Ballungsräumen der jungen Bundesrepublik Wohnraum noch immer knapp. In den Jahren 1954 bis 1955 errichtete die evangelische Kirchengemeinde am Albert-Schweitzer-Weg eine Siedlung mit 60 Wohnungen. Die Anlage war der zweitgrößte Wohnungsbau in Hilden zu dieser Zeit. Das Presbyterium beauftragte Hans Peter Feddersen mit der Gestaltung zweier Reliefs an den Giebelwänden der zur Richrather- und zur Schützenstraße stehenden Häuser. Sie wurden 1955 angebracht und sollten die Idee praktischer Nächstenliebe veranschaulichen, auf die sich das Bauprojekt gründete.

Das Relief an der Giebelseite von Haus Nummer 2 ist noch erhalten. Es zeigt eine sitzende Frau mit einem Baby im Arm. Ein älteres Kind steht links neben ihr und reicht ihr einen Ball, vermutlich als Aufforderung zum Spiel. Die Figurengruppe ist 2,70 Meter hoch und bildet ein unregelmäßiges Oval, dessen glatte Oberfläche sich vom Rauputz der Wand wirksam absetzt. Es besteht aus quadratischen Platten, die unter dem weißen Anstrich eine feine Gitterstruktur bilden. Die Platten sind aus gebranntem Ton hergestellt und mussten zur Vermeidung von Rissen nach dem Brennvorgang 20 Tage kontrolliert abkühen. Das Material stammt aus einer Tongrube nahe Urdenbach.

Die weiche Linienführung und die sparsamen Details vermitteln eine Sanftheit, die heutigen Betrachter*innen sentimental oder kitschig vorkommen mag. Auch sind die madonnenhafte Anmutung der Frauenfigur sowie das dargestellte geschlechtsspezifische Rollenbild heute diskutabel. Bei ihrer Entstehung allerdings stand die Figur vor allem in starkem Gegensatz zu der Periode entgrenzter Gewalt, die noch so nahe lag und deren Folgen überall zu spüren waren. Die liebevolle Fürsorglichkeit der Figur ist der gelebte Widerspruch zum Menschenbild der Nationalsozialisten, in dem die Familie vor allem als Keimzelle völkischer Daseinskämpfe zu funktionieren hatte.
Die abwesende Vaterfigur kann als Hinweis auf die Millionen Witwen und Waisen gesehen werden, die der Krieg zurückgelassen hatte.
Feddersens Künstlerfreund Leonard Nienartowicz setzte sich zwei Jahre später in seinem Wandmosaik in der Beethovenstraße ebenfalls mit dem Thema Familie auseinander

(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, 2024)


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