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Oberlandesgericht Köln am Reichenspergerplatz in Neustadt-Nord
Was ihr entdecken könnt
Das Oberlandesgericht befindet sich im Kölner Agnesviertel und war einst das größte Gerichtsgebäude in ganz Preußen. Der Platz erinnert an den Juristen und streitbaren Politiker August Reichensperger (1808-1895).
Der Platz vor dem Kölner Oberlandesgericht erinnert an August Reichensperger (1808-1895), den Juristen und streitbaren Politiker, der nicht nur Mitbegründer der katholischen Zentrumspartei als Vorläufer der heutigen CDU, sondern auch Ehrenbürger der Stadt Köln war.
Noch zu Lebzeiten war der Appellationsgerichtsrat (von 1849 bis 1879) und Landtagsabgeordnete August Reichensperger zwei Monate vor seinem Tod zum 9. Juni 1879 zu einem der bis heute nur 24 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Stadt ernannt worden:
„Offiziell wurde Reichensperger, wie 1856 bereits Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim, wegen seiner Verdienste um den Dombau geehrt. Er hatte zur Gründung von Dombauvereinen aufgerufen und sich später als Sekretär des ‚Zentralen-Dombau-Vereins zu Köln' für die Fertigstellung der Kathedrale eingesetzt. Die entscheidende Rolle spielte aber wohl das Engagement Reichenspergers beim Aufbau der Zentrumspartei.“ (www.stadt-koeln.de).
Diesen Ort hatte Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben (1845-1936) ursprünglich für einen Kirchenbau vorgesehen; ab 1906 wurde aber hier das Oberlandesgericht Köln geplant, dessen neo-barocke Fassade heute den Platz dominiert und von einem prominenten Nachbarn - Heinrich Böll (1917-1985) - deshalb auch „das Schloss“ genannt wurde. In den Jahren von 1907 bis 1911 nach dem Plan des Geheimen Oberbaurates Paul Thoemer errichtet, sollte der Bau imponieren und den Kölnern einen Eindruck staatlich preußischer Macht vermitteln. Die Funktion des Gebäudes ist im Dreiecksgiebel über dem Hauptportal klar definiert: Die Göttin der Gerechtigkeit thront zwischen einer Klägerin und einem Beklagten mit ihren Rechtsanwälten. Mit 34 Sitzungssälen und 400 Geschäftszimmern war es im Jahr der Fertigstellung das größte Gerichtsgebäude in ganz Preußen. Kaiser Wilhelm II. hatte sich persönlich in die Bauplanung eingemischt und einen Turmaufbau gewünscht. Auch wenn der im Krieg zerstört worden ist, macht der Bau immer noch einiges her - nicht nur von außen. Ein Blick hinein lohnt sich: Das gewaltige Treppenhaus, in dem sogar schon Opern inszeniert wurden, ist sicher eines der größten und schönsten in deutschen Regierungs- oder Verwaltungsbauten aus dieser Zeit.
Hinweis: Die herrlichen alten Platanen in der angrenzenden Weißenburgstraße verdanken ihre Existenz einer ursprünglich geplanten Gleistrasse, die von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft in Richtung Aachen geführt werden sollte. Man entschloss sich jedoch später zu einer anderen Streckenführung. Da waren die Platanen aber schon gepflanzt, weil diese Baumsorte besonders unempfindlich gegen den Funkenflug aus den Dampflokomotiven war.
Wie viele andere Straßenbezeichnungen im Viertel (Wörthstraße, Sedanstraße, Belfortstraße - auch Blumenthalstraße) nimmt hier die Namensgebung einen deutlichen Bezug auf die preußische Militärgeschichte: Die Stadt Weißenburg an der Grenze zum Elsass war am 4. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg Schauplatz einer Schlacht, in der die Preußen unter der Führung von Kronprinz Friedrich Wilhelm siegreich geblieben waren.
Baudenkmal
Mit Eintragung vom 22. Dezember 1983 wurde das Oberlandesgericht unter der laufenden Nummer 1956 in die Denkmalliste der Stadt Köln aufgenommen (stadt-koeln.de).
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Agnesviertel“, Stadt Köln, 2021, PDF-Datei, 400 KB, abgerufen 29.07.2021)
Internet
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 21.06.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Ehrenbürgerin und Ehrenbürger (abgerufen 03.07.2023)
rheinische-geschichte.lvr.de: August Reichensperger, Zentrumspolitiker (1808-1895) (abgerufen 04.07.2023)
rheinische-geschichte.lvr.de: Hermann Josef Stübben, Stadtplaner (1845-1936) (abgerufen 04.07.2023)
Noch zu Lebzeiten war der Appellationsgerichtsrat (von 1849 bis 1879) und Landtagsabgeordnete August Reichensperger zwei Monate vor seinem Tod zum 9. Juni 1879 zu einem der bis heute nur 24 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Stadt ernannt worden:
„Offiziell wurde Reichensperger, wie 1856 bereits Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim, wegen seiner Verdienste um den Dombau geehrt. Er hatte zur Gründung von Dombauvereinen aufgerufen und sich später als Sekretär des ‚Zentralen-Dombau-Vereins zu Köln' für die Fertigstellung der Kathedrale eingesetzt. Die entscheidende Rolle spielte aber wohl das Engagement Reichenspergers beim Aufbau der Zentrumspartei.“ (www.stadt-koeln.de).
Diesen Ort hatte Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben (1845-1936) ursprünglich für einen Kirchenbau vorgesehen; ab 1906 wurde aber hier das Oberlandesgericht Köln geplant, dessen neo-barocke Fassade heute den Platz dominiert und von einem prominenten Nachbarn - Heinrich Böll (1917-1985) - deshalb auch „das Schloss“ genannt wurde. In den Jahren von 1907 bis 1911 nach dem Plan des Geheimen Oberbaurates Paul Thoemer errichtet, sollte der Bau imponieren und den Kölnern einen Eindruck staatlich preußischer Macht vermitteln. Die Funktion des Gebäudes ist im Dreiecksgiebel über dem Hauptportal klar definiert: Die Göttin der Gerechtigkeit thront zwischen einer Klägerin und einem Beklagten mit ihren Rechtsanwälten. Mit 34 Sitzungssälen und 400 Geschäftszimmern war es im Jahr der Fertigstellung das größte Gerichtsgebäude in ganz Preußen. Kaiser Wilhelm II. hatte sich persönlich in die Bauplanung eingemischt und einen Turmaufbau gewünscht. Auch wenn der im Krieg zerstört worden ist, macht der Bau immer noch einiges her - nicht nur von außen. Ein Blick hinein lohnt sich: Das gewaltige Treppenhaus, in dem sogar schon Opern inszeniert wurden, ist sicher eines der größten und schönsten in deutschen Regierungs- oder Verwaltungsbauten aus dieser Zeit.
Hinweis: Die herrlichen alten Platanen in der angrenzenden Weißenburgstraße verdanken ihre Existenz einer ursprünglich geplanten Gleistrasse, die von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft in Richtung Aachen geführt werden sollte. Man entschloss sich jedoch später zu einer anderen Streckenführung. Da waren die Platanen aber schon gepflanzt, weil diese Baumsorte besonders unempfindlich gegen den Funkenflug aus den Dampflokomotiven war.
Wie viele andere Straßenbezeichnungen im Viertel (Wörthstraße, Sedanstraße, Belfortstraße - auch Blumenthalstraße) nimmt hier die Namensgebung einen deutlichen Bezug auf die preußische Militärgeschichte: Die Stadt Weißenburg an der Grenze zum Elsass war am 4. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg Schauplatz einer Schlacht, in der die Preußen unter der Führung von Kronprinz Friedrich Wilhelm siegreich geblieben waren.
Baudenkmal
Mit Eintragung vom 22. Dezember 1983 wurde das Oberlandesgericht unter der laufenden Nummer 1956 in die Denkmalliste der Stadt Köln aufgenommen (stadt-koeln.de).
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Agnesviertel“, Stadt Köln, 2021, PDF-Datei, 400 KB, abgerufen 29.07.2021)
Internet
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 21.06.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Ehrenbürgerin und Ehrenbürger (abgerufen 03.07.2023)
rheinische-geschichte.lvr.de: August Reichensperger, Zentrumspolitiker (1808-1895) (abgerufen 04.07.2023)
rheinische-geschichte.lvr.de: Hermann Josef Stübben, Stadtplaner (1845-1936) (abgerufen 04.07.2023)