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Napoleonisches Epanchoir des Nordkanals in Neuss


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Das Epanchoir ist ein Wasserkreuzungsbauwerk. Über den Vierwege-Stauwehr kreuzen sich der durch Napoleon anglegte Nordkanal ("Grand Canal du Nord") und der natürliche Flusslauf der Obererft.

Bis zur Erfindung der Dampfmaschine war fließendes Wasser für die städtische Wirtschaft von größter Bedeutung. Mit ihm wurden die Mühlen angetrieben und die Gräben um die Stadt bewässert, die nicht nur zum Schutz der Bevölkerung dienten, sondern auch für die Abfallentsorgung genutzt wurden. In Neuss stand hierfür zunächst nur ein Flusslauf, die Krur, zur Verfügung, dessen Gefälle jedoch relativ flach war. Erst durch den Abzweig eines Teils der Erft konnte 1456 ein Wasserzufluss geschaffen werden, der mit gleichbleibender Wassermenge und Kraft die Mühlen der Stadt, die sich nach dem Bau der Obererft am Obertor konzentrierten, antrieb und noch zusätzlich den westlichen Stadtgraben durchströmte und hier am Ham-, Nieder- und Rheintor weitere Mühlen antrieb.

Mit dem Bau des Nordkanals erhielt der Erftabzweig, die sog. Obererft, eine weitere Aufgabe. Sie sollte zusammen mit einem weiteren Zulauf, der Niers, die bei Neersen die Kanaltrasse querte, einen gleichbleibenden Wasserstand sicherstellen und den prognostizierten Wasserverlust des Kanals durch Verdunstung und den Betrieb der Schleusen ausgleichen. Die Ausbildung des Kreuzungspunkts von Obererft und Kanal stellte eine besondere Herausforderung an den Planer dar. Die Überlegungen gingen davon aus, dass der Wasserstand von Kanal und Obererft am Zulauf das gleiche Niveau haben. Dieser sollte zunächst über die Schleusenanlage im Selikumer Park geregelt werden, die den Zulauf und damit den Wasserstand in der Obererft regelte. An dem südlichen Zulauf in den Kanal hatte sie damit einen gleichbleibenden Wasserstand, der dem beabsichtigten Niveau des Kanals entsprach. Zur „Feinregulierung“ und zur Sicherstellung der Bewässerung des Mühlengrabens wurde an der nördlichen Seite der Kreuzung ein bis dahin in Deutschland unbekanntes Bauwerk, das von den Franzosen „Epanchoir“ genannt wurde, errichtet. Hiermit konnte der Wasserstand des Kanals unabhängig von dem Zulauf geregelt werden. Die beiden festen Überlaufwehre sicherten selbsttätig einen gleichbleibenden Wasserstand im Mühlengraben. Die beiden beweglichen mittleren Schütztafeln konnten über Zahngewinde und Kurbeln gehoben und gesenkt werden. Hierdurch war eine Regulierung des Wasserzulaufes in den Graben und eine zusätzliche Möglichkeit den Wasserstand im Kanal zu beeinflussen gegeben.

An die Grundsteinlegung am 3.Juli 1809 des später fertiggestellten Bauwerks erinnert ein Gedenkstein mit der Inschrift „PRIS D'EAU ET EPANCHOR DE L'ERFTMDCCCIXNAPOLEON EMPEREUR“. Anlässlich der 200-jährigen Wiederkehr des Baus des Epanchoirs wurde die Restaurierung der Anlage durch den eigens gegründeten Verein „ Freunde und Förderer des historischen Nordkanals in Neuss“ initiiert. Mit einem rund 45 m langen wiederhergestellten Teilstück des Nordkanals vermittelt die Anlage heute einen guten Eindruck über die Dimensionen des „Grande Canal du Nord“.

Hinweis
Das Objekt „Napoleonisches Epanchoir des Nordkanals“ in Neuss ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Neuss, laufende Nr. 1/177, Eintrag in die Denkmalliste am 27.05.1992) und ist Element des Kulturlandschaftsbereiches Nordkanal (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 091).

(Franz Josef Talbot, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2021)



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