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Kleingartenanlage "Nippeser Tälchen"
Was ihr entdecken könnt
Die Kleingartenanlage "Nippeser Tälchen" ist eine der ältesten Kleingartenanlagen in Köln.
Vom Kleingarten zum „urban gardening“
Links und rechts des „Schwarzen Weges“ liegt die Kleingartenanlage „Nippeser Tälchen“, eine der ältesten Kleingartenanlagen in Köln. Sie sieht anders aus als viele andere Kleingartenanlagen in Köln.
Hier sind Wege und Gärten nicht mit Zirkel und Lineal abgeteilt worden. Auch die Lauben sind individuell: mal aus Holz, mal aus Stein, mal größer und mal kleiner, mal mit Spitzdach, mal mit Flachdach. Einheitliche Zäune sucht man auch vergeblich. Auch ist sie nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, da die Wege zu schmal und uneben sind. Diese Kleingartenanlage ist nicht durch städtebauliche oder gartenarchitektonische Planung entstanden, sondern aus der Ernährungsnot der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg heraus. Sie führte dazu, dass sehr viele Freiflächen in Köln in Garten- und Grabeland umgewandelt wurden. Auch in der anschließenden Inflationszeit erlebte das Kleingartenwesen einen enromen Aufschwung. Ein Kleingarten von 350 Quadratmetern Größe sollte die Eigenversorgung einer 4-köpfigen Familie mit Kartoffeln und Gemüse sicherstellen.
Diese Kleingärten waren nicht für eine dauerhafte gärtnerische Nutzung vorgesehen. Gerade in den innenstadtnahen Lagen waren sie immer schon Bauerwartungsland.
Dass sich diese Kleingartenanlage mit jetzt noch 43 Gärten seit ungefähr einhundert Jahren erhalten hat, ist ihrer Lage im Nippeser Tälchen zu verdanken. Denn das Tälchen war durch die Gefahr der hohen Grundwasserstände baulich lange Zeit nicht bzw. nur mit hohem Aufwand nutzbar. Lediglich für Ziegeleien war diese morphologische Lage von Vorteil, wie sich schon auf der Kartenaufnahme Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisen lässt (preußische Uraufnahme, vgl. Kartenansicht). Noch heute findet man beim Umgraben den ein oder anderen Ziegelstein und viel Sand.
Erst Anfang der 1970er Jahre wurde mit dem Bau der Peter-Ustinov-Realschule und zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit dem Bau der benachbarten Dreifachturnhalle die Talstruktur baulich überprägt. Auch hier waren früher Kleingärten und ein Acker.
Auch die übrigen Kleingärten waren seit den 1960er Jahren immer wieder vom Abriss bedroht: mal sollte hier ein Festplatz hin, dann eine öffentliche Grünfläche. Schließlich setzte sich – zumindest vorläufig - die Einsicht durch, dass ein Nutzungsmix aus öffentlichen und privaten Grünflächen allen Bedürfnissen gerecht wird.
Heute erfreut sich diese Kleingartenanlage gerade wegen ihres unkonventionellen Zuschnitts und der dadurch größeren Individualität einer großen Beliebtheit. Attraktiv ist auch die Lage in einem Stadtteil, der überwiegend durch Mietwohnungsbau ohne Gärten geprägt ist. Und mit der urban gardening Bewegung des 21. Jahrhunderts wird auch der Kleingarten das Image vom durch Regelungswut geprägten Gartenzwergeldorado langsam wieder los.
(Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)
Links und rechts des „Schwarzen Weges“ liegt die Kleingartenanlage „Nippeser Tälchen“, eine der ältesten Kleingartenanlagen in Köln. Sie sieht anders aus als viele andere Kleingartenanlagen in Köln.
Hier sind Wege und Gärten nicht mit Zirkel und Lineal abgeteilt worden. Auch die Lauben sind individuell: mal aus Holz, mal aus Stein, mal größer und mal kleiner, mal mit Spitzdach, mal mit Flachdach. Einheitliche Zäune sucht man auch vergeblich. Auch ist sie nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, da die Wege zu schmal und uneben sind. Diese Kleingartenanlage ist nicht durch städtebauliche oder gartenarchitektonische Planung entstanden, sondern aus der Ernährungsnot der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg heraus. Sie führte dazu, dass sehr viele Freiflächen in Köln in Garten- und Grabeland umgewandelt wurden. Auch in der anschließenden Inflationszeit erlebte das Kleingartenwesen einen enromen Aufschwung. Ein Kleingarten von 350 Quadratmetern Größe sollte die Eigenversorgung einer 4-köpfigen Familie mit Kartoffeln und Gemüse sicherstellen.
Diese Kleingärten waren nicht für eine dauerhafte gärtnerische Nutzung vorgesehen. Gerade in den innenstadtnahen Lagen waren sie immer schon Bauerwartungsland.
Dass sich diese Kleingartenanlage mit jetzt noch 43 Gärten seit ungefähr einhundert Jahren erhalten hat, ist ihrer Lage im Nippeser Tälchen zu verdanken. Denn das Tälchen war durch die Gefahr der hohen Grundwasserstände baulich lange Zeit nicht bzw. nur mit hohem Aufwand nutzbar. Lediglich für Ziegeleien war diese morphologische Lage von Vorteil, wie sich schon auf der Kartenaufnahme Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisen lässt (preußische Uraufnahme, vgl. Kartenansicht). Noch heute findet man beim Umgraben den ein oder anderen Ziegelstein und viel Sand.
Erst Anfang der 1970er Jahre wurde mit dem Bau der Peter-Ustinov-Realschule und zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit dem Bau der benachbarten Dreifachturnhalle die Talstruktur baulich überprägt. Auch hier waren früher Kleingärten und ein Acker.
Auch die übrigen Kleingärten waren seit den 1960er Jahren immer wieder vom Abriss bedroht: mal sollte hier ein Festplatz hin, dann eine öffentliche Grünfläche. Schließlich setzte sich – zumindest vorläufig - die Einsicht durch, dass ein Nutzungsmix aus öffentlichen und privaten Grünflächen allen Bedürfnissen gerecht wird.
Heute erfreut sich diese Kleingartenanlage gerade wegen ihres unkonventionellen Zuschnitts und der dadurch größeren Individualität einer großen Beliebtheit. Attraktiv ist auch die Lage in einem Stadtteil, der überwiegend durch Mietwohnungsbau ohne Gärten geprägt ist. Und mit der urban gardening Bewegung des 21. Jahrhunderts wird auch der Kleingarten das Image vom durch Regelungswut geprägten Gartenzwergeldorado langsam wieder los.
(Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)