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Die Altenberger Abtei und die Grafen von Berg – eine Baugeschichte
Was ihr entdecken könnt
Am 25. August 1133 stiftete Adolf II. Graf von Berg das Kloster Altenberg für eine Delegation von 12 Zisterziensermönchen. Kurz nach Baubeginn verlegten die Mönche die Klosteranlage vom Berggipfel in das günstiger gelegene Dhünntal, wo im Jahr 1145 eine erste Kirche geweiht wurde.
„Bald darauf fügte es die Eingebung göttlicher Gnade, um zum Lob und zur Ehre des Namens Gottes und der Muttergottes Maria den Zisterorden weiter zu verbreiten, dass Eberhard [Mönch in Morimond] mit nachgesuchter Erlaubnis des Abtes, seinen Bruder Adolph [= Adolf II. Graf von Berg] und andere Blutsverwandte besuchte. Graf Adolph aber übergab dem innig geliebten Bruder auf dessen Gesuch, dem er unter andern mit vielen Lobeserhebungen begegnete, das Schloss Altenberg nebst vielen Besitzungen, dort ein Cisterzkloster zu errichten. …“
(Zuccalmaglio / Montanus 1838, Kapitel 2,1: Stiftung der Abtei auf dem Stammschlosse der Grafen von Berg)
Baugeschichte
1133
Am 25. August 1133 stiftete Adolf II. Graf von Berg das Kloster Altenberg für eine Delegation von 12 Zisterziensermönchen, unter denen sich auch der Bruder des Grafen, Eberhard von Berg, befand. Standort des neuen Klosters sollte die ehemalige Burg Berge auf dem Bülsberg, der aufgegebene Stammsitz der Grafen von Berg, werden.
1145
Kurz nach Baubeginn verlegten die Mönche die Klosteranlage vom Berggipfel in das günstiger gelegene Dhünntal, wo im Jahr 1145 eine erste Kirche geweiht wurde. Ausschlaggebend für den neuen Standort der Anlage im Tal war insbesondere die Nähe zum Wasserlauf der Dhünn, der für die Einhaltung zisterziensischer Bau- und Lebensvorschriften weitaus bessere Voraussetzungen bot, als der steil abfallende Bülsberg. Der Kölner Erzbischof Bruno II., ein weiterer Bruder des Grafen von Berg, beschenkte das junge Kloster mit Ländereien, die sich bis auf die linke Rheinseite erstreckten.
1259
Am 3. März 1259 legte Graf Adolf IV. von Berg in Anwesenheit des Kölner Erzbischofs den Grundstein für den noch heute sichtbaren gotischen Dom. Zu dieser Zeit hatten die Zisterziensermönche bereits umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Baumaterialien, da Kenntnisse und Fertigkeiten innerhalb des Ordens von Mutter- an die Tochterklöster weitergegeben wurden. Die neue Klosterkirche sollte nun den etwa 100 Jahre älteren romanischen Vorgängerbau ersetzen. Im Jahr 1287 wurde der Chor geweiht, doch erst 1379 folgte im Auftrag des Kölner Erzbischofs die Gesamtkonsekration durch Bischof Wikbold Dobilstein von Kulm, der im Hochchor des Domes bestattet ist. Das große Westfenster – eine Schenkung des Bergischen Hauses – wurde um 1400 eingesetzt.
1300
Der Zisterzienserorden breitete sich von Frankreich aus im Laufe des 12. Jahrhunderts in Europa aus. Um das Jahr 1300 zählte der Orden bereits über 700 Niederlassungen. Entscheidend für diese schnelle und weite Verbreitung der Zisterzienser war die so genannte Filiation (Lateinisch filia – Tochter), im Rahmen derer die Klöster angehalten waren, eigene Tochterklöster zu gründen, die ihnen in der Regel eng verbunden blieben. Viele Tochterklöster wurden ihrerseits wieder Ausgangspunkt weiterer Klostergründungen, sodass sich im Laufe der Zeit bedeutende Filiationsreihen bildeten. Mutterkloster von Altenberg war die – von Cîteaux aus gegründete – Primarabtei Morimond im französischen Burgund, deren neunte Filiation Altenberg wurde. Von hier aus gründeten die Mönche wiederum die Tochterklöster Mariental in Niedersachsen (1136/38), Lekno (1143) und Lond (1175) in Polen, Zinna (1170/71) in Brandburg sowie Haina (1188) in Hessen.
Lokales Baumaterial aus dem Bergischen Land
Für die Anlage der neuen Kirche verwendete man vor allem lokales Baumaterial aus den Steinbrüchen im Bergischen Land, zusätzliches Material, etwa aus dem Siebengebirge, wurde über die vorhandenen Wegeverbindungen ins Dhünntal transportiert.
In der unmittelbaren Umgebung des Klosters sind mehrere Steinbrüche nachweisbar, so am Rösberg, am Priorsberg, am Hang des Bülsbergs, unterhalb der ehemaligen Burg Berge, unterhalb vom Hof Porzberg und am Kehrberg. An den Rändern der Dhünn wurde an Vorsprüngen ebenfalls Stein gebrochen. Der vor Ort anstehende Bruchstein war allerdings langfristig anfällig gegen Nässe und Frost und eignete sich nur bedingt als witterungsbeständiges Baumaterial.
Neben lokalem Gestein aus den Steinbrüchen im Bergischen Land wurde jedoch auch der hochwertige Trachyt im Siebengebirge – beispielsweise am Drachenfels – gebrochen und sowohl über den Rhein als auch auf dem Landweg nach Altenberg transportiert. Dieses Gestein vulkanischen Ursprungs, das im Siebengebirge schon seit der Römerzeit gewonnen worden ist, hat im Laufe der Jahrhunderte als Baumaterial vielfältig Verwendung gefunden. Für den Bau des Altenberger Doms und anderer mittelalterlicher Kirchenbauten griff man neben frisch gebrochenem Stein, jedoch auch auf bereits verbautes Material zurück, riss römerzeitliche Städte und Legionslager ab und verwendete das Gestein wieder.
Den starken Trachyt des Siebengebirges findet man am Altenberger Dom vor allem im Fundament und am Eingangsportal. Am Chor des Domes und an der Markuskapelle wurde hingegen vor allem lokales Gestein verbaut, wie etwa der braune bis rötliche Bruchstein und der hellbraune bis gelbe Tuff.
Die Altenberger Bauhütte verfügte über exzellente Materialkenntnisse zu den verschiedenen Gesteinssorten und herausragende Fertigkeiten, da insbesondere hochwertiger Stein, den man für Verzierungselemente benötigte, schwer zu bearbeiten war. Wie kunstfertig die Steinmetze waren, lässt sich noch heute an der Kirchenfassade beobachten und ertasten – die Steine sind perfekt bearbeitet worden, haben geringmächtige Fugen und überdauern die Jahrhunderte!
(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)
(Zuccalmaglio / Montanus 1838, Kapitel 2,1: Stiftung der Abtei auf dem Stammschlosse der Grafen von Berg)
Baugeschichte
1133
Am 25. August 1133 stiftete Adolf II. Graf von Berg das Kloster Altenberg für eine Delegation von 12 Zisterziensermönchen, unter denen sich auch der Bruder des Grafen, Eberhard von Berg, befand. Standort des neuen Klosters sollte die ehemalige Burg Berge auf dem Bülsberg, der aufgegebene Stammsitz der Grafen von Berg, werden.
1145
Kurz nach Baubeginn verlegten die Mönche die Klosteranlage vom Berggipfel in das günstiger gelegene Dhünntal, wo im Jahr 1145 eine erste Kirche geweiht wurde. Ausschlaggebend für den neuen Standort der Anlage im Tal war insbesondere die Nähe zum Wasserlauf der Dhünn, der für die Einhaltung zisterziensischer Bau- und Lebensvorschriften weitaus bessere Voraussetzungen bot, als der steil abfallende Bülsberg. Der Kölner Erzbischof Bruno II., ein weiterer Bruder des Grafen von Berg, beschenkte das junge Kloster mit Ländereien, die sich bis auf die linke Rheinseite erstreckten.
1259
Am 3. März 1259 legte Graf Adolf IV. von Berg in Anwesenheit des Kölner Erzbischofs den Grundstein für den noch heute sichtbaren gotischen Dom. Zu dieser Zeit hatten die Zisterziensermönche bereits umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Baumaterialien, da Kenntnisse und Fertigkeiten innerhalb des Ordens von Mutter- an die Tochterklöster weitergegeben wurden. Die neue Klosterkirche sollte nun den etwa 100 Jahre älteren romanischen Vorgängerbau ersetzen. Im Jahr 1287 wurde der Chor geweiht, doch erst 1379 folgte im Auftrag des Kölner Erzbischofs die Gesamtkonsekration durch Bischof Wikbold Dobilstein von Kulm, der im Hochchor des Domes bestattet ist. Das große Westfenster – eine Schenkung des Bergischen Hauses – wurde um 1400 eingesetzt.
1300
Der Zisterzienserorden breitete sich von Frankreich aus im Laufe des 12. Jahrhunderts in Europa aus. Um das Jahr 1300 zählte der Orden bereits über 700 Niederlassungen. Entscheidend für diese schnelle und weite Verbreitung der Zisterzienser war die so genannte Filiation (Lateinisch filia – Tochter), im Rahmen derer die Klöster angehalten waren, eigene Tochterklöster zu gründen, die ihnen in der Regel eng verbunden blieben. Viele Tochterklöster wurden ihrerseits wieder Ausgangspunkt weiterer Klostergründungen, sodass sich im Laufe der Zeit bedeutende Filiationsreihen bildeten. Mutterkloster von Altenberg war die – von Cîteaux aus gegründete – Primarabtei Morimond im französischen Burgund, deren neunte Filiation Altenberg wurde. Von hier aus gründeten die Mönche wiederum die Tochterklöster Mariental in Niedersachsen (1136/38), Lekno (1143) und Lond (1175) in Polen, Zinna (1170/71) in Brandburg sowie Haina (1188) in Hessen.
Lokales Baumaterial aus dem Bergischen Land
Für die Anlage der neuen Kirche verwendete man vor allem lokales Baumaterial aus den Steinbrüchen im Bergischen Land, zusätzliches Material, etwa aus dem Siebengebirge, wurde über die vorhandenen Wegeverbindungen ins Dhünntal transportiert.
In der unmittelbaren Umgebung des Klosters sind mehrere Steinbrüche nachweisbar, so am Rösberg, am Priorsberg, am Hang des Bülsbergs, unterhalb der ehemaligen Burg Berge, unterhalb vom Hof Porzberg und am Kehrberg. An den Rändern der Dhünn wurde an Vorsprüngen ebenfalls Stein gebrochen. Der vor Ort anstehende Bruchstein war allerdings langfristig anfällig gegen Nässe und Frost und eignete sich nur bedingt als witterungsbeständiges Baumaterial.
Neben lokalem Gestein aus den Steinbrüchen im Bergischen Land wurde jedoch auch der hochwertige Trachyt im Siebengebirge – beispielsweise am Drachenfels – gebrochen und sowohl über den Rhein als auch auf dem Landweg nach Altenberg transportiert. Dieses Gestein vulkanischen Ursprungs, das im Siebengebirge schon seit der Römerzeit gewonnen worden ist, hat im Laufe der Jahrhunderte als Baumaterial vielfältig Verwendung gefunden. Für den Bau des Altenberger Doms und anderer mittelalterlicher Kirchenbauten griff man neben frisch gebrochenem Stein, jedoch auch auf bereits verbautes Material zurück, riss römerzeitliche Städte und Legionslager ab und verwendete das Gestein wieder.
Den starken Trachyt des Siebengebirges findet man am Altenberger Dom vor allem im Fundament und am Eingangsportal. Am Chor des Domes und an der Markuskapelle wurde hingegen vor allem lokales Gestein verbaut, wie etwa der braune bis rötliche Bruchstein und der hellbraune bis gelbe Tuff.
Die Altenberger Bauhütte verfügte über exzellente Materialkenntnisse zu den verschiedenen Gesteinssorten und herausragende Fertigkeiten, da insbesondere hochwertiger Stein, den man für Verzierungselemente benötigte, schwer zu bearbeiten war. Wie kunstfertig die Steinmetze waren, lässt sich noch heute an der Kirchenfassade beobachten und ertasten – die Steine sind perfekt bearbeitet worden, haben geringmächtige Fugen und überdauern die Jahrhunderte!
(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)