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Jesuitenkolleg Sankt Mariä Himmelfahrt


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Die 1544 in Köln von dem noch jungen Jesuitenorden gegründete Niederlassung war die erste der Jesuiten in Deutschland. 1613/14 erwarben die Jesuiten das Grundstück in der Marzellenstraße (Pfarrei St. Paul), auf dem die Kollegbauten und die Mariä-Himmelfahrtskirche errichtet wurden.

„Zwischen Dom, Hauptbahnhof und dem Bankenviertel bilden in der Marzellenstraße die Kirche St. Mariä Himmelfahrt sowie die angrenzenden Baulichkeiten des früheren Jesuitenkollegs ein einheitliches Ensemble, das jedoch von dem benachbarten Bankgebäude erheblich beeinträchtigt wird. Während in der Kirche unter anderem die Missione Catholica Italiana (italienische katholische Gemeinde Kölns) ihre Gottesdienste feiert, beherbergt die die einstige Klosteranlage das Erzbischöfliche Generalvikariat.“ (Klosterführer Rheinland, S. 341)

Das Jesuitenkolleg bis zu seiner Aufhebung 1773 und der Säkularisation
Die 1544 in Köln von dem noch jungen Jesuitenorden gegründete Niederlassung war die erste der Jesuiten in Deutschland. 1613/14 erwarben die Jesuiten das Grundstück in der Marzellenstraße (Pfarrei St. Paul), auf dem die Kollegbauten und die Mariä-Himmelfahrtskirche errichtet wurden. Im Zeitalter der Konfessionalisierung trug das Jesuitenkolleg – von Widerständen und Misstrauen begleitet - dazu bei, dass sich Köln zu einem Zentrum des Katholizismus im Reich entwickelte.
Seit 1556/57 – offiziell erst 1582 – stand das seit dem 15. Jahrhundert bestehende Gymnasium Tricoronatum (bzw. Bursa Cucana / Burse Kuckana, ein Teil der Artistenfakultät, vgl. bei Fleck) unter Leitung der Jesuiten, die es zu einer bedeutenden und pädagogisch innovativen Lehranstalt entwickelten. Hier wirkten u.a. Petrus Canisius (1521-1597), Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) und Johann Adam Schall von Bell (1592-1666); heute noch besteht die Schule als Dreikönigsgymnasium.

Die Säkularisation setzte für die Jesuiten bereits 1773 ein, als die päpstliche Breve Clemens XIV. „Dominus ac redemptor noster“ den Orden aufhob. Das Kölner Vermögen und die Gebäude fielen an die Stadt. Bis zu dessen Aufhebung 1798 wirkten frühere Ordensmitglieder aber weiterhin am Tricoronatum.
Im Zuge der Besetzung Köln durch französische Revolutionstruppen 1794 erlitten insbesondere die Qualitäts- und wertvollen Sammlungen des früheren Kollegs (Bibliothek, grafische Sammlung und physikalisches Kabinett) erhebliche Einbußen und Schäden durch Beschlagnahmung von Handschriften, Druckwerken und Kupferstichen.

Das Kirchengebäude
Die nach dem Dom für lange Zeit die größte Kirche Kölns ist eines der wenigen noch vorhandenen architektonischen Zeugnisse des Barocks in der Stadt. Sie wurde nach Plänen des Barockarchitekten Christoph Wamser (ca. 1575-1649) erbaut, dessen Jesuitenkirche in Molsheim (Elsass) auch als unmittelbares Vorbild diente. Der Grundstein der Kirche wurde 1618 gelegt und ab 1629 konnte sie genutzt werden - erst 1678 erfolgte die Vollendung mit Konsekration.
Das Kirchengebäude ist eine dreischiffige Basilika mit Emporen und einem schmalem Querschiff, an das sich zwei Nebenchöre und ein dreijochiger Hauptchor anschließen. Hinter dem Chor erhebt sich der Hauptturm. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 60,15 Meter, die Breite 24,20 Meter. Das Mittelschiff wurde in einer Breite von 12,60 Metern und einer lichten Höhe von 24,80 Metern angelegt; die Seitenschiffe sind jeweils 4,80 Meter breit.

Die weitere Geschichte der Gebäude des ehemaligen Jesuitenkollegs
Die ehemaligen Kolleggebäude wurden in französischer Zeit für schulische Zwecke genutzt. Sie beherbergten in den Jahren 1827-1929 das erzbischöfliche Priesterseminar, seitdem ist das erzbischöfliche Generalvikariat hier untergebracht.
Die Kirche wurde nach dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen und der Besetzung Köln 1794 als „Dekadentempel“ profaniert, in dem Revolutionsfeierlichkeiten abgehalten werden sollten. Vor dem drohenden Abbruch wurde sie durch Kölner Bürger bewahrt (zu nennen ist der Ratsherr Laurenz Fürth) und infolge des Konkordats von 1801 erneut als Gotteshaus geweiht. Seit 1803 bis 1945 diente sie als Pfarrkirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt).
Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche durch Schäden der Bombenangriffe auf Köln in den Jahren 1941–1945 vollständig aus; die Dächer und Türme, das Mittelschiff und der Chor stürzten ein und die Kirche wurde bis fast auf die Umfassungsmauern zerstört. Ein Teil des Inventars konnte noch rechtzeitig ausgelagert werden, gleichwohl wurden noch etliche Ausstattungsreste aus dem Kriegsschutt geborgen.

In den Jahren 1949 bis 1979/80 erfolgte der Wiederaufbau und die Rekonstruktion, in der die Gebäude - auch die des ehemaligen Kollegtraktes in der Marzellenstraße - ihre ursprüngliche Gestalt zurück erhielten. Seit 1991 ist die ehemalige Jesuitenkirche Sankt Mariä Himmelfahrt Annexkirche des Kölner Domes (d.h. sie gehört zu dessen Zubehör).

„St. Mariä Himmelfahrt und die benachbarten Kollegbauten der Jesuiten sind für Köln das einzige Beispiel einer fast vollständig erhaltenen bzw. wiederhergestellten Klosteranlage mit zugehöriger Kirche. Zudem wurden beide Gebäude wieder einer kirchlichen Nutzung zugeführt. Insbesondere im Kircheninnern mit seinem tiefgestaffelten, dramaturgisch gesteigerten Einheitsraum, der letztlich ganz auf das Allerheiligste im Tabernakel ausgerichtet ist, kann man die Vorstellung einer barocken Inszenierung des katholischen Gotteshauses und der dort stattfindenden Liturgie deutlich ablesen. St. Mariä Himmelfahrt wird so zu einer einmaligen Quelle für die zeitgenössischen Frömmigkeitsvorstellungen, die zudem ihre Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlt.“ (Joachim Oepen, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, in: Klosterführer Rheinland, S. 344)

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)

Internet
de.wikipedia.org: St. Mariä Himmelfahrt Köln (abgerufen 19.08.2011)



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