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Kölner Dom - Bedeutung als Pilgerstätte


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Seit dem Erwerb des Petrusstabes und der Petrusketten durch Erzbischof Brun I., insbesondere aber seit der Ankunft der Gebeine der Heiligen Drei Könige, gehört der Kölner Dom zu den wichtigsten Pilgerstätten der westlichen Christenheit.

Seit dem Erwerb des Petrusstabes und der Petrusketten durch Erzbischof Brun I., insbesondere aber seit der Ankunft der Gebeine der Heiligen Drei Könige, gehört der Kölner Dom zu den wichtigsten Pilgerstätten der westlichen Christenheit.

Der Dom als Verehrungsstätte von Reliquien und Ziel von Pilgerfahrten
Die Jakobuskapelle im Chorumgang als Ort der Bruderschaftsmemoria für Santiago-Pilger
Reliquienweisungen an der Südseite des Domes
Der Dom als Ort der Dreikönigenverehrung seit dem 19. Jahrhundert

Der Dom als Verehrungsstätte von Reliquien und Ziel von Pilgerfahrten
Der wichtigste Ort für Pilger ist in Köln die Kathedrale, die neben der Gottesmutter dem heiligen Petrus geweiht ist. Im 10. Jahrhundert konnte Erzbischof Brun I., der Bruder Kaiser Ottos I., wichtige Reliquien erwerben, die an den Apostel erinnerten. Den Bischofsstab des heiligen Petrus besorgte er in Metz und einige Glieder der Petrusketten erhielt er aus Rom. Bis zur Ankunft der Überreste der Heiligen Drei Könige handelte es sich um die Hauptreliquien des Domes; sie sind heute in der „Heiltumskammer“ des Kölner Domschatzes ausgestellt.
1164 trafen die Dreikönigenreliquien ein. Erzbischof Rainald von Dassel (um 1120-1167, Erzbischof von Köln 1159-1167) hatte sie zwei Jahre zuvor bei der Einnahme Mailands durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa an sich bringen können und nach Köln überführen lassen. Schon bald setzten Pilgerfahrten zu den Heiligen Drei Königen ein. Die frühesten bekannten Pilgerzeichen stammen noch aus dem 12. Jahrhundert; eine Liste der Kustoden am Grab reicht bis in das Jahr 1197 zurück. Um 1181 beauftragte das Kölner Domkapitel den Goldschmied Nikolaus von Verdun mit der Anfertigung des gegen 1230 vollendeten Dreikönigenschreins.
Die um 1200 entstandene relatio de tribus magis berichtet von Schotten, Bretonen, Engländern, Franzosen, Italienern, Sizilanern und Spaniern, die nach Köln strömen, um die Reliquien der Weisen aus dem Morgenland zu verehren. Spätere Hospitalrechnungen der Kölner Pilgerherbergen nennen Pilger aus Schlesien, Schwaben, Österreich, Ungarn, Frankreich, Flandern und Brabant. Die reichspolitische Bedeutung der Pilgerfahrt zu den Heiligen Drei Königen zeigte sich daran, dass seit dem 13. Jahrhundert der Besuch an ihrem Grab zum Krönungsritual gehörte. Belegt sind die Aufenthalte von Wilhelm von Holland (1249), Heinrich VII. (1308), Ruprecht von der Pfalz (1401), Sigismund (1414), Friedrich III. (1442 und 1473), Maximilian I. (1486 und 1494), Karl V. (1520 und 1544) und Ferdinand I. (1531) am Dreikönigenschrein.

Im Jahre 1248 legte Erzbischof Konrad von Hochstaden (um 1200-1261, Erzbischof von Köln 1238-1261) den Grundstein zu einer neuen Kathedrale, die ebenso wie der Schrein Ausdruck des Bemühens werden sollte, den Heiligen eine würdige Heimstatt zu geben. Der Neubau war eng mit dem Pilgerverkehr verbunden: Papst Innozenz IV. verkündete einen Ablass für diejenigen, die zum Neubau der Kathedrale beitrugen. Mit der Chorweihe 1322 durch Erzbischof Heinrich von Virneburg fand der Dreikönigenschrein in der Achsenkapelle des Chorumgangs Aufstellung, wobei von der ursprünglichen Idee Abstand genommen wurde, den Schrein in der Vierung unterzubringen. Der Chorumgang erfuhr somit eine Öffnung für Besucher und erhielt mit seiner Verglasung einen Bildzyklus, der mit Verweisen auf die Kölner Heiligen, auf den Pilgerapostel Jakobus sowie auf das Himmlische Jerusalem auf die Heilsprogrammatik der Pilgerfahrt abgestimmt war.
Über die Aufstellung des Schreines in der Achsenkapelle des Chorumgangs informieren eine Zeichnung von 1633 sowie eine Schilderung des Kölner Jesuiten Hermann Crombach aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Schrein war rundum von einem Gehäuse aus rot gestrichenen Gitterstäben umschlossen. 1660, im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 500. Translationsjubiläum, wurde das eiserne Gehäuse durch ein neues Steinmausoleum in barocken Formen ersetzt, dessen Vorderfront heute im nördlichen Querhaus als Altarretabel für die Schmuckmantelmadonna Verwendung findet. Zeitzeugen wie der niederländische Gesandtschaftssekretär de Blainville (1705), der Verleger Johann Heinrich Dielhelm (1739) und der englische Landgeistliche Henry Barry (1822) berichten von der Praxis, mit einer silbernen Zange Anrührzettel an die Häupter der drei Weisen zu halten. Bevor ein Pilger den Bereich des Chorumganges wieder verließ, erhielt er von einem Priester zwölf der an die Reliquien angerührten Zettel. Außerdem stellte der Priester auf Wunsch Anwesenheitsbescheinigungen aus, etwa für Straf- oder Sühnepilger, denen eine Reise zu den Heiligen Drei Königen auferlegt war.
Die Jakobuskapelle im Chorumgang als Ort der Bruderschaftsmemoria für Santiago-Pilger
Im Jahre 1406 gründeten wohlhabende Bürger der Stadt, die womöglich eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela unternommen hatten, eine Bruderschaft zu Ehren des Apostels Jakobus. Voraussetzung für die Aufnahme war der Nachweis einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. Ihr geistliches Zentrum fand die Bruderschaft in der ehemaligen Jakobuskapelle (heute Maternuskapelle) im Chorumgang des Domes. Dort zeigt ein Glasfenster aus der Zeit der Chorweihe 1322 in drei Szenen das Martyrium des Apostels, seine Verurteilung durch Herodes, die Taufe des Josias und die Hinrichtung mit dem Schwert. Die Angehörigen der Bruderschaft trafen sich am Festtag des Heiligen (25. Juli) morgens um 6 Uhr in der Umgangskapelle zu einer Bruderschaftsmesse, an welche sich Seelenmessen zur Totenmemoria für die verstorbenen Angehörigen anschlossen. Bereits am Vortag hatten sie den Altar und den Kerzenbalken der Kapelle mit einer festgelegten Anzahl von Kerzen versehen. Diese Frömmigkeitspraxis blieb nahezu 130 Jahre bestehen, bis der letzte Brudermeister die Jakobusbruderschaft im Jahre 1535 aufgrund geringer Mitgliederzahlen auflöste.
Reliquienweisungen an der Südseite des Domes
Bereits zur Mitte des 14. Jahrhunderts, wenige Jahrzehnte nach der Weihe des Kölner Domchores, ging der Zustrom der Pilger zu den Reliquien der Heiligen Drei Könige zurück. Andererseits hielten sich nun alle sieben Jahre zahlreiche Aachenpilger in Köln auf. Denn in Aachen waren 1349 zur Krönung Karls IV. die Hauptreliquien der Pfalzkapelle gezeigt worden. Anschließend hatte man die Heiltumsweisung in siebenjährigem Turnus zwischen dem 10. und dem 24. Juli wiederholt. Da ein Großteil der Aachenpilger über Köln kam, reagierte das Domkapitel, indem es 1398 eine eigene Heiltumsweisung einführte. Sie nahm terminlich auf Aachen Bezug, indem sie in den entsprechenden Jahren jeweils am 29. Juni, dem Fest Peter und Paul, stattfand.
Der Weisungsordo von 1580 schildert den Ablauf der Veranstaltung. Demnach war das Haus zum Blauen Stein, der Sitz des Erzbischöflichen Hochgerichts an der Südseite des Domes, der Ort der Zeigung. Man hatte dort ein Gerüst aufgebaut, das mit goldenen Teppichen sowie mit Bildnissen des heiligen Petrus und des Kaisers geschmückt wurde. Der Ritus begann um 12 Uhr mit Glockengeläut, dann wurde drei Mal das Ave Maria geläutet. Um ein Uhr wurden die 21 Reliquien von den Domherren herausgetragen. Sie waren in drei Gruppen aufgeteilt: Sieben Domherren trugen die Reliquiare, zwischen ihnen hielten vier Scholare acht Kerzen. Die sechs wichtigsten Heiligtümer wurden als Höhepunkt in der letzten Gruppe mitgeführt: die Büstenreliquiare der heiligen Felix, Nabor, Gregor von Spoleto und Sylvester, die Kettenglieder Petri sowie der Stab des Apostels. Den Abschluss einer jeden Gruppe bildete eine Herrenreliquie als Hinweis darauf, dass Christus der eigentliche Mittler sei: das Ende der ersten Gruppe ein Heilig-Blut-Korporale, das Ende der zweiten Zeugnisse der Passion Christi, das Ende der dritten ein großes Kreuzreliquiar.
Für die Heiltumsweisung des Jahres 1524 schätzte der Kölner Ratsherr und Chronist Hermann Weinsberg (1518-1597) die Zahl der versammelten Menschen auf etwa 2.000-3.000. 1587, sieben Jahre nach der Einführung des neuen Ordo, sollen 10.000 Menschen, darunter zahlreiche Niederländer, anwesend gewesen sein. Sicher ist diese hohe Zahl auch dadurch zu erklären, dass durch den Truchsessischen Krieg um das Kurfürstentum Köln der weitere Weg zur Aachener Heiligtumsfahrt versperrt war und viele Pilger die Weisung des Kölner Heiltums als Ersatz aufsuchten.
Der Dom als Ort der Dreikönigenverehrung seit dem 19. Jahrhundert
Im Jahre 1794, wenige Wochen vor der Besetzung Kölns durch französische Revolutionstruppen, wurde der Domschatz mit dem Dreikönigenschrein in das Prämonstratenserstift Wedinghausen bei Arnsberg in Sicherheit gebracht. Gleichwohl wurde die Rückkehr des Schatzes am Dreikönigentag des Jahres 1804 feierlich begangen. Die Verehrung am Mausoleum in der Achsenkapelle wurde wieder aufgenommen, bis 1842 die Arbeiten zur Vollendung des Kölner Domes begannen. Das Langhaus wurde rechtzeitig zur 700-Jahr-Feier der Translation 1864 vollendet. Zum Jubiläum fand eine Festoktav statt, zu der Papst Pius IX. besondere Ablässe gewährte. Zugleich wurde mit den Veröffentlichungen von Matthias Scheeben, Heinrich Joseph Floß und Johann Peter Kreuser eine fachliche Aufarbeitung der Dreikönigenverehrung sowie der Reliquien und des Schreines der Heiligen Drei Könige in Angriff genommen. Jedoch bildete das Jubiläum von 1864 den Endpunkt einer kontinuierlichen Verehrung durch die Pilger. Als der Dom 1880 vollendet war, galt das barocke Mausoleum als Stilbruch. Es wurde 1894 auseinander genommen, nachdem schon zuvor der Dreikönigenschrein in die Schatzkammer gebracht und damit einer direkten Verehrung entzogen worden war. Erst 1920 kehrte der Schrein in das Dominnere zurück. 1948, zur 700-Jahrfeier der Grundsteinlegung für die gotische Kathedrale, fand er seinen heutigen Platz hinter dem Hochaltar, wo er seit 2004 nach einem traditionellen mittelalterlichen Ritus unterschritten werden kann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Dom vornehmlich zu kirchlichen Großereignissen Pilgerstätte: Den 700. Jahrestag der Grundsteinlegung 1948 und den 100. Jahrestag der Fertigstellung 1980 beging die Erzdiözese mit großen Reliquienprozessionen, bei denen der Dreikönigenschrein auf einem Wagen durch die Stadt gefahren wurde. Das 800. Translationsjubiläum war begleitet von einer Aufarbeitung des Kölner Dreikönigenkultes in historischen Ausstellungen und einer Themenausgabe des Kölner Domblattes. Zur 750-Jahrfeier 1998 erfolgte unter dem Leitwort „Wir haben seinen Stern gesehen” eine Rückbesinnung auf den Kontext der Pilgerfahrt. Das Jubiläum fand als zweiwöchige Domwallfahrt statt. Die Weisen aus dem Morgenland wurden als diejenigen hervorgehoben, die sich auf den Weg zu Christus gemacht haben. Ein ähnliches Konzept lag dem Weltjugendtag 2005 zugrunde, der unter dem Leitthema: “Wir sind gekommen, um ihn anzubeten” durchgeführt wurde. Zwischen dem 11. und dem 21. August sind 600.000 jugendliche Pilger am Dreikönigenschrein vorbeigezogen. Papst Benedikt XVI., der wenige Monate nach seiner Wahl angereist war, würdigte bei dieser Gelegenheit die Bedeutung Kölns als Pilgerziel mit folgenden Worten:
„Köln hat für die Heiligen Drei Könige das kostbarste Reliquiar der gesamten christlichen Welt anfertigen lassen und darüber gleichsam ein noch größeres Reliquiar errichtet, den Kölner Dom. Mit Jerusalem, der Heiligen Stadt, mit Rom, der Ewigen Stadt, und mit Santiago de Compostela in Spanien ist Köln dank der Heiligen Drei Könige im Laufe der Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte des christlichen Westens geworden.“

Die von päpstlicher Seite zum Ausdruck gebrachte Gleichsetzung Kölns mit Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela war für die Verantwortlichen im Erzbistum eine Steilvorlage, um die Pilgerfahrt zu den Heiligen Drei Königen neu zu beleben. Aufgrund der 1998 und 2005 gewonnenen Erfahrungen wurde 2006 die „Domwallfahrt“ eingeführt. Sie findet jährlich in der Oktav um das Fest der Domweihe (27. September) statt. Im ersten Jahr haben 30.000 Menschen daran teilgenommen. Mittlerweile liegen die Teilnehmerzahlen bei 50.000 bis 70.000 Pilgern. Nicht wenige nutzen dabei das Netz der „Wege der Jakobspilger“, das der Landschaftsverband Rheinland seit 1999 in Zusammenarbeit mit der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft auf der Grundlage der alten Pilgerrouten erschlossen hat, um aus ihren Heimatdekanaten zum Kölner Dom zu gelangen.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)

Internet
www.koeln-lotse.de: „Drei wichtige Imis für Kölle: Caspar, Melchior und Balthasar“ (Uli, der Köln-Lotse, 06.01.2019, abgerufen 01.04.2019)



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