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Chlodwigplatz in Altstadt-Süd


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Der Kölner Chlodwigplatz wurde im Zuge der Umgestaltung der mittelalterlichen Stadtmauer und der preußischen Wallanlage um die Severinstorburg herum angelegt und im Jahr 1883 nach dem Merowingerkönig Chlodwig I. (466-511), benannt.

„En Naach wie manche, isch lieje wach. Ne blasse Mohnd, am Chlodwigplatz brems en Strooßebahn. Kaum ze gläuve, dat en Stadt wie die he och ens still sinn kann...“

(Eine Nacht wie manche, ich liege wach. Ein blasser Mond, am Chlodwigplatz bremst eine Straßenbahn. Kaum zu glauben, dass eine Stadt wie die hier auch einmal still sein kann..., „Bahnhofskino“, BAP / Wolfgang Niedecken, 1984)

Der Chlodwigplatz
„Arsch huh, Zäng ussenander“
Der Name des Platzes
Baudenkmal
Internet, Literatur

Der Chlodwigplatz
Der Kölner Chlodwigplatz am südlichen Ende des Severinsviertels wurde im Zuge der Umgestaltung der vormaligen Areale der mittelalterlichen Stadtmauer und der Wallanlage aus preußischer Zeit angelegt und im Jahr 1883 nach dem Merowingerkönig Chlodwig I. benannt.
Im Norden des Chlodwigplatzes mit der mächtigen Severinstorburg aus dem 13. Jahrhundert geht die Ringstraße Kartäuserwall in den Severinswall über, hier münden die Straßen Severinstraße und Im Ferkulum (diese Straße ist nicht nach jungen Schweinen, sondern einem Traggestell fericulum benannt, Signon 2006, S. 195). Im Süden geht analog der Karolingerring in den Ubierring über und beide kreuzen die abzweigenden Straßen Merowingerstraße und Bonner Straße in einem Kreisverkehr.
Unterhalb dieses Kreisels liegt der Ende 2015 in Betrieb genommene U-Bahnhof Chlodwigplatz der Nord-Süd-Stadtbahn, an dem heute die Straßenbahnlinien 15, 16 und 17 kreuzen. In die Station wurden bei deren Bau aufgefundene Teile eines spätmittelalterlichen Verteidigungs-Bollwerks integriert, die wohl aus Zeiten der Kölner Stiftsfehde 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ stammen. Eine Pferdebahn- bzw. eine nachfolgende Straßenbahnhaltestelle bestand hier obertägig bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Traditionell erfolgt die Aufstellung der Wagen und Gruppen des Kölner Rosenmontagszugs am Chlodwigplatz.
„Arsch huh, Zäng ussenander“
Am 9. November 1992 fand auf dem Chlodwigplatz vor der Severinstorburg unter dem Motto „Arsch huh, Zäng ussenander“ (zu deutsch: „Hintern hoch, Zähne auseinander“ bzw. „Aufstehen und den Mund aufmachen!“) eine bedeutsame Großveranstaltung mit einem Konzert gegen Rassismus, Neonazismus und rechte Gewalt statt. Wegen zahlreicher fremdenfeindlich-rassistischer Straftaten (u.a. Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und 2.220 Straftaten gegen Ausländer alleine in den ersten acht Monaten Jahres 1992) und einem seinerzeit zu beobachtenden Rechtsruck der Gesellschaft, hatte die Kölner Musikszene die Veranstaltung kurzfristig organisiert. Man rechnete mit vielleicht 20.000 Besuchern, es kamen rund 100.000 Menschen (Signon 2006, S. 120-121).
Beteiligte der Kampagne gründeten die AG Arsch huh, die seitdem regelmäßig zivilgesellschaftliche Projekte und Initiativen gegen Rechts unterstützt. Weitere Großveranstaltungen folgten u.a. mit „Köln stellt sich quer“ am 20. September 2008 auf der Domplatte und zum 20. Jahrestag des Konzerts am 9. November 2012 mit rund 75.000 Besuchern auf der Deutzer Werft.
Der Name des Platzes
Bereits der mit der Umgestaltung der vormaligen Stadtmauer-Areale und dem Ausbau der Kölner Neustadt-Ringe betraute Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben (1845-1936) hatte vorgeschlagen, die Straßen und Plätze des prachtvoll neugestalteten Ringboulevards nach deutschen Herrscherfamilien zu benennen (vgl. auch Barbarossaplatz und Rudolfplatz). Der Chlodwigplatz wurde am 20. Dezember 1883 nach dem fränkischen König aus der Dynastie der Merowinger, Chlodwig I. (466-511), benannt.

Wie die meisten der Nachrichten aus der Umbruchszeit zwischen Antike und Mittelalter, sind auch die Informationen zu Chlodwig in der Regel nur unsicher bezeugt.
Wahrscheinlich folgte der noch jugendliche Chlodwig (auch Chlodowech, nach lateinisch Chlodovechus, bzw. aus dem Altfränkischen romanisiert nach Hludawig / Hlodowig für Ludwig, französisch und englisch Clovis) seinem Vater Childerich I. von Tournai um 481/82 als „Kleinkönig“ des fränkischen Teilstammes der Salfranken (auch salische Franken, Salier oder Westfranken). Er konnte seine Herrschaft über diesen Kriegerverband in den Folgejahren durch militärische Siege über die seinerzeit in Auflösung befindliche weströmisch-kaiserliche Macht erweitern (hier u. nachfolgend v.a. nach LexMA).
In der Schlacht von Soissons im Norden von Frankreich bezwang Chlodwig 486/487 mit Syagrius den letzten römischen Herrscher in Nordgallien und wird seitdem als Begründer des Frankenreichs angesehen.

Im Jahr 496 oder 497 unterstützte Chlodwig dann maßgeblich den König der ripuarischen Franken im Kölner Raum Sigibert (~460-vor 511, auch Sigebert) in der Schlacht von Tulbiac gegen die von Süden her angreifenden Alamannen (Alemannen). Der das Kölner Prätorium, den ehemaligen römischen Statthalterpalast, als Residenz nutzende Sigibert erwarb durch eine in diesem Kampf erlittene Beinverletzung seinen Beinamen „der Lahme“ (lateinisch claudus). Er soll später auf Anstiftung Chlodwigs hin von seinem eigenen Sohn Chloderich ermordet worden sein. Der Vatermörder Chloderich wiederum amtierte nur für kurze Zeit als König der Rheinfranken, da er nur wenig später - wohl erneut auf Geheiß des kalten Machtpolitikers Chlodwigs, der zwar öffentlich seine Unschuld beteuerte, ihm aber schließlich als Kölner Frankenkönig nachfolgte - mit der Axt erschlagen wurde.
Für den Ort der Alamannenschlacht wird unsicher Zülpich, lateinisch Tolbiacum, angenommen. In der Forschung ist jedoch strittig, ob im Jahr 506 nicht sogar ein zweiter Alemannenkrieg stattgefunden hatte (oder nur der von 506). Der Sieg schwächte jedenfalls die um die Herrschaft konkurriereden Alamannen entscheidend und Chlodwig konnte seine Position bei den Rheinfranken stärken.
Nach dem Triumph in der so bezeichneten „Bekehrungsschlacht“ trat Chlodwig - so wie er zuvor für den Fall des Sieges seiner christlichen Frau Chlothilde (~474-544, auch Clothilde oder Chrodechild) gelobt hatte - von seinem zuvor „barbarischen“ Glauben zum römisch-katholischen Christentum über und ließ sich an einem Weihnachtsfest zwischen 496 und 508 von Bischof Remigius von Reims (~436-533) „zusammen mit seiner Schwester, vielen seiner Kinder und 3000 weiteren Franken“ taufen (www.heiligenlexikon.de).
Die Konvertierung König Chlodwigs gilt als eine zentrale Weichenstellung für den weiteren Verlauf der mittelalterlichen Geschichte, die vom merowingischen Frankenreich und den Karolingern ausgehend im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mündete.
Baudenkmal
Das Objekt „Stadttor und Platzgestaltung“ (Chlodwigplatz, ohne Nummer, Neustadt/Süd) ist mit Eintragung in Denkmalliste der Stadt Köln vom 1. Juli 1980 ein eingetragenes Baudenkmal (laufende Nr. 29).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022/23)

Internet
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 05.07.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Sigibert von Köln, Frankenkönig (circa 460-508) (abgerufen 05.07.2023)
www.heiligenlexikon.de: Chlothilde (abgerufen 05.07.2023)
www.heiligenlexikon.de: Remigius von Reims (abgerufen 05.07.2023)
www.arschhuh.de: Arsch huh e.V. (abgerufen 07.11.2022 und 05.07.2023)
www.koeln-lotse.de: Vor 30 Jahren: Arsch huh, Zäng ussenander auf dem Chlodwigplatz (Uli, der Köln-Lotse vom 04.11.2022, abgerufen 7. November 2022 und 05.07.2023)



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