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Nibelungensiedlung in Mauenheim



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Was ihr entdecken könnt

Der Kern des Stadtteils Mauenheim ist die zwischen 1919 und 1928 auf freiem Feld errichtete Kleinhaussiedlung „Nibelungensiedlung“, ursprünglich bestehend aus 676 Wohneinheiten, sozialen Einrichtungen wie Schule und Kirche sowie 20 Geschäften.

Der Kern des Stadtteils Mauenheim ist die zwischen 1919 und 1928 auf freiem Feld errichtete Kleinhaussiedlung „Nibelungensiedlung“, ursprünglich bestehend aus 676 Wohneinheiten, sozialen Einrichtungen wie Schule und Kirche St. Quirinus sowie 20 Geschäften. Nur an der Neuen Kempenerstraße und an der Nibelungenstraße entstanden Mehrfamilienhäuser, ansonsten sehr kleine Einfamilienhäuser.

GAG - Gemeinnützige AG für Wohnungsbau Köln
Am 18. März 1913 wurde die Gemeinnützige AG für Wohnungsbau (GAG) auf Initiative des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer gegründet. 50 Prozent der Aktienanteile hielt die Stadt Köln, die übrigen waren im Besitz bedeutender Kölner Industrieller wie zum Beispiel Arnold von Guillaume, Adolf Lintgens, Alfred Neven DuMont sen., Ernest Cassel. Die GAG konnte günstige Baumaterialien besorgen, durch Großaufträge rationell bauen und die Stadt stellte als Hauptaktionär preisgünstiges Bauland zur Verfügung. Die beiden ersten Siedlungen der GAG entstanden in der Form der Kleinhaussiedlung in Bickendorf und Mauenheim. Ihrem Bau vorausgegangen war ein von der GAG ausgeschriebener Architektenwettbewerb, den Caspar Maria Grod und Leo Kaminski gewannen. Ihr von den zeitgenössischen Reformgedanken im Städtebau beeinflusstes Konzept „Lich, Luff un Bäumcher“ (Licht, Luft und Bäume) wurde nachfolgend wegweisend für den sozialen Wohnungsbau in Köln.
In arbeitsteiliger Zusammenarbeit zwischen der GAG und bis zu 116 Mietergenossenschaften, die für die Wohnungsbewirtschaftung zuständig waren, entstand bis 1930 fast jede 10. Kölner Wohnung gemeinnützig. Noch heute ist die GAG der größte Wohnungsvermieter in Köln.

Die Kleinhaussiedlung „Nibelungensiedlung“
1914 plante die GAG auf bis dato ackerbaulich genutztem Gelände nördlich vor den Toren der Stadt Köln eine neue Siedlung, die zunächst „Nordend“ hieß. Der Bau verzögerte sich zunächst durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Wie bei der wenig später realisierten benachbarten Siedlung „Grüner Hof“ war auch hier der Architekt Wilhelm Riphan (1889-1963) verantwortlich.
Die Nibelungensiedlung – 1922 entschied die Stadtverordnetenversammlung, dass die Siedlung Straßennamen aus dem Nibelungenlied erhalten sollte – ist eine konsequente Umsetzung der im GAG-Wohnungsbaukonzept „Licht, Luff und Bäumcher“ festgelegten städtebaulichen Kriterien. In der Formensprache des Heimatstils entstand eine Siedlung mit ländlichem Charakter. Die Beeinflussung durch die Reformbewegungen im Städtebau des beginnenden 20. Jahrhunderts ist unverkennbar: Sozialer Wohnungsbau wurde als eine wichtige städtische Aufgabe angesehen. Qualitätsmerkmale waren preisgünstiges Wohnen mit Privatsphäre, der Möglichkeit zum Nahrungsmittelanbau in Hausgärten und Einrichtungen, die das Gemeinschaftsleben in der Siedlung fördern sollten. So war die „Stadt der kurzen Wege“ in einer überschaubaren Größe und mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl unter den „Siedlern“ das Idealbild. Dieser Anspruch spiegelt sich in der von der GAG erlassenen Gestaltungssatzung wider:
„Dringend gewünscht ist die Einheitlichkeit in der Gestaltung der Gärten und Anlagen vor und hinter den Häusern. Wer hier böswillige Eigenbrötelei treibt, versündigt sich an den allgemeinen Gesetzen der Schönheit, die gerade für unsere Siedlung nötiger als anderswo angewandt werden müssen.“ (Bertram 1999, S. 46).
Es entstand eine Siedlung mit schlichter und zweckmäßiger Architektur, die gleichzeitig aber abwechslungsreich und qualitätvoll gestaltet wurde. Dazu wurde der Siedlungsgrundriss durch Plätze und Höfe sowie geschwungene Straßen aufgelockert. Im Aufriss wurden verschiedene Haustypen, jeweils zwischen einem und drei Geschossen Höhe, verwendet. Die Bauhöhen steigen dabei von West nach Ost an, um eine optimale Besonnung der Siedlung zu erreichen. Auch bei der Exposition der einzelnen Häuser wurde auf eine möglichst gute Sonnendurchflutung geachtet. Durch Blendgiebel in Treppenform, Torbögen, Dachgauben, Blendnischen und wiederkehrenden runden Formen erhält die Siedlungsarchitektur insgesamt eine burgenähnliche Anmutung. Für die Entstehungszeit der Siedlung besonders modern war die Ausstattung der Häuser mit Gas- und Wasseranschluss. 1925 wurden die Häuser in unterschiedlichen bunten Farben angestrichen, was ihr prompt den Namen „Papageiensiedlung“ eintrug.

Im Zweiten Weltkrieg erhielt die Nibelungensiedlung durch die direkte Lage an der strategisch wichtigen Bahnstrecke mit ihrem militärischen Verschiebebahnhof schwere Bombentreffer, der Zerstörungsgrad wurde auf 90% geschätzt. Der schlimmste Fliegerangriff datiert vom 27. 09.1943 und forderte 23 Menschenleben. Insgesamt verzeichnete der Stadtteil Mauenheim am Ende des Krieges 108 gefallene Soldaten und 59 zivile Opfer.

Trotz Teilprivatisierungen und individueller Modernisierungen ist der einheitliche Charakter der Siedlung noch erkennbar. Der aufmerksame Beobachter erkennt an den Häusern noch viele historische Details. An der Nibelungenstraße wurden alte Siedlungshäuser abgerissen und 2018 durch moderne Mehrfamilienhäuser der GAG ersetzt.

Hinweis
Das Objekt „Nibelungensiedlung in Köln-Mauenheim“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Mauenheim, Weidenpesch (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 338).

(Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)


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