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Doppelgrabstätte von Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz auf dem Melatenfriedhof
Was ihr entdecken könnt
Auf dem Melatenfriedhof befindet sich eine Doppelgrabanlage für den Ehrenbürger der Domstadt Ferdinand Franz Wallraf und den Museumsstifter Johann Heinrich Richartz. Ersterer war für die Gestaltung des Melatenfriedhofs verantwortlich, den er von Anfang an als öffentliche Parkanlage geplant hatte.
Das Grabmal Ferdinand Franz Wallrafs (1748-1824), welches am alten Haupteingang des Melatenfriedhofs liegt, scheint lange Zeit schlicht und unscheinbar gewesen zu sein. Als Grund hierfür nennt der Kölner Historiker Leonard Ennen (1820-1880) vorwurfsvoll die finanzielle Lage der Stadt Köln. Dennoch weist die prominente Lage des Grabs auf die Relevanz Wallrafs für die Stadt Köln sowie seine Rolle als Stadtreformer und Begründer des Melatenfriedhofs hin. Das zunächst einzig für Wallraf konzipierte Grab wurde nach Johann Heinrich Richartz‘ (1796-1861) Tod im Jahre 1861 zu einem Doppelgrab umfunktioniert. Hierbei scheint es sich um eine Entscheidung der Stadt Köln zu handeln, um die Relevanz der beiden Persönlichkeiten für die Stadt Köln hervorzuheben.
Nach Wallrafs Tod am 18. März 1824 in Köln fertigten diverse Bildhauer Entwürfe für sein Grabmal an. So erwähnt Friedrich Müller beispielsweise einen vermutlich 1849 entstandenen Entwurf des Kölner Bildhauers Johann Josef Imhoff d. J. (1796-1860). Das Grabmal, welches aus einer Büste Wallrafs und einer Personifikation der Colonia bestand, beschreibt Müller wie folgt:
„Die Figur Colonia ist durchaus edel und hehr, auch die Gewandung entsprechend ausgeführt.“
Erwähnt wird ebendiese Büste auch bei dem Kölner Heimatforscher Johann Jakob Merlo (1810-1890), der eine sehr detaillierte Beschreibung des Entwurfes zitiert:
„Colonia reicht einem der edelsten ihrer Söhne, einem der würdigsten ihrer Bürger den verdienten Lorbeer. Das Ganze macht eine sehr schöne Wirkung. Die über sieben Fuß hohe Figur der Colonia ist, was Ausdruck des Kopfes, die Bewegung und die Linien überhaupt angeht, durchaus edel gehalten, voll ernster Majestät. Ihre Linke hält eine Lebenstafel, mit der Rechten setzt sie der kolossalen, sprechend ähnlichen Büste Wallrafs den Kranz auf, und stützt den rechten Fuß auf den Sockel des Piedestals, auf welchem die Büste steht, - eine Bewegung, wodurch die Linien auf eine anmutige Weise gebrochen werden. Gut verstanden, der Würde des Ganzen entsprechend, ist der Faltenwurf und die Anordnung der Gewänder.“
Ausgeführt wurde das von Imhoff konzipierte Grabdenkmal letztendlich doch nicht.
Auch ein 1867 von Julius Raschdorff (1823-1914) konzipierter Entwurf für ein Grabdenkmal Wallrafs sowie auch Johann Heinrich Richartz‘, den 1861 verstorbenen Stifter des Wallraf-Richartz-Museums, ist erhalten. Die Darstellung des Grabmals im Architektonischen Skizzenbuch zeigt ein weniger pathetisches Denkmal als der oben beschriebene Entwurf Imhoffs. Dennoch wirkt es monumental und imposant, insbesondere aufgrund der mächtigen Inschriftenplatte sowie der an diese angrenzenden Rückwand. Die Inschriftenplatte weist zwei aufwendige Inscriptionen auf, wie sie für Grabdenkmäler des 19. Jahrhunderts typisch sind. Rechts und links angrenzend sind zwei Sockel zu sehen, auf denen sich zwei sitzende Engelsgestalten befinden. Die Rückwand des Monuments weist zwei antikisierende Porträttondi mit den Bildnissen Wallrafs und Richartz‘ auf. Mittig befindet sich ein Kreuz, während sich über und unter den Bildnissen schmale Stege mit weiteren Inscriptionen befinden. Auch dieser Entwurf wurde nicht realisiert.
Relevant für das spätere Wallraf-Richartz-Grabdenkmal sind Skizzen Gustav Hermann Blaesers (1813-1874) vom 6. Mai 1856. Die auf einem Notizblatt erhaltenen Federskizzen erwähnt Blaeser nur ein einziges Mal, zumindest sind keine weiteren Schriften erhalten, die auf die 1856 begonnenen Verhandlungen mit der Stadt Köln oder spätere Vorbereitungen des Grabdenkmales hindeuten. Die Skizzen zeigen vier verschiedene Einzelfiguren auf schlichten Postamenten. Oben links ist Richartz als Bauherr des späteren Wallraf-Richartz-Museums zu sehen, der einen aufgeklappten Grundriss in seiner Linken und möglicherweise einen Stift in seiner Rechten hält. Die Skizze rechts oben wiederum stellt Wallraf im Ornat eines Klerikers dar, welcher vermutlich ein Kunstobjekt in seiner Rechten hält. Die beiden unteren Skizzen zeigen von der oberen Zeichnung abweichende Darstellungen Wallrafs: Zum einen sieht man ihn links mit einem Architekturmodell des Museums, zum anderen rechts mit einer auf einer Stütze abgelegten Bauzeichnung.
Puls geht davon aus, dass das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar Blaeser nicht als Vorbild diente, da die Figuren seiner Meinung nach zu isoliert voneinander seien. Des Weiteren ist Puls der Meinung, Blaeser habe sich an der Schinkel-Statue Tiecks sowie der Thaer-Statue Rauchs orientiert. Relevant ist in dem Fall jedoch, dass der Entwurf Blaesers sowie auch die Skulptur Anton Werres‘ (1830-1900) den Einfluss öffentlicher Denkmalskunst auf die Errichtung von Grabdenkmälern verdeutlichen. Darstellung und Form der Einzelstatuen als solche seien zudem auch auf das „Fehlen faktischer und ideeller Gemeinsamkeiten zwischen dem Sammler und dem Finanzier“ zurückzuführen.
Die Skizzen Blaesers wurden erst 1867 durch seinen Schüler Anton Werres für ein Grabdenkmal Wallrafs und Richartz‘ genutzt. Während Blaeser die beiden Persönlichkeiten noch separat darstellte, findet durch Werres eine „skulpturale Vereinigung“ der beiden Statuen zu einer „szenischen Gruppe“ statt. Wallraf und Richartz werden hier als „Sammler und Stifter im Gespräch“ dargestellt. Das „auf städtische Kosten“ 1867 entstandene Denkmal wird 1888 von Siegert wie folgt beschrieben:
„Das Material des Unterbaues ist grüner schwäbischer Sandstein, dasjenige der Figuren ist Savonnières-Kalkstein, welcher heute leider schon stark verwittert ist. Entwurf und Ausführung sind vom Bildhauer Anton Werres. Die Kosten haben ungefähr 6000 Mark betragen.“
Der von Siegert erwähnte schlechte Zustand des Denkmals führte dazu, dass dieses 1890 erneuert werden musste. Das Denkmal, welches sich am Anfang der östlichen Hauptachse befand, wurde im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört, dass es in den 1950er Jahren durch einen schlichten Grabstein ersetzt werden musste. Diesen entwarf der Bildhauer Heribert Calleen (1924-2007).
Das Grab befindet sich an der Ecke HWG / NS und Weg A auf dem Feld 16 (A) (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de).
Ferdinand Franz Wallraf wird in der Domstadt ferner als eine der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Kölner Rathausturms bzw. Ratsturms dargestellt, die zwischen 1988 und 1995 aufgestellt wurden. Er steht hier als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ im zweiten Obergeschoss an der Nordseite (Nr. 60, www.stadt-koeln.de). Die 1990 von der informedia verlags-gmbh gestiftete Figur wurde von dem Bildhauer Johann Peter Schilling geschaffen: „In direkter Nachbarschaft zu Wallraf befinden sich die Figuren von Johann Maria Farina (1685-1766), dem berühmten Parfümeur und Erfinder des ‚Eau de Cologne', und von Heinrich Gottfried Wilhelm Daniels (1754-1827) ... , einem Bekannten Wallrafs, mit dem dieser zusammen unterrichtete.“
(Text Lisa Jureczko, 2016 / Umsetzung und kleine Ergänzungen Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)
Internet
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Lisa Jureczko, Das Wallraf-Richartz-Grabdenkmal (veröffentlicht 06.10.2016, abgerufen 24.04.2020)
dx.doi.org: Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) – Eine Spurensuche in Köln, hrsg. von Gudrun Gersmann und Stefan Grohé (mapublishing 2016, veröffentlicht 06.10.2016, mit Stand 20.02.2020 abgerufen 29.04.2020)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Rathausturm (abgerufen 26.06.2023)
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Wallraf-Rezeption im urbanen Raum - eine Bestandsaufnahme (Text Vanessa Skowronek, abgerufen 14.07.2021)
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Die Figur Wallrafs am Kölner Ratsturm (Text Vanessa Skowronek, abgerufen 14.07.2021)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Turm des historischen Rathauses (abgerufen 14.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.06.2023)
Nach Wallrafs Tod am 18. März 1824 in Köln fertigten diverse Bildhauer Entwürfe für sein Grabmal an. So erwähnt Friedrich Müller beispielsweise einen vermutlich 1849 entstandenen Entwurf des Kölner Bildhauers Johann Josef Imhoff d. J. (1796-1860). Das Grabmal, welches aus einer Büste Wallrafs und einer Personifikation der Colonia bestand, beschreibt Müller wie folgt:
„Die Figur Colonia ist durchaus edel und hehr, auch die Gewandung entsprechend ausgeführt.“
Erwähnt wird ebendiese Büste auch bei dem Kölner Heimatforscher Johann Jakob Merlo (1810-1890), der eine sehr detaillierte Beschreibung des Entwurfes zitiert:
„Colonia reicht einem der edelsten ihrer Söhne, einem der würdigsten ihrer Bürger den verdienten Lorbeer. Das Ganze macht eine sehr schöne Wirkung. Die über sieben Fuß hohe Figur der Colonia ist, was Ausdruck des Kopfes, die Bewegung und die Linien überhaupt angeht, durchaus edel gehalten, voll ernster Majestät. Ihre Linke hält eine Lebenstafel, mit der Rechten setzt sie der kolossalen, sprechend ähnlichen Büste Wallrafs den Kranz auf, und stützt den rechten Fuß auf den Sockel des Piedestals, auf welchem die Büste steht, - eine Bewegung, wodurch die Linien auf eine anmutige Weise gebrochen werden. Gut verstanden, der Würde des Ganzen entsprechend, ist der Faltenwurf und die Anordnung der Gewänder.“
Ausgeführt wurde das von Imhoff konzipierte Grabdenkmal letztendlich doch nicht.
Auch ein 1867 von Julius Raschdorff (1823-1914) konzipierter Entwurf für ein Grabdenkmal Wallrafs sowie auch Johann Heinrich Richartz‘, den 1861 verstorbenen Stifter des Wallraf-Richartz-Museums, ist erhalten. Die Darstellung des Grabmals im Architektonischen Skizzenbuch zeigt ein weniger pathetisches Denkmal als der oben beschriebene Entwurf Imhoffs. Dennoch wirkt es monumental und imposant, insbesondere aufgrund der mächtigen Inschriftenplatte sowie der an diese angrenzenden Rückwand. Die Inschriftenplatte weist zwei aufwendige Inscriptionen auf, wie sie für Grabdenkmäler des 19. Jahrhunderts typisch sind. Rechts und links angrenzend sind zwei Sockel zu sehen, auf denen sich zwei sitzende Engelsgestalten befinden. Die Rückwand des Monuments weist zwei antikisierende Porträttondi mit den Bildnissen Wallrafs und Richartz‘ auf. Mittig befindet sich ein Kreuz, während sich über und unter den Bildnissen schmale Stege mit weiteren Inscriptionen befinden. Auch dieser Entwurf wurde nicht realisiert.
Relevant für das spätere Wallraf-Richartz-Grabdenkmal sind Skizzen Gustav Hermann Blaesers (1813-1874) vom 6. Mai 1856. Die auf einem Notizblatt erhaltenen Federskizzen erwähnt Blaeser nur ein einziges Mal, zumindest sind keine weiteren Schriften erhalten, die auf die 1856 begonnenen Verhandlungen mit der Stadt Köln oder spätere Vorbereitungen des Grabdenkmales hindeuten. Die Skizzen zeigen vier verschiedene Einzelfiguren auf schlichten Postamenten. Oben links ist Richartz als Bauherr des späteren Wallraf-Richartz-Museums zu sehen, der einen aufgeklappten Grundriss in seiner Linken und möglicherweise einen Stift in seiner Rechten hält. Die Skizze rechts oben wiederum stellt Wallraf im Ornat eines Klerikers dar, welcher vermutlich ein Kunstobjekt in seiner Rechten hält. Die beiden unteren Skizzen zeigen von der oberen Zeichnung abweichende Darstellungen Wallrafs: Zum einen sieht man ihn links mit einem Architekturmodell des Museums, zum anderen rechts mit einer auf einer Stütze abgelegten Bauzeichnung.
Puls geht davon aus, dass das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar Blaeser nicht als Vorbild diente, da die Figuren seiner Meinung nach zu isoliert voneinander seien. Des Weiteren ist Puls der Meinung, Blaeser habe sich an der Schinkel-Statue Tiecks sowie der Thaer-Statue Rauchs orientiert. Relevant ist in dem Fall jedoch, dass der Entwurf Blaesers sowie auch die Skulptur Anton Werres‘ (1830-1900) den Einfluss öffentlicher Denkmalskunst auf die Errichtung von Grabdenkmälern verdeutlichen. Darstellung und Form der Einzelstatuen als solche seien zudem auch auf das „Fehlen faktischer und ideeller Gemeinsamkeiten zwischen dem Sammler und dem Finanzier“ zurückzuführen.
Die Skizzen Blaesers wurden erst 1867 durch seinen Schüler Anton Werres für ein Grabdenkmal Wallrafs und Richartz‘ genutzt. Während Blaeser die beiden Persönlichkeiten noch separat darstellte, findet durch Werres eine „skulpturale Vereinigung“ der beiden Statuen zu einer „szenischen Gruppe“ statt. Wallraf und Richartz werden hier als „Sammler und Stifter im Gespräch“ dargestellt. Das „auf städtische Kosten“ 1867 entstandene Denkmal wird 1888 von Siegert wie folgt beschrieben:
„Das Material des Unterbaues ist grüner schwäbischer Sandstein, dasjenige der Figuren ist Savonnières-Kalkstein, welcher heute leider schon stark verwittert ist. Entwurf und Ausführung sind vom Bildhauer Anton Werres. Die Kosten haben ungefähr 6000 Mark betragen.“
Der von Siegert erwähnte schlechte Zustand des Denkmals führte dazu, dass dieses 1890 erneuert werden musste. Das Denkmal, welches sich am Anfang der östlichen Hauptachse befand, wurde im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört, dass es in den 1950er Jahren durch einen schlichten Grabstein ersetzt werden musste. Diesen entwarf der Bildhauer Heribert Calleen (1924-2007).
Das Grab befindet sich an der Ecke HWG / NS und Weg A auf dem Feld 16 (A) (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de).
Ferdinand Franz Wallraf wird in der Domstadt ferner als eine der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Kölner Rathausturms bzw. Ratsturms dargestellt, die zwischen 1988 und 1995 aufgestellt wurden. Er steht hier als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ im zweiten Obergeschoss an der Nordseite (Nr. 60, www.stadt-koeln.de). Die 1990 von der informedia verlags-gmbh gestiftete Figur wurde von dem Bildhauer Johann Peter Schilling geschaffen: „In direkter Nachbarschaft zu Wallraf befinden sich die Figuren von Johann Maria Farina (1685-1766), dem berühmten Parfümeur und Erfinder des ‚Eau de Cologne', und von Heinrich Gottfried Wilhelm Daniels (1754-1827) ... , einem Bekannten Wallrafs, mit dem dieser zusammen unterrichtete.“
(Text Lisa Jureczko, 2016 / Umsetzung und kleine Ergänzungen Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)
Internet
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Lisa Jureczko, Das Wallraf-Richartz-Grabdenkmal (veröffentlicht 06.10.2016, abgerufen 24.04.2020)
dx.doi.org: Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) – Eine Spurensuche in Köln, hrsg. von Gudrun Gersmann und Stefan Grohé (mapublishing 2016, veröffentlicht 06.10.2016, mit Stand 20.02.2020 abgerufen 29.04.2020)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Rathausturm (abgerufen 26.06.2023)
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Wallraf-Rezeption im urbanen Raum - eine Bestandsaufnahme (Text Vanessa Skowronek, abgerufen 14.07.2021)
wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de: Die Figur Wallrafs am Kölner Ratsturm (Text Vanessa Skowronek, abgerufen 14.07.2021)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Turm des historischen Rathauses (abgerufen 14.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.06.2023)