Grabstätte von Florian Freiherr von Seydlitz-Kurzbach auf dem Melatenfriedhof
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Der königlich-preußische Generalmajor Florian Freiherr von Seydlitz-Kurzbach (1777-1832), der an der Initiierung der Befreiungskriege gegen Napoleon direkt beteiligt war, fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Melaten in Köln-Lindenthal. Sein Grab zählt zu den ältesten der Anlage.
Abstammung
Jugend
Russlandfeldzug und Befreiungskriege
Grabstätte
Internet, Literatur
Abstammung
Florian von Seydlitz wurde am 20. Februar 1777 in Greußen bei Magdeburg geboren. Er stammte aus dem schlesischen Uradelsgeschlecht Seidlitz, welches nach dem deutschen Gelehrten Johann Sinapius (1657-1725) eine „der aeltesten und weitläufigsten Familien in Schlesien“ war (vgl. Schlesische Curiositäten, S. 997). Das Geschlecht wird mit Otto de Sidelicz aus dem Jahr 1278 erstmals urkundlich belegt, Mitglieder der Familie traten im 13. Jahrhundert als Kastellani (Burggrafen) und Barone (Freiherren) auf.
Florian von Seydlitz gehörte dem polnischen Stamm des Geschlechts an, den von Seydlitz-Kurzbach, oder auch Kurzbach von Seydlitz genannt (vgl. Jahrbuch des deutschen Adels, S. 439 ff.). Obgleich die verschiedenen Stämme der Familie genealogisch aufgrund des langen Zeitraums nicht nachweisbar miteinander verwandt sind, wird dennoch eine Verbindung vermutet. Allen ist das Wappen mit den drei roten Karpfen gemein (vgl. Abbildung und Wappenlegende unter www.se-i-ydlitz.de).
Jugend
Dem Geiste seiner Zeit und dem Selbstverständnis der Familie entsprechend, schlug Florian von Seydlitz eine militärische Karriere in der Königlich Preußischen Armee ein. Im Alter von knapp 13 Jahren kam er im Jahr 1790 an die Kadettenschule in Berlin (Cadettencorps) und wechselte zwei Jahre später als Junker in das Feldjägerregiment. Im Jahr 1794 wurde er Secondlieutenant, 1805 Premierlieutenant. Mit dem Feldjägerregiment zog er während des napoleonischen „Feldzug gegen Preußen“ 1806/07 in den Krieg gegen Frankreich, in dem Preußen unterlag und die Hälfte seines Territoriums abtreten musste. Gleichzeitig wurde Preußen von den Franzosen besetzt und zu hohen Reparationszahlungen gezwungen (vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1892).
Russlandfeldzug und Befreiungskriege
In Folge der Niederlage wurde Preußen 1812 dazu gezwungen, sein Territorium als Aufmarschgebiet französischer Truppen für die Invasion Russlands sowie ein Hilfskorps für den Feldzug zur Verfügung stellen, wogegen ein großer Widerwillen in der Gesellschaft und dem Militär existierte. Die Führung des Korps wurde General Hans David Ludwig von Yorck (1759-1830) übertragen, Florian von Seydlitz wurde währenddessen sein Adjutant. Im Yorcks Auftrag reiste er nach Berlin, um sich Gewissheit über die Absichten der preußischen Regierung zu verschaffen, inwiefern ein weiteres Vorgehen im Krieg aussehen sollte. Jedoch setzte der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) darauf, sich dem Willen Frankreichs zu beugen, solange die Haltung der anderen Großmächte in Europa unsicher war. Florian von Seydlitz teilte jedoch wie viele die Auffassung, die Waffen gegen Russland niederzulegen und sich gemeinsam gegen die französisch-napoleonische Invasion zu stellen. Schon auf seiner Rückreise in das Yorck'sche Hauptquartier trug von Seydlitz dazu bei, indem er eine gemeinsame Kapitulation der in Memel stehenden preußischen und russischen Truppen zu Stande gebracht hatte (vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1892). Weiterhin stand er dem zwischenmenschlich äußerst schwierigen Yorck freundschaftlich und beratend zur Seite, als dieser ohne Ermächtigung Friedrich Wilhelms III. am 30. Dezember 1812 zusammen mit dem russischen Feldmarschall Hans Karl von Diebitsch (1785-1831) die Konvention von Tauroggen unterzeichnete (vgl. www.se-i-ydlitz.de), einen Waffenstillstand benannt nach der Ortschaft Tauroggen an der damaligen preußisch-russischen Grenze im heutigen Litauen.
Bei Ausbruch der nun gegen Frankreich geführten Befreiungskriege erhielt Florian von Seydlitz das Kommando über das Garde-Jägerbataillon, Ende des Jahres 1814 wurde er der Kommandant des siebten Infanterieregiments. Er erhielt als Auszeichnung für seine Leistungen beide Klassen des Eisernen Kreuzes sowie das Offizierskreuz der Ehrenlegion als Dank für die rücksichtsvolle Behandlung der Bevölkerung auf französischem Staatsgebiet während des Krieges im Jahr 1817. Auch dem Bericht der Allgemeinen Deutschen Biographie von 1892 zufolge, war von Seydlitz nicht nur „ein vollendet schöner Mann“, sondern „der äußeren Erscheinung entsprach durchaus sein Inneres.“
Im Jahr 1821 wurde er zum Kommandanten einer Infanteriebrigade ernannt und 1822 zum Generalmajor befördert (ebd.).
Grabstätte
Florian von Seydlitz verstarb am 18. Februar 1832 in seinem letzten Wohnort Köln und wurde auf dem ehrwürdigen Melatenfriedhof in Lindenthal beigesetzt. Sein Grab zählt zu den ältesten Gräbern der Anlage, es befindet sich auf Weg C, zwischen den Wegen H und HWG NS gelegen (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de).
Das Grabmal besteht aus einem massiven und übermannshohen steinernen Zylinder, der inzwischen leicht schief neben einer 200-jährigen Platane ruht. In diesen sind in kaum noch lesbaren Lettern sein Name und seine Lebensdaten eingraviert. Oben auf der flachen Seite des Grabes befinden sich ein ebenfalls überlebensgroßer Helm und ein Schwert in einer Schwertscheide – die abgelegten Insignien eines Kriegers.
Seit 2012 befindet sich das Grab in außergewöhnlicher Nachbarschaft: Die extravagante Grabstätte des Komikers Dirk Bach (1961-2012) steht in starkem Kontrast zu der des königlich-preußischen Generalmajors Florian von Seydlitz. Anhand beider Objekte lässt sich exemplarisch der gesellschaftliche und kulturelle Wandel der Begräbniskultur zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert anschaulich und farbenfroh nachvollziehen.
(Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)
Internet
de.wikipedia.org: Florian von Seydlitz (abgerufen 16.06.2020)
de.wikipedia.org: Seydlitz (Adelsgeschlecht) (abgerufen 16.06.2020)
www.se-i-ydlitz.de: Major Florian v. Seydlitz (abgerufen 19.06.2020)
www.deutsche-biographie.de: ADB-online, Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), Seydlitz, Anton (abgerufen 16.06.2020)
de.findagrave.com: Anton Friedrich von Seydlitz-Kurzbach (abgerufen 23.06.2020)
www.boehm-chronik.com: Das Geschlecht von Seydlitz / von Seidtlitz (abgerufen 18.06.2020)
de.wikipedia.org: Konvention von Tauroggen (abgerufen 24.06.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhof Melaten (abgerufen 16.06.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhofsplan (PDF-Datei, 313 kB, abgerufen 16.06.2020)