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Agneskirche am Neusser Platz in Neustadt-Nord
Was ihr entdecken könnt
Die Agneskirche ist ein im neo-gotischen Stil gebautes Bauwerk, das dem Viertel seinen Namen gibt.
Aus der Gabelung von zwei schon lange bestehenden Ausfallstraßen der Neusser Straße und der Niehler Straße entwickelte Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben (1845-1936) eine Platzanlage. Dabei stand ihm wohl der Place de l’Étoile („Sternplatz“, heute Place Charles de Gaulle) in Paris vor Augen; denn fast so viele Straßen laufen auf den Neusser Platz zu wie auf das Pariser Vorbild. Nach mehreren Änderungen des Bebauungsplanes sollte hier am zentralen Ort in der Flucht von Hoher Domkirche und Eigelsteintorburg das katholische Gotteshaus entstehen, das dem Viertel seinen Namen gibt.
Mit dem Bau der Kirche im neo-gotischen Stil wurde 1896 begonnen; finanziert wurde sie fast vollständig durch Dr. Peter Joseph Roeckerath (1837-1905), der ursprünglich Gymnasiallehrer war, sich aber schon bald als Politiker, Unternehmer und Immobilienspekulant betätigte. Vor allem der von der Familie seiner zweiten Frau Agnes, geborene Schmitz, ererbte Grundbesitz, die sogenannten „Kappesfelder“, die dann zu Bauland wurden, ließen ihn zu einem der großen finanziellen Gewinner beim Grundstücksverkauf und der Bebauung des neuen Viertels werden.
Zeitweise war er der größte Steuerzahler Kölns. Spötter wollten seiner Stiftung denn auch den Namen „Sankt Roeckerath-Kirche“ oder „Sühnekirche“ geben, die weniger aus „hochherziger Freigiebigkeit“, sondern eher zur Gewissensberuhigung eines „skrupellosen Spekulanten“ errichtet worden sei. Das Patrozinium der Heiligen Agnes, einer frühen Märtyrerin, erhielt die Kirche auf Wunsch des Stifters zur Erinnerung an die Namenspatronin seiner Frau, die schon 1890 verstorben war und mit der er zwölf Kinder hatte, von denen zehn die Kindheit überlebten.
Mit den Planungen und der Bauausführung hatte Roeckerath die Architekten Carl Rüdell und Richard Odenthal beauftragt; der ursprünglich vorgesehene Turmhelm wurde auf Wunsch des Bauherren nicht realisiert; ihm schwebten die Bilder französischer Kathedralen vor Augen.
Auch so ist der Turm immerhin 61 Meter hoch. Nach fünf Jahren Bauzeit war die Kirche fast fertig, wurde aber zunächst nur eingesegnet und erst nach dem Ende langjähriger Streitereien um den Anbau einer Sakristei 1913 geweiht. In Vertretung des Oberbürgermeisters war der erste Beigeordnete der Stadt beim Festakt anwesend: Konrad Adenauer. Da war der Stifter aber schon längst tot und hatte in der Seitenkapelle (links vom Chor) sein Grab gefunden. Übrigens: Seine Frau Agnes, der die Kirche eigentlich als Ruhestätte zugedacht war, liegt auf dem Kölner Melatenfriedhof. Eine Besichtigung wert ist die Krypta unter dem Chor der Kirche (Zugang über linke Seitenkapelle), die ursprünglich für die Gottesdienste von Fremdarbeitern geplant war, heute aber als Andachts- und Gedenkraum für die drei Märtyrer und Widerstandskämpfer der Gemeinde wie eine Gefängniszelle gestaltet wurde: Prälat Otto Müller, Bernhard Letterhaus und der mittlerweile seliggesprochene Nikolaus Groß, alle führende Mitglieder der Katholischen Arbeiterbewegung. Letterhaus und Groß wurden durch die Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet; Müller verstarb während der Haft in Berlin.
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Agnesviertel“, Stadt Köln, 2021, PDF-Datei, 400 KB (abgerufen 29.07.2021))
Internet
www.youtube.com: Die Agneskirche im Ausschnitt „Köln vor dem Krieg“ der Dokumentation „Das alte Köln in Farbe“ (abgerufen 31.01.2022)
www.koeln-lotse.de: St. Agnes - eine Kirche gibt einem ganzen Viertel den Namen (Uli, der Köln-Lotse vom 14.11.2020, abgerufen 28.11.2022)
Mit dem Bau der Kirche im neo-gotischen Stil wurde 1896 begonnen; finanziert wurde sie fast vollständig durch Dr. Peter Joseph Roeckerath (1837-1905), der ursprünglich Gymnasiallehrer war, sich aber schon bald als Politiker, Unternehmer und Immobilienspekulant betätigte. Vor allem der von der Familie seiner zweiten Frau Agnes, geborene Schmitz, ererbte Grundbesitz, die sogenannten „Kappesfelder“, die dann zu Bauland wurden, ließen ihn zu einem der großen finanziellen Gewinner beim Grundstücksverkauf und der Bebauung des neuen Viertels werden.
Zeitweise war er der größte Steuerzahler Kölns. Spötter wollten seiner Stiftung denn auch den Namen „Sankt Roeckerath-Kirche“ oder „Sühnekirche“ geben, die weniger aus „hochherziger Freigiebigkeit“, sondern eher zur Gewissensberuhigung eines „skrupellosen Spekulanten“ errichtet worden sei. Das Patrozinium der Heiligen Agnes, einer frühen Märtyrerin, erhielt die Kirche auf Wunsch des Stifters zur Erinnerung an die Namenspatronin seiner Frau, die schon 1890 verstorben war und mit der er zwölf Kinder hatte, von denen zehn die Kindheit überlebten.
Mit den Planungen und der Bauausführung hatte Roeckerath die Architekten Carl Rüdell und Richard Odenthal beauftragt; der ursprünglich vorgesehene Turmhelm wurde auf Wunsch des Bauherren nicht realisiert; ihm schwebten die Bilder französischer Kathedralen vor Augen.
Auch so ist der Turm immerhin 61 Meter hoch. Nach fünf Jahren Bauzeit war die Kirche fast fertig, wurde aber zunächst nur eingesegnet und erst nach dem Ende langjähriger Streitereien um den Anbau einer Sakristei 1913 geweiht. In Vertretung des Oberbürgermeisters war der erste Beigeordnete der Stadt beim Festakt anwesend: Konrad Adenauer. Da war der Stifter aber schon längst tot und hatte in der Seitenkapelle (links vom Chor) sein Grab gefunden. Übrigens: Seine Frau Agnes, der die Kirche eigentlich als Ruhestätte zugedacht war, liegt auf dem Kölner Melatenfriedhof. Eine Besichtigung wert ist die Krypta unter dem Chor der Kirche (Zugang über linke Seitenkapelle), die ursprünglich für die Gottesdienste von Fremdarbeitern geplant war, heute aber als Andachts- und Gedenkraum für die drei Märtyrer und Widerstandskämpfer der Gemeinde wie eine Gefängniszelle gestaltet wurde: Prälat Otto Müller, Bernhard Letterhaus und der mittlerweile seliggesprochene Nikolaus Groß, alle führende Mitglieder der Katholischen Arbeiterbewegung. Letterhaus und Groß wurden durch die Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet; Müller verstarb während der Haft in Berlin.
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Agnesviertel“, Stadt Köln, 2021, PDF-Datei, 400 KB (abgerufen 29.07.2021))
Internet
www.youtube.com: Die Agneskirche im Ausschnitt „Köln vor dem Krieg“ der Dokumentation „Das alte Köln in Farbe“ (abgerufen 31.01.2022)
www.koeln-lotse.de: St. Agnes - eine Kirche gibt einem ganzen Viertel den Namen (Uli, der Köln-Lotse vom 14.11.2020, abgerufen 28.11.2022)