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Katholische Pfarrkirche Sankt Engelbert in Riehl



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Was ihr entdecken könnt

Unweit ihrer heute nicht mehr existenten Vorgängerin, einer kleinen Notkirche, steht seit 1932 die Riehler Pfarrkirche St. Engelbert. Hier hielt der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings 1946 seine berühmte Silvesterpredigt, auf die die kölsche Wortschöpfung „fringsen“ zurückgeht.

Unweit des so genannten „Riehler Plätzchens“ an der Ecke Stammheimer- / Pionierstraße befand sich die 1897 geweihte katholische Notkirche mit dem Patronat des als Heiligen verehrten Engelbert I. von Berg (1185/86-1225, Kölner Erzbischof 1216-1225), der um 1900 zum Riehler Pfarrpatron bestimmt worden war. Die kleine Kirche in traditioneller Kapellenform wurde 1932 profaniert und brannte 1944 vollständig aus.
Sie war die Vorgängerin der heutigen St. Engelbertkirche, die von dort nur etwa 200 Meter entfernt zwischen 1930 und 1932 am Riehler Gürtel als Neubau errichtet wurde.

Baugeschichte
Die katholische Kirche St. Engelbert wurde ab 1930 nach Plänen des Studienrats und Architekten Dominikus Böhm (1880-1955) als Rundbau errichtet. Böhm hatte sich im Wettbewerb gegen vier andere Kölner Architekten durchgesetzt: Karl Colombo (1875-1943, auch Carl), Hans Peter Fischer, Josef Fleckener und Bernhard Rotterdam (1893-1974). Spätere Umgestaltungen des Innenraums der Kirche gehen auf Gottfried Böhm (1920-2021), den Sohn des Architekten, zurück.
Der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings – von dem später noch die Rede sein wird – würdigte Dominikus Böhm einst mit den Worten (zitiert nach archinform.de, Dominikus Böhm):
„Er war der bahnbrechende Meister, der die kirchliche Baukunst aus den Fesseln des Historismus löste und gemäß dem neuen Material und gemäß den neugewonnenen liturgischen Einsichten baute.“

Da der eher orientalisch als abendländisch anmutende Entwurf für Kölner Verhältnisse etwas Fremdartiges hatte (und teils bis heute hat), reagierte das Kölner Generalvikariat zunächst skeptisch und bat sicherheitshalber um eine Prüfung, ob es möglich sei, „durch Milderung des Neuartigen dem Bauwerk das Befremdliche zu nehmen“ (de.wikipedia.org).
Erst nach einer ausführlichen Bauerläuterung von Böhm unter Hinweis auf mittelalterliche Vorbilder wurde der Entwurf schließlich genehmigt und der Bau, der im Wesentlichen aus Bimsbeton gegossen wurde, konnte im März 1931 begonnen werden.
Die Weihe der Kirche erfolgte am Sonntag dem 5. Juni 1932 (Keller 1991, S. 6) durch Karl Joseph Kardinal Schulte (1871-1941), der von 1920 bis 1941 als Erzbischof von Köln amtierte.
Von den Riehlern wurde Böhms schließlich umgesetzter Zentralbauentwurf „Sternkuppelprojekt mit freistehendem Turm“ wegen seiner eigenwilligen Dachform liebevoll als „Zitronenpresse“ bezeichnet.

Die Kirche, deren weiterer Ausbau sich vor allem durch Geldmangel immer wieder verzögerte, wurde im Zweiten Weltkrieg 1944/45 mehrfach beschädigt, konnte jedoch recht schnell wieder instand gesetzt werden, so dass St. Engelbert in der Nachkriegszeit zu den größten nutzbaren Kirchen Kölns gehörte.
Über dem Eingang der Kirche befinden sich vier leere Konsolensteine an der Fassade, auf denen ursprünglich einmal Figuren der vier Evangelisten aufgestellt werden sollten. Leider wurde diese Idee bis heute bisher nicht verwirklicht.

Der freistehende Glockenturm / Campanile
Die Besonderheit der Kirche, dass der Turm seitlich des zentralen Gebäudes frei steht, hat ihren Grund darin, dass dieser „sich einmal gegenüber der wuchtigen Kirchenmasse auch in geringeren Abmessungen behaupten kann und dann, damit die eigenwillige Form der Baumasse in ihrer Reinheit erhalten bleibt.“ (zitiert nach deu.archinform.net, Sankt Engelbert)

Die Silvesterpredigt 1946 des Josef Kardinal Frings und das Verb „fringsen“
Im Inneren der Kirche, rechts des Altarraums, erinnert eine Tafel an den damaligen Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings (1887-1978) und dessen berühmte Predigt zum Jahreswechsel 1946/47.
In der in St. Engelbert gehaltenen und inzwischen legendären Silvesterpredigt vom 31. Dezember 1946 thematisierte der von 1942 bis 1969 amtierende Erzbischof von Köln die schlechte Versorgungslage der Nachkriegsjahre und nahm dabei auch Bezug auf Diebstähle und Plünderungen, u.a. den seinerzeit häufigen Brikett- bzw. Kohlenklau von Zügen oder Lastkraftwagen.
Frings gestattete quasi von der Kanzel aus den entschuldbaren Mundraub aus purer Not. Dies ging in der Folge rasch als Verb „fringsen“ nicht nur in die kölsche, sondern sogar allgemein in die deutsche Sprache ein.
Die Inschrift dieser Tafel lautet (vgl. Abbildung):

Auf der Kanzel dieser Kirche sagte / Kardinal Josef Frings in seiner Sylvesterpredigt 1946:
'Wir leben / in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen,
was er zur Erhaltung / seines Lebens und seiner Gesundheit notwen-/dig hat,
wenn er es auf andere Weise durch / seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlan-/gen kann.'
Daraufhin prägte der Kölner / Volksmund das Wort / Fringsen.

Baudenkmal / Hinweis
Mit Eintragung vom 10. Januar 1983 wurde die „Kirche Sankt Engelbert, Riehler Gürtel 12, Riehl“ unter der laufenden Nr. 1256 als Baudenkmal geschützt.
Sie ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Riehl, Zoo, Flora (Regionalplan Köln 340).

(Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2020/2021 / Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2020/23)

Quelle
Broschüre „Riehl, ein Rundgang mit Tiefgang“ (Textredaktion Joachim Brokmeier), Stadt Köln 2019.

Internet
www.riehler-geschichten.koeln: Die Kirche St. Engelbert (abgerufen 04.01.2021)
www.koeln-lotse.de: Kölsche Wörter: „fringsen“ und das 7. Gebot: Du sollst nicht stehlen! (Uli, der Köln-Lotse vom 23.06.2023, abgerufen 26.06.2023)
koelnding.podigee.io: Das Köln Ding der Woche, Kardinal Frings (Uli, der Köln-Lotse, Podcast vom 23.06.2023, abgerufen 26.06.2023)
deu.archinform.net: Sankt Engelbert / Katholische Pfarrkirche am Riehler Gürtel (abgerufen 04.03.2020)
deu.archinform.net: Studienrat Dominikus Böhm, Architekt (abgerufen 04.03.2020)
deu.archinform.net: Prof. Gottfried Böhm, Architekt (abgerufen 04.03.2020)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Josef Kardinal Frings (abgerufen 04.03.2020)
de.wikipedia.org: St. Engelbert (Köln) (abgerufen 04.03.2020)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 09.03.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)


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