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Denkmal für den preußischen König Friedrich Wilhelm III.


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Das Standbild mit Reiter, Pferd und Sockelfiguren ist ein Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840), den eher unbeliebten ersten der fünf Regenten aus der Zeit der preußischen Herrschaft über Köln. Das Denkmal hat eine wechselvolle Geschichte erlebt – unter anderem als „Styroporkönig“.

Das imposante Reiterstandbild mit 16 überlebensgroßen Sockelfiguren ist ein Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840), der als preußischer Regent von 1797 bis 1840 der erste der fünf Monarchen war, die in der Zeit regierten, als Köln unter preußischer Herrschaft stand. Das Denkmal hat eine wechselvolle Geschichte erlebt.
Die vier Nachfolger Friedrich Wilhelms III. finden sich als Reiterstandbilder an der Kölner Hohenzollernbrücke dargestellt.

Ein Denkmal der „dankbaren Rheinlande“ für einen unbeliebten König?
Die „subversiven“ Sockelfiguren
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg: „die Pädsfott“
Die allmähliche Wiederherstellung: „der Styroporkönig“
Exkurs: Kritik an „Preußen-Renaissance“ und „Kaiserkult“ in den frühen 1990er Jahren
Die Fertigstellung: „das Pferd auf Krücken“
Baudenkmal, Hinweis
Quelle, Internet, Literatur

Ein Denkmal der „dankbaren Rheinlande“ für einen unbeliebten König?
Seitdem die Stadt ab 1815 zum Königreich Preußen gehörte, war man im traditionell katholischen Köln insbesondere wegen konfessioneller Fragen gegenüber der mehrheitlich protestantischen Herrschaft der Preußen nicht besonders glücklich. Dies änderte sich teils erst im Zuge der Reichsgründung von 1871, wie etwa die Geschichte des Kölner Sachsenturmes zeigt.
Da auch Friedrich Wilhelm III. als König nicht sonderlich beliebt war, wundert es also nicht, dass der Aufruf des damaligen Preußen-freundlichen Kölner Oberbürgermeisters Joseph Hermann Stupp (1793-1870, Oberbürgermeister von 1851 bis 1863), die „dankbaren Rheinlande“ mögen mit einem durch Spenden von Bürgern und lokalen Komitees finanzierten Kolossaldenkmal für den „Befreier der Rheinlande von französischer Herrschaft“ (Zitat nach Benner 2004) den 50. Jahrestag der Vereinigung des Rheinlands mit Preußen 1815 feiern, keinen allzu großen Zuspruch fand. Der Regierungspräsident im Regierungsbezirk Köln Eduard von Moeller (1814-1880, auch Möller) erhob das geplante Denkmal zu einem Anliegen der gesamten Rheinprovinz, welches zugleich auch Persönlichkeiten ehren sollte, die „einen wesentlichen Beitrag zur industriellen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung geleistet haben“ (Text der Informationstafel vor Ort).
Zwei Ausschreibungsverfahren 1860 und 1862 blieben mit „endlosem Kompetenzgerangel“ (Benner 2004) und längeren Diskussionen zwischen den rheinischen Städten, der preußischen Provinzialverwaltung – unter Einbeziehung des preußischen Hofs unter dem Hohenzollernkönig Wilhelm I. –, den Gutachtern und für geeignet erachteten Künstlern ergebnislos.
Erst am 23. Mai 1864 erfolgte die Auftragsvergabe an die Bildhauer Gustav Hermann Blaeser (1813-1874, auch Bläser) für die Reiterfigur und Friedrich Anton Hermann Schievelbein (1817-1867) für den Sockel. Beide erlebten zwar noch die Grundsteinlegung am 16. Mai 1865, verstarben aber noch vor der Fertigstellung. Nach Schievelbeins Tod übernahm Blaeser zwischenzeitig auch die Realisierung des Sockels, wofür er die deutschen Bildhauer Alexander Tondeur (1829-1905), Ludwig Drake (?) und Karl Schuler (1847-1886) sowie den italienischstämmigen Alexander Emil Ludovico Calandrelli (1834-1903) hinzuzog. Nach Blaesers Tod 1874 wurden Calandrelli und der Berliner Schievelbein-Schüler Rudolf Schweinitz (1839-1896) mit der Vollendung des Denkmals betraut. Die Güsse erfolgten 1877, das einfassende Gitter gestaltete der Architekt Johann Heinrich Strack (1805-1880).

Feierlich enthüllt wurde das metallene Reiterstandbild am Donnerstag dem 26. September 1878 durch Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, seit 1861 König von Preußen und ab 1871 in Personalunion erster Deutscher Kaiser) höchstpersönlich. Die Enthüllungsfeier, an der der Kaiser zusammen mit Kaiserin Augusta von Sachsen-Coburg (1811-1890) und Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888, deutscher Kaiser Friedrich III. 1888) teilnahm, ließ offenbar ahnen, „dass spätestens seit Gründung des Kaiserreichs die Vorbehalte der Kölner gegen Preußen einer fast allgemeinen Hohenzollernverehrung gewichen waren“ (Benner 2004).
Die „subversiven“ Sockelfiguren
Neben Reliefplatten mit Szenen aus den Befreiungskriegen umstehen das Reiterstandbild 16 von Schievelbein als Sockelplastiken dargestellte und mit Inschriften bezeichnete überlebensgroße Darstellungen von „Blücher, Hardenberg, York, Schön, Solms, Scharnhorst, Beuth, Nollendorf, Stein, Bülow, Niebuhr, Gneisenau, Arndt, Motz und die Brüder von Humboldt“ (so die Auflistung bei Benner 2004, S. 10). Dargestellt sind die nachfolgenden historischen Personen (beginnend mit der Frontfigur gegen den Uhrzeigersinn, vgl. den untergeordneten Objekteintrag):

  1. Karl August Fürst von Hardenberg (1750-1822),
  2. Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (1759-1830),
  3. Heinrich Theodor von Schön (1773-1856),
  4. Friedrich Ludwig Christian Graf zu Solms-Laubach (1769-1822),
  5. Gerhard Johann David von Scharnhorst (1755-1813),
  6. Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (1781-1853),
  7. Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand von Humboldt (1767-1835),
  8. Friedrich Emil Ferdinand Heinrich Graf Kleist von Nollendorf (1762-1823),
  9. Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831),
  10. Ludwig Friedrich Victor Hans Graf von Bülow (1774-1825),
  11. Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (1769-1859),
  12. Marcus Carsten Nicolaus von Niebuhr (1817-1860),
  13. August Neidhardt von Gneisenau (1760-1831),
  14. Ernst Moritz Arndt (1769-1860),
  15. Friedrich Christian Adolf von Motz (1775-1830),
  16. Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt (1742-1819).

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg: „die Pädsfott“
Bei einem der schweren Luftangriffe auf Köln, dem „Peter-und-Paul-Bombenangriff“ am 29. Juni 1943, stürzte die Druckwelle einer Luftmine Ross und Reiter von ihrem Denkmalsockel. Teile der Reliefs und Figuren am Sockel des Denkmals wurden nachfolgend gestohlen oder in Altmaterialsammlungen und städtischen Depots eingelagert. Im Zuge der Umgestaltung des Heumarkts für den Straßenverkehr wurde der Denkmalsockel 1950 abgetragen.
Um die Wiederaufstellung der Standfiguren zu finanzieren, wollte die Stadt 1958/59 sogar die verbliebenen Fragmente der Reiterfigur einschmelzen lassen. „Das geschah auch – bis auf den Kopf des Königs und die Kruppe des Pferdes, die seit dem 10. Dezember 1982 die Rampe der Deutzer Brücke zierte. Seither nannten die Kölner dieses Pferdehinterteil auf dem Heumarkt 'die Fott vum Päd'“ (de.wikipedia.org).
Das rheinische Wort „Päd“ bzw. „Pääd“ bezeichnet ein Pferd und „Fott“ bzw. „Futt“ einen Hintern (vgl. mitmachwoerterbuch.lvr.de). Das Einschmelzen von „Pferd und Reiter ohne Kopf und Kruppe“ im Februar 1973 erzielte einen Verkaufserlös von 6.237 DM für 2.310 kg Bronze.
Die erhaltenen Sockelfiguren wurden in den Jahren 1974-1978 auf passende Orte im Kölner Stadtgebiet verteilt. So fanden z.B. die beiden Humboldt-Figuren eine längere Bleibe auf dem Schulhof des Kölner Humboldt-Gymnasiums am Kartäuserwall.
Die allmähliche Wiederherstellung: „der Styroporkönig“
Erst 1982 brachte die von 1978 bis 1990 amtierende Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud Kier (*1937) die „Pädsfott“ wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die oberste städtische Denkmalpflegerin Kier – „Ich bin als Österreicherin frei davon, besonders preußenfreundlich zu sein“ – charakterisierte die „Denkmal-Fledderei“ als Rache an den Preußen und deren vermeintlichen nationalsozialistischen Nachfolgern und die bewußte Demontage sei „ebenso emotional bedingt gewesen wie vergleichsweise der Abbruch des Hohenzollernschlosses in Ost-Berlin“ (gemeint ist das 1950 auf Veranlassung der DDR-Führung gesprengte Berliner Stadtschloss, www.zeit.de).
Um ein Zeichen gegen einen geplanten Hotelbau auf dem Heumarkt zu setzen, ließ Kier den fast vergessenen Pferdehintern mitten auf den Platz setzen – den Schweif dabei demonstrativ in Richtung des nahegelegenen Rathauses gerichtet!
Die hintersinnige Protestaktion löste zunächst nur längere Diskussionen über eine Rekonstruktion des kriegszerstörten Denkmals aus, hatte dann aber wenig später Folgen: Im Winter 1983/84 wurde seitens der Stadt etwas südlich von der ursprünglichen Position ein provisorischer Sockel errichtet, an dem nach der Grundsteinlegung am 3. November 1984 die wieder eingesammelten 16 Figuren nach und nach ergänzt wurden. Der Kölner Maler und Bildhauer Herbert Labusga (*1939) ergänzte den Sockel im September 1985 in einer heimlichen Nacht-und-Nebel-Aktion durch ein Reiterstandbild aus Styropor.
„Obwohl die Nachbildung echt aussah, stabil und mit damals weniger als 10.000 DM Kosten auch sehr günstig war, wurde der Reiter wieder entfernt.“ (koelnwiki.de)

Der Kölner Verkehrsverein e.V. sammelte schließlich auf offiziellem Wege Gelder und beauftragte den Düsseldorfer Bildhauer Raimund Kittl (*1932), der die Reiterfigur ab Mai 1990 unter Einbeziehung der erhalten gebliebenen Teile des Standbildes rekonstruierte. Nach mehr als 47 Jahren nahm der metallene König am 29. September 1990 seinen ihm angestammten Platz auf dem Sockel wieder ein. Das Relief am Sockel wurde am 24. April 1993 montiert.
Exkurs: Kritik an „Preußen-Renaissance“ und „Kaiserkult“ in den frühen 1990er Jahren
In den ersten Jahren des nach dem Berliner Mauerfall wiedervereinigten Deutschlands befürchteten viele Kritiker eine Renaissance des preußisch-deutschen Militarismus und des wilhelminischen Zeitgeistes, etwa in Form eines „unzeitgemäßen Kaiserkults“.
Die Diskussionen bezogen sich dabei unter anderem auf das – ebenfalls durch Raimund Kittl – 1993 wiederhergestellte Reiterstandbild Wilhelms I. am Deutschen Eck in Koblenz. Der leere Sockel des im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Standbildes diente von 1953 bis 1990 als „Mahnmal der Deutschen Einheit“. Diese Rolle sollte das Monument auch mit erneuertem königlich-preußischem Reiterstandbild weiter einnehmen, was Widerspruch auslöste.
Auch die Überführung des „Alten Fritz“ von Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg nach Potsdam stieß auf viel Kritik: In Form eines pompösen Staatsbegräbnisses wurde am 17. August 1991 der Sarg mit den sterblichen Überresten Friedrichs des Großen (1712-1786) „dem letzten Willen des Königs entsprechend“ in die Gruft von Schloss Sanssouci überführt.
Die Fertigstellung: „das Pferd auf Krücken“
Nachdem der der Kölner Verkehrsverein mit der Montage der letzten Sockelreliefplatten am 8. April 1995 seine Aufgabe als erfüllt angesehen hatte, stellte eine 2001 durchgeführte Materialuntersuchung die Statik an dem weitgehend neu geschaffenen Reiter und dessen Pferd in Frage. Wenige Tage später wurde vorsichtshalber ein Stützgerüst unter dem Pferdebauch montiert, welches die inzwischen porös gewordenen Pferdebeine entlastete „und so sah man dann lange Zeit das Pferd des Reiterdenkmals nur noch mit Krücke auf dem Sockel stehen“ (koelnerecken.blogspot.de, vgl. das Bild in der Mediengalerie).
Die eigentlich bereits geplante Rekonstruktion des ursprünglichen Erscheinungsbildes wurde zunächst zurückgestellt: „Wesentliches Ziel war eine den Bestand konservierende Restaurierung auf einem die ursprünglichen Maße genauer berücksichtigenden neuen Sockel. Die fehlenden Teile von Pferd und Reiter und die Reliefs auf den Schmalseiten galten für das Verständnis des Denkmals als notwendig. Sie sind wie einige Köpfe an der Nordseite das Ergebnis von Rekonstruktionsbemühungen, die die Ikonographie aber nicht den Stil übernehmen. Es war ein Glück, dass es von dem ebenfalls verloren gegangenen Relief der Südseite einen Abguss gab, der für das Heumarktdenkmal reproduziert werden konnte.“ (www.stadt-koeln.de)

Eine Orkanwarnung bedingte schließlich den kompletten Abbau des unstabilen Denkmals am 7. November 2007. Eingelagert im Godorfer bzw. Niehler Hafen (beide Angaben finden sich unter koelnwiki.de) konnte das Standbild mit Unterstützung durch den damaligen Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (*1947, Oberbürgermeister von 2000 bis 2009), dem Kölner Verkehrsverein e.V. und einer extra zu diesem Zweck gegründete Interessengemeinschaft IG Päd durch das Institut für Schweiß- und Fügetechnik der RWTH Aachen saniert werden, bevor es am 6. Oktober 2009 wieder auf seinem Platz zurück kam.
Bis 2015 konnten die Figuren schließlich in ihrem Bestand gesichert werden und der Sockel in seiner jetzt bestehenden Form erneuert werden.
Baudenkmal, Hinweis
Das Objekt „Heumarktdenkmal/Reiterstandbild für Friedrich Wilhelm III.“ ist mit Eintragung vom 1. Juli 1980 unter der laufenden Nr. 60 Baudenkmal der Stadt Köln (stadt-koeln.de, Denkmalliste).
Die „Pädsfott“ auf dem Kölner Heumarkt wurde unter „Schon gewusst, ...“ in Heft 1/2022 des Stadtmagazins KölnerLeben vorgestellt (koelnerleben-magazin.de).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018/2021)

Quelle
Informationstafel vor Ort, gefördert vom Kölner Verkehrsverein zur Förderung des kulturellen Lebens e.V., der Friedrich Carl Heimann Gesellschaft e.V., der Imhoff-Stiftung, der Bethmann Bank und der Kreissparkasse Köln (undatiert, Stand Januar 2018, später entfernt).

Internet
www.stadt-koeln.de: Geschichte des Reiterdenkmals zu Ehren von König Friedrich Wilhelm III. (undatiert, nach 2019, abgerufen 21.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Beschreibung des Reiterdenkmals zu Ehren von König Friedrich Wilhelm III. (undatiert, nach 2019, abgerufen 21.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 31.01.2018, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.koelnwiki.de: Reiterdenkmal am Heumarkt (abgerufen 18.01.2018)
www.koelnwiki.de: Interessengemeinschaft Päd (abgerufen 18.01.2018)
koelnerecken.blogspot.de: Das Reiterdenkmal vom Heumarkt (abgerufen 31.01.2018)
de.wikipedia.org: Heumarkt Köln, Reiterdenkmal (abgerufen 18.01.2018)
www.youtube.com: Undatiertes Video von der Ergänzung einer Bronzefigur (abgerufen 31.01.2018)
www.zeit.de: Ungeliebter König. In Köln wird Friedrich Wilhelm III. nun doch wieder den den Sockel gehoben (Heinrieb Billstein, Die Zeit 14/1988 vom 1. April 1988, aktualisiert am 21. November 2012, abgerufen 20.03.2018)
www.koeln-lotse.de: Peter-und-Paul-Bombenangriff am 29. Juni 1943 (Uli, der Köln-Lotse vom 22.06.2019, abgerufen 26.06.2019)
koelnerleben-magazin.de: KölnerLeben, Heft Februar/März 2022, S. 28 (abgerufen 03.06.2022)
mitmachwoerterbuch.lvr.de: Rheinisches Mitmachwörterbuch, Eintrag „Futt“ (abgerufen 21.10.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.05.2022)



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