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Palais Schaumburg


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Was ihr entdecken könnt

Im Süden von Bonn außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns liegen in bevorzugter Wohnlage am Rhein mit Blick zum Siebengebirge einzelne aufwändige Villen auf großzügig geschnittenen Grundstücken. 1858 entstand hier das Palais Schaumburg, von 1949 bis 1999 als Bundeskanzleramt genutzt.

Baugeschichte
1858 Bauherr: Aloys Knops,
Architekt: Andreas Hansen mit Josef Porcher /Aachen
1875-1879 Erweiterung, Bauherr: Wilhelm Loeschigk
1895 Umgestaltung und Erweiterung
Bauherr: Prinz Adolf Wilhelm Victor zu Schaumburg‑Lippe
Architekt: Kaiserlicher und Geheimer Oberhofbaurat Ernst von Ihne/Berlin

1930 Etagenwohnungen eingerichtet
1939 Verkauf an das Deutsche Reich
1945 von den Alliierten beschlagnahmt
ab 1949 Amtssitz des Bundeskanzlers
1950 Umbau, Architekt: Hans Schwippert
1950 und später Umgestaltungen der Gartenanlage
Gartenarchitekt: Hermann Mattern
1957 Teehaus

Beschreibung
Das Palais ist im Wesentlichen in zwei Bauphasen entstanden und stellt sich als zweigeschossiger Winkelbau mit Mezzanin (Halb- oder Zwischengeschoss) in spätklassizistischem Formenvokabular und Schiefer gedeckten Walmdächern dar. Die ursprüngliche fünfachsige Villa Knops von 1858 ist Kern des rechten Teils zur Adenauerallee und zeichnet sich durch einen flachen Mittelrisalit mit den einzigen Rundbogenfenstern und das höhere Walmdach aus.
Der Anbau von Ihne 1894 hatte den Baukörper erheblich erweitert und das Gesamterscheinungsbild insgesamt vereinheitlicht. Der Bau ist eine späte Nachempfindung einer „Maison de Plaisance“, wobei Form und Stil eklektizistisch angewandt werden.
Die lang gestreckte axiale Ausrichtung mit umlaufendem Mezzanin verleiht dem Baukörper den Anschein, aus einem Guss entstanden zu sein, wozu die einheitlichen hochrechteckigen Fenster mit Schlagläden beitragen. Gegliedert werden die Fassaden durch Vorsprünge, Standerker und Loggia.
Gleichsam ein architektonisches Scharnier zwischen den beiden Baukörpern bildet der schlanke dreigeschossige Treppenturm an der Eingangsseite mit Tambour und Uhr, Haubendach mit Spitze und Lippescher Rose in der Wetterfahne. Daran schließt sich der Flügel von Ernst von Ihnes mit sieben Achsen an, wobei die dritte von links zum verbreiterten Eingang gestaltet wurde, als Pendant zur rechten Seite. An der Nordseite befindet sich ein zweiter Treppenturm. Nachdem das Palais Schaumburg zum Sitz des Bundeskanzlers geworden war, wurde die ursprünglich offene Vorfahrt verglast und durch eine Kragplatte auf zwei zierlichen Stützen verlängert und später mit einem steinernen Adler im Wappenschild vor der Balkonbrüstung als Staatssymbol versehen.

An der Gartenseite tritt die Anlage als Winkelbau besonders hervor und nimmt Schlosscharakter an. Die einheitliche Fassadengestaltung wird aufgelockert durch den Gartensalon der alten Villa mit vorgelagerter Freitreppe zum Park, eine Dreibogen-Loggia im Obergeschoss (ehemals Sanitärräume, unter Adenauer Salon) und pavillonartigen Erker im Zwickel (ursprünglich Esszimmer und Schlafraum im Obergschoss). Über eine große Terrasse, in den Anbau übergehend, führt eine Freitreppe in den Garten. Durch den Nordflügel erhält das Palais einen zugleich in sich abgeschlossenen Charakter und öffnet sich aber gleichzeitig großzügig zum Park und Rhein.

Der umgebende Park ist trotz der nicht mehr ursprünglichen Gestaltung (Gewächshäuser, „Plantage“, Rosenbeete, Springbrunnen etc.) unverzichtbarer Bestandteil des Denkmals. Die Parkfläche des gesamten Areals wird als Teil des Denkmals „Sitz des Bundeskanzlers“ definiert. Ab 1950 wurde der Park durch Hermann Mattern mit dem Park der Villa Selve (ehemals Gestaltung durch Gartendirektor Rudolph P. C. Jürgens, Wegeführung in Brezelform; s.a. Villa Hammerschmidt) vereinigt und in großen Teilen neu gestaltet. Heute umfasst die Fläche etwa zehn Hektar. Jeder der Bundeskanzler erhielt zur Erinnerung an seine Amtszeit einen Baum im Park gepflanzt.

Innere Gestaltung
Die Raumaufteilung ist trotz der Wohnungseinrichtung in den 1930er Jahren und der Umgestaltung zum Kanzleramt noch weitgehend erhalten und ablesbar; 1950 richtete Adenauer sein Arbeitszimmer im ersten Stock zum Garten in der Südostecke des Altbaus ein. Der darunter liegende große Gartensalon wurde Kabinettssaal. Die gewendelte Treppe aus Parkettstufen mit Intarsien und Messinggeländer blieb unverändert, während Wandpaneele und Stuck weitgehend bei der Umnutzung zum Kanzlersitz entfernt wurden; einzelne originale wandfeste Ausstattungsstücke blieben erhalten, so ein Marmorkamin, Deckenstuckaturen im Flur und Stuckdetails an der gewölbten Decke im Gang des Altbauobergeschosses, die wohl nach 1890 angebracht wurden. Erhalten sind die mächtige dunkle Deckentäfelung aus achteckig gestuften Kassetten und mittigen Holzrosetten im Ecksalon im Südwesten der Vorderfront, Parkettböden im Gartensalon, dem späteren Kabinettssaal, und in den gegenüberliegenden drei Salons. Die hohen leicht kassettierten, doppelflügeligen Türen aus Kirschbaumholz wurden 1950 eingebaut.
Die bewegliche Ausstattung besteht größtenteils aus Leihgaben von privater Seite, zum Teil aus Museen.

Das Objekt „Palais Schaumburg“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34464 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 984).

(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2013)


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