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NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln in Altstadt-Nord
Was ihr entdecken könnt
Das EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23–25 war von 1935 bis 1945 Sitz der Kölner Gestapo. Sein Name wurde zum Inbegriff der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Köln, aber auch für den Umgang und die spätere Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte der Stadt nach 1945.
Das EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23–25 war von 1935 bis 1945 Sitz der Kölner Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Sein Name wurde zum Inbegriff der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Köln, aber auch für den Umgang und die spätere Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte der Stadt nach 1945.
Der Bau des EL-DE-Hauses
Das EL-DE-Haus (gesprochen: L-D-Haus) verdankt seinen Namen den Initialen seines Bauherrn Leopold Dahmen. Der katholische Goldwaren- und Uhrengroßhändler wohnte mit seiner Familie am Appellhofplatz 21 und hatte dort auch sein Geschäft. Zum Neubau des angrenzenden Hauses ließ er auf dem Eckgrundstück zur Elisenstraße zwei Wohnhäuser abreißen und in den Jahren 1934/35 ein größeres Wohn- und Geschäftsgebäude errichten. Nach den Plänen des Architekten Hans Erberich (1873-1951) entstand ein viergeschossiger Eckbau mit ursprünglich sechs Achsen an seiner Hauptschaufront zum Appellhofplatz (zur Bauzeit noch Teil der Langgasse) und einer zwölfachsigen Fassade entlang der relativ engen Elisenstraße.
Das Gebäude wurde in einer strengen neoklassizistischen Bauweise errichtet und mit einer Tuffsteinfassade sowie einer abgerundeten Hausecke versehen. Der Baustil wurde vom NS-Blatt »Westdeutscher Beobachter« als zeitgemäß gelobt. Die Eingangstür, die im Original erhalten geblieben ist, versah man mit den Initialen des Hausbesitzers und gab damit dem Haus seinen Namen. Auch das gut erhaltene Wandrelief an der Hausecke verweist auf den Bauherrn. Es sind darauf zwei Wappen zu erkennen, links das Stadtwappen und rechts ein Wappen mit dem Schriftzug »EL DE« und darunter zwei Pendel einer Standuhr, in deren kreisförmigen unteren Teilen ein L und ein D für Leopold Dahmen eingehauen wurde. In der Mitte ist ein geflügelter Helm, als Symbol für Hermes, den Gott der Händler (aber auch der Diebe und Totenführer), abgebildet.
In den beiden Obergeschossen und im voll als Geschoss ausgebildeten ehemaligen Attikabereich, dem Dachgeschoss hinter dem Kranzgesims, waren ursprünglich zwölf Dreizimmerwohnungen und im Erdgeschoss Geschäftsräume geplant. In den als Schlafzimmer vorgesehenen Räumen wurden Wandsafes für Schmuck und andere Wertsachen, die heute in der Ausstellung zu sehen sind, eingebaut. Das Haus verfügte über eine eigene Brunnenanlage, die auch heute noch existiert. Garagen waren ebenso vorgesehen wie ein Luftschutzraum für rund 60 Personen.
Die Nutzung durch die Gestapo
Im Sommer 1935 wurde das Haus nach einem Baustillstand noch im Rohbau von der Gestapo in Beschlag genommen. Bereits bestehende Mietverträge mussten aufgelöst werden; der neue Mieter war fortan das Deutsche Reich. Für die Gestapo besaß das repräsentative Gebäude mitten im Herzen der Stadt eine ausgezeichnete Lage, befand es sich doch in unmittelbarer Nähe des Polizeipräsidiums in der Krebsgasse, des Gerichtsgebäudes und des Zentralgefängnisses Klingelpütz.
Die Gestapo ließ das Gebäude für ihre Zwecke umbauen: In den vorgesehenen Wohnräumen wurden Büros eingerichtet und in dem oberen von zwei Kellergeschossen das Hausgefängnis mit zehn Zellen geschaffen. Am 1. Dezember 1935 nahm hier die Gestapostelle Köln ihren Betrieb auf und beendete ihn erst am 2. März 1945, also wenige Tage vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in der Stadt am 6. März 1945. Es mutet wie eine besondere Ironie der Geschichte an, dass ausgerechnet dieses Haus den Krieg überdauert hat, während die meisten Gebäude umher zerstört wurden.
Bauliche Veränderungen nach Kriegsende
Baugeschichtlich erhielt das Haus erst nach dem Krieg durch umfangreiche Anbauten sein heutiges wuchtiges Aussehen. In den Jahren 1947 bis 1949 entstanden anstelle des zerstörten Wohnhauses der Familie Dahmen und eines angrenzenden Hauses in der Elisenstraße Anbauten, die sich dem erhaltenen Gestapohaus vollständig anglichen: Der Tuffstein stammte aus dem gleichen Steinbruch, die Stockwerkaufteilung, Fenstermaße und Gesimse wurden genau angepasst. Die Anzahl der Fensterachsen verdoppelte sich von sechs auf zwölf. Den zusätzlich gestalteten Eingang versah man mit den beiden schmiedeeisernen Leuchtern vom Eingang Elisenstraße, um auf dem Appellhofplatz einen symmetrischen und repräsentativen Bau zu schaffen. In der Elisenstraße wurde das Haus durch den Anbau von zwölf auf sechzehn Fensterachsen erweitert. Das gesamte Gebäude wurde oberhalb der Attika um ein Geschoss aufgestockt. Erst durch die Anbauten nach 1945 entsprach das EL-DE-Haus in seinen Dimensionen dem Bild der gefürchteten, alles beherrschenden Gestapo.
Die Nutzung nach 1945
Der unbekümmerte Umgang mit der Geschichte des Hauses und der NS-Vergangenheit nach dem Krieg insgesamt zeigt sich auch an anderer Stelle: Das Haus wurde unmittelbar nach Kriegsende wieder von Mietern genutzt, vor allem von der Stadt Köln: Besatzungsamt, Preisbehörde, Amt für Verteidigungslasten, Standesamt, Rentenstelle und Rechts- und Versicherungsamt bezogen ihre Büros. Hier mussten also auch Menschen heiraten oder ihren Rentenantrag einreichen, die in den Räumen zu Zeiten der Gestapo verhört und gefoltert worden waren.
Das Haus befindet sich heute nach wie vor im Besitz der Familie Dahmen. Mieter im Jahr 2010 sind das NS-Dokumentationszentrum, das Rechts- und Versicherungsamt und der Personalrat für das Kulturdezernat. Im Erdgeschoss des Hauses Appellhofplatz 21 ist eine Galerie untergebracht, deren Räume jedoch spätestens im Juli 2012 an das NS-Dokumentationszentrum übergehen. In der Elisenstraße ist eine Wohnung privat vermietet. Die größten baulichen Veränderungen seit dem 1949 fertig gestellten Anbau waren erforderlich für die 1981 eingeweihte und 2009 erweiterte Gedenkstätte Gestapogefängnis und die zwischen 1993 und 1997 erfolgten Umbauten für die Dauerausstellung »Köln im Nationalsozialismus« sowie für die Herrichtung von Bibliothek, Gruppenraum und Büros für das NS-Dokumentationszentrum.
2009 wurden anlässlich der Umgestaltung von Gedenkstätte und Dauerausstellung zwei Räume im Erdgeschoss dem Foyer zugeschlagen sowie auf der zweiten Etage unmittelbar im Anschluss an das Ende der Ausstellung ein multifunktionaler Gruppenraum geschaffen. Durch die Übernahme der Räumlichkeiten im Keller- und im Erdgeschoss des Gebäudes Appellhofplatz 21 konnte nach Umbauten der Sonderausstellungsraum verlagert und an dessen bisheriger Stelle ein pädagogisches Zentrum geschaffen werden. Die Bibliothek und das Archiv wurden vergrößert und vor allem konnte der Innenhof als ehemaliger Ort der Hinrichtungen in die Gedenkstätte einbezogen werden. Das EL-DE-Haus steht erst seit Anfang der 1980er Jahre unter Denkmalschutz.
Nur gut 50 Meter vom NS-DOK in Richtung Appellhofplatz entfernt befindet sich seit 2009 das sogenannte „Deserteurdenkmal“ für die Opfer der NS-Militärjustiz.
(Verwendung des Textes mit freundlicher Genehmigung durch das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln; Umsetzung und Ergänzungen durch Ute Schumacher, LVR-Redaktion KuLaDig, 2022)
Internet
museenkoeln.de: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (abgerufen 09.02.2022)
www.koeln-lotse.de: Stolpern über Geschichte(n): Stolpersteine und das EL-DE-Haus in Köln (überarbeiteter, erstmals 2005 publizierter Text von Andreas „Andy“ Artmann, in: Uli, der Köln-Lotse vom 15.04.2023, abgerufen 17.04.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste der Stadt Köln (abgerufen 03.02.2022, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Die Geheime Staatspolizei Köln (abgerufen 03.02.2022)
deu.archinform.net: Hans Erberich, Architekt (abgerufen 09.02.2022)
Der Bau des EL-DE-Hauses
Das EL-DE-Haus (gesprochen: L-D-Haus) verdankt seinen Namen den Initialen seines Bauherrn Leopold Dahmen. Der katholische Goldwaren- und Uhrengroßhändler wohnte mit seiner Familie am Appellhofplatz 21 und hatte dort auch sein Geschäft. Zum Neubau des angrenzenden Hauses ließ er auf dem Eckgrundstück zur Elisenstraße zwei Wohnhäuser abreißen und in den Jahren 1934/35 ein größeres Wohn- und Geschäftsgebäude errichten. Nach den Plänen des Architekten Hans Erberich (1873-1951) entstand ein viergeschossiger Eckbau mit ursprünglich sechs Achsen an seiner Hauptschaufront zum Appellhofplatz (zur Bauzeit noch Teil der Langgasse) und einer zwölfachsigen Fassade entlang der relativ engen Elisenstraße.
Das Gebäude wurde in einer strengen neoklassizistischen Bauweise errichtet und mit einer Tuffsteinfassade sowie einer abgerundeten Hausecke versehen. Der Baustil wurde vom NS-Blatt »Westdeutscher Beobachter« als zeitgemäß gelobt. Die Eingangstür, die im Original erhalten geblieben ist, versah man mit den Initialen des Hausbesitzers und gab damit dem Haus seinen Namen. Auch das gut erhaltene Wandrelief an der Hausecke verweist auf den Bauherrn. Es sind darauf zwei Wappen zu erkennen, links das Stadtwappen und rechts ein Wappen mit dem Schriftzug »EL DE« und darunter zwei Pendel einer Standuhr, in deren kreisförmigen unteren Teilen ein L und ein D für Leopold Dahmen eingehauen wurde. In der Mitte ist ein geflügelter Helm, als Symbol für Hermes, den Gott der Händler (aber auch der Diebe und Totenführer), abgebildet.
In den beiden Obergeschossen und im voll als Geschoss ausgebildeten ehemaligen Attikabereich, dem Dachgeschoss hinter dem Kranzgesims, waren ursprünglich zwölf Dreizimmerwohnungen und im Erdgeschoss Geschäftsräume geplant. In den als Schlafzimmer vorgesehenen Räumen wurden Wandsafes für Schmuck und andere Wertsachen, die heute in der Ausstellung zu sehen sind, eingebaut. Das Haus verfügte über eine eigene Brunnenanlage, die auch heute noch existiert. Garagen waren ebenso vorgesehen wie ein Luftschutzraum für rund 60 Personen.
Die Nutzung durch die Gestapo
Im Sommer 1935 wurde das Haus nach einem Baustillstand noch im Rohbau von der Gestapo in Beschlag genommen. Bereits bestehende Mietverträge mussten aufgelöst werden; der neue Mieter war fortan das Deutsche Reich. Für die Gestapo besaß das repräsentative Gebäude mitten im Herzen der Stadt eine ausgezeichnete Lage, befand es sich doch in unmittelbarer Nähe des Polizeipräsidiums in der Krebsgasse, des Gerichtsgebäudes und des Zentralgefängnisses Klingelpütz.
Die Gestapo ließ das Gebäude für ihre Zwecke umbauen: In den vorgesehenen Wohnräumen wurden Büros eingerichtet und in dem oberen von zwei Kellergeschossen das Hausgefängnis mit zehn Zellen geschaffen. Am 1. Dezember 1935 nahm hier die Gestapostelle Köln ihren Betrieb auf und beendete ihn erst am 2. März 1945, also wenige Tage vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in der Stadt am 6. März 1945. Es mutet wie eine besondere Ironie der Geschichte an, dass ausgerechnet dieses Haus den Krieg überdauert hat, während die meisten Gebäude umher zerstört wurden.
Bauliche Veränderungen nach Kriegsende
Baugeschichtlich erhielt das Haus erst nach dem Krieg durch umfangreiche Anbauten sein heutiges wuchtiges Aussehen. In den Jahren 1947 bis 1949 entstanden anstelle des zerstörten Wohnhauses der Familie Dahmen und eines angrenzenden Hauses in der Elisenstraße Anbauten, die sich dem erhaltenen Gestapohaus vollständig anglichen: Der Tuffstein stammte aus dem gleichen Steinbruch, die Stockwerkaufteilung, Fenstermaße und Gesimse wurden genau angepasst. Die Anzahl der Fensterachsen verdoppelte sich von sechs auf zwölf. Den zusätzlich gestalteten Eingang versah man mit den beiden schmiedeeisernen Leuchtern vom Eingang Elisenstraße, um auf dem Appellhofplatz einen symmetrischen und repräsentativen Bau zu schaffen. In der Elisenstraße wurde das Haus durch den Anbau von zwölf auf sechzehn Fensterachsen erweitert. Das gesamte Gebäude wurde oberhalb der Attika um ein Geschoss aufgestockt. Erst durch die Anbauten nach 1945 entsprach das EL-DE-Haus in seinen Dimensionen dem Bild der gefürchteten, alles beherrschenden Gestapo.
Die Nutzung nach 1945
Der unbekümmerte Umgang mit der Geschichte des Hauses und der NS-Vergangenheit nach dem Krieg insgesamt zeigt sich auch an anderer Stelle: Das Haus wurde unmittelbar nach Kriegsende wieder von Mietern genutzt, vor allem von der Stadt Köln: Besatzungsamt, Preisbehörde, Amt für Verteidigungslasten, Standesamt, Rentenstelle und Rechts- und Versicherungsamt bezogen ihre Büros. Hier mussten also auch Menschen heiraten oder ihren Rentenantrag einreichen, die in den Räumen zu Zeiten der Gestapo verhört und gefoltert worden waren.
Das Haus befindet sich heute nach wie vor im Besitz der Familie Dahmen. Mieter im Jahr 2010 sind das NS-Dokumentationszentrum, das Rechts- und Versicherungsamt und der Personalrat für das Kulturdezernat. Im Erdgeschoss des Hauses Appellhofplatz 21 ist eine Galerie untergebracht, deren Räume jedoch spätestens im Juli 2012 an das NS-Dokumentationszentrum übergehen. In der Elisenstraße ist eine Wohnung privat vermietet. Die größten baulichen Veränderungen seit dem 1949 fertig gestellten Anbau waren erforderlich für die 1981 eingeweihte und 2009 erweiterte Gedenkstätte Gestapogefängnis und die zwischen 1993 und 1997 erfolgten Umbauten für die Dauerausstellung »Köln im Nationalsozialismus« sowie für die Herrichtung von Bibliothek, Gruppenraum und Büros für das NS-Dokumentationszentrum.
2009 wurden anlässlich der Umgestaltung von Gedenkstätte und Dauerausstellung zwei Räume im Erdgeschoss dem Foyer zugeschlagen sowie auf der zweiten Etage unmittelbar im Anschluss an das Ende der Ausstellung ein multifunktionaler Gruppenraum geschaffen. Durch die Übernahme der Räumlichkeiten im Keller- und im Erdgeschoss des Gebäudes Appellhofplatz 21 konnte nach Umbauten der Sonderausstellungsraum verlagert und an dessen bisheriger Stelle ein pädagogisches Zentrum geschaffen werden. Die Bibliothek und das Archiv wurden vergrößert und vor allem konnte der Innenhof als ehemaliger Ort der Hinrichtungen in die Gedenkstätte einbezogen werden. Das EL-DE-Haus steht erst seit Anfang der 1980er Jahre unter Denkmalschutz.
Nur gut 50 Meter vom NS-DOK in Richtung Appellhofplatz entfernt befindet sich seit 2009 das sogenannte „Deserteurdenkmal“ für die Opfer der NS-Militärjustiz.
(Verwendung des Textes mit freundlicher Genehmigung durch das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln; Umsetzung und Ergänzungen durch Ute Schumacher, LVR-Redaktion KuLaDig, 2022)
Internet
museenkoeln.de: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (abgerufen 09.02.2022)
www.koeln-lotse.de: Stolpern über Geschichte(n): Stolpersteine und das EL-DE-Haus in Köln (überarbeiteter, erstmals 2005 publizierter Text von Andreas „Andy“ Artmann, in: Uli, der Köln-Lotse vom 15.04.2023, abgerufen 17.04.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste der Stadt Köln (abgerufen 03.02.2022, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Die Geheime Staatspolizei Köln (abgerufen 03.02.2022)
deu.archinform.net: Hans Erberich, Architekt (abgerufen 09.02.2022)