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Römischer Kybele-Kultkeller (Fossa Sanguinis) in Neuss-Gnadental
Was ihr entdecken könnt
Der Kultkeller Neuss-Gnadental, auch als "fossa sanguinis" bezeichnet, wurde im Jahr 1956 am heutigen Gepaplatz bei archäologischen Forschungsgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Bonn entdeckt.
Im Jahr 1956 wurde am heutigen Gepaplatz in Neuss Gnadental bei archäologischen Forschungsgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Bonn ein Steinkeller mit Stampflehmfußboden entdeckt, der als „Kybele-Kultkeller“ an Bekanntheit erlang. Zur römischen Zeit befand sich dieser am Südrand des Auxiliarvicus in einem Bereich, in dem mehrere Kultbauten standen.
Äußere Erscheinung
Der aus römischen Spolien errichte Keller umfasst eine Fläche von 1,8 x 1,8 Meter und ist 1,4 Meter tief. Das unregelmäßige Mauerwerk wurde ohne Mörtel in den anstehenden Sand gesetzt. Zudem liegen die Fugen mehrerer Steinlagen nicht versetzt übereinander, sodass folglich das Mauerwerk des Kellers keinen oberirdischen Steinbau getragen haben kann. Spuren eines Holzdaches oder -gebäudes, welches sich über dem Keller befunden haben muss, wurden bei den Ausgrabungen jedoch nicht dokumentiert. Im Keller befinden sich darüber hinaus eine kleine gemauerte Bank und zwei gegenüberliegende Treppen mit je sechs Stufen, die eine gute Zugänglichkeit des Raumes gewährleisten sollten.
Deutung als Kybele-Kultkeller
Die Interpretation des Kellers als Kybele-Kultstätte geht auf den damaligen Direktor des Rheinischen Landesmuseums Harald von Petrikovits zurück. Er übertrug auf den Neusser Befund ein Modell, welches nur wenige Jahre vorher veröffentlicht wurde.
Im Jahr 1947 publizierte der italienische Archäologe Guido Calza einen Artikel über das Heiligtum der Magna Mater in Ostia bei Rom. Er äußerte die Vermutung, dass das Taufritual der Kybele in einem Keller nahe des Kybele-Tempels gefeiert wurde. Bei diesem Ritual wurde ein Stier über einer mit Bohlen abgedeckten Grube geschlachtet, sodass das Blut auf den in der Grube befindlichen Priester tropfte. Den Vorschlag aufgreifend die Anlage als Kybele-Kultkeller zu deuten, wurde er jenem Taufritual entsprechend „Fossa sanguinis“ genannt.
Die Indizien, die diese Deutung unterstützten sind heute entkräftet. Für die Verehrung der Kybele am Gepaplatz gibt es somit keine Belege.
Heutige Interpretation
Gleichwohl wurden bei den Ausgrabungen des Steinkellers neben kleinteilig zerscherbter Siedlungskeramik aus der nahegelegenen Canaba und 42 Münzen, mehrere kleine Weihealtäre (davon einer mit Jupiter-Inschrift) sowie Teile einer Jupitersäule aus dem nahegelegenen Heiligen Bezirk gefunden.
Somit wird vermutet, dass der Keller dennoch eine sakrale Funktion besessen haben muss.
In welchem religiösen Kontext der Keller zu betrachten ist hängt allerdings von dem Entstehungszeitraum des Kellers ab, welcher jedoch nicht genau bestimmt werden konnte.
Der frühestmögliche Erbauungszeitraum ist das späte dritte Jahrhundert. In diesem Fall könnte es sich bei dem Keller beispielsweise um eine noch nicht bekannt gewordene Art von Heiligtum für eine einheimische, lokale Gottheit handeln. Sofern der Keller nach Aufgabe des Heiligen Bezirks angelegt wurde (im späten vierten oder gar im fünften Jahrhundert), hierfür spricht der im Keller verbaute Jupiterweihestein, wäre der Keller unter Umständen auch als christliche Anlage zu interpretieren.
Eine endgültige Deutung des Steinkellers wird schließlich durch die fehlende Aufarbeitung der Ausgrabungen am Gepaplatz erschwert.
Hinweis
Das Objekt „Kybele-Kultstätte Fossa Sanguinis“ ist ein eingetragenes Bodendenkmal (Liste der Bodendenkmäler in Neuss, Nr. BD 04-01)
(Dana Pfeiffer, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2022)
Internet
www.neuss.de: Denkmalliste der Stadt Neuss Teil B - Bodendenkmäler Stand: 28.06.1989; PDF-Dokument, 7,0 MB (abgerufen 26.07.2022)
www.clemens-sels-museum-neuss.de: Pavillon Fossa Sanguinis (abgerufen 26.07.2022)
www.archaeologie-online.de: Der „Kybele-Kultkeller“ in Neuss (abgerugen 26.07.2022)
Äußere Erscheinung
Der aus römischen Spolien errichte Keller umfasst eine Fläche von 1,8 x 1,8 Meter und ist 1,4 Meter tief. Das unregelmäßige Mauerwerk wurde ohne Mörtel in den anstehenden Sand gesetzt. Zudem liegen die Fugen mehrerer Steinlagen nicht versetzt übereinander, sodass folglich das Mauerwerk des Kellers keinen oberirdischen Steinbau getragen haben kann. Spuren eines Holzdaches oder -gebäudes, welches sich über dem Keller befunden haben muss, wurden bei den Ausgrabungen jedoch nicht dokumentiert. Im Keller befinden sich darüber hinaus eine kleine gemauerte Bank und zwei gegenüberliegende Treppen mit je sechs Stufen, die eine gute Zugänglichkeit des Raumes gewährleisten sollten.
Deutung als Kybele-Kultkeller
Die Interpretation des Kellers als Kybele-Kultstätte geht auf den damaligen Direktor des Rheinischen Landesmuseums Harald von Petrikovits zurück. Er übertrug auf den Neusser Befund ein Modell, welches nur wenige Jahre vorher veröffentlicht wurde.
Im Jahr 1947 publizierte der italienische Archäologe Guido Calza einen Artikel über das Heiligtum der Magna Mater in Ostia bei Rom. Er äußerte die Vermutung, dass das Taufritual der Kybele in einem Keller nahe des Kybele-Tempels gefeiert wurde. Bei diesem Ritual wurde ein Stier über einer mit Bohlen abgedeckten Grube geschlachtet, sodass das Blut auf den in der Grube befindlichen Priester tropfte. Den Vorschlag aufgreifend die Anlage als Kybele-Kultkeller zu deuten, wurde er jenem Taufritual entsprechend „Fossa sanguinis“ genannt.
Die Indizien, die diese Deutung unterstützten sind heute entkräftet. Für die Verehrung der Kybele am Gepaplatz gibt es somit keine Belege.
Heutige Interpretation
Gleichwohl wurden bei den Ausgrabungen des Steinkellers neben kleinteilig zerscherbter Siedlungskeramik aus der nahegelegenen Canaba und 42 Münzen, mehrere kleine Weihealtäre (davon einer mit Jupiter-Inschrift) sowie Teile einer Jupitersäule aus dem nahegelegenen Heiligen Bezirk gefunden.
Somit wird vermutet, dass der Keller dennoch eine sakrale Funktion besessen haben muss.
In welchem religiösen Kontext der Keller zu betrachten ist hängt allerdings von dem Entstehungszeitraum des Kellers ab, welcher jedoch nicht genau bestimmt werden konnte.
Der frühestmögliche Erbauungszeitraum ist das späte dritte Jahrhundert. In diesem Fall könnte es sich bei dem Keller beispielsweise um eine noch nicht bekannt gewordene Art von Heiligtum für eine einheimische, lokale Gottheit handeln. Sofern der Keller nach Aufgabe des Heiligen Bezirks angelegt wurde (im späten vierten oder gar im fünften Jahrhundert), hierfür spricht der im Keller verbaute Jupiterweihestein, wäre der Keller unter Umständen auch als christliche Anlage zu interpretieren.
Eine endgültige Deutung des Steinkellers wird schließlich durch die fehlende Aufarbeitung der Ausgrabungen am Gepaplatz erschwert.
Hinweis
Das Objekt „Kybele-Kultstätte Fossa Sanguinis“ ist ein eingetragenes Bodendenkmal (Liste der Bodendenkmäler in Neuss, Nr. BD 04-01)
(Dana Pfeiffer, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2022)
Internet
www.neuss.de: Denkmalliste der Stadt Neuss Teil B - Bodendenkmäler Stand: 28.06.1989; PDF-Dokument, 7,0 MB (abgerufen 26.07.2022)
www.clemens-sels-museum-neuss.de: Pavillon Fossa Sanguinis (abgerufen 26.07.2022)
www.archaeologie-online.de: Der „Kybele-Kultkeller“ in Neuss (abgerugen 26.07.2022)