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Alte katholische Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Alt-Refrath
Was ihr entdecken könnt
Die alte katholische Kirche St. Johann Baptist gilt als älteste Kirche Bergisch Gladbachs. Sie ist umgeben von Kirchhof mit Grabsteinen und einer Ringmauer.
Die alte katholische Kirche St. Johann Baptist gilt als älteste Kirche Bergisch Gladbachs. Die aus Bruchsteinen gebaute, romanische Saalkirche wurde im 13. Jahrhundert anstelle einer durch Brand zerstörten Holzkirche aus dem 9. Jahrhundert erbaut. St. Johann Baptist ist umgeben von einem Kirchhof mit Grabsteinen und einer Ringmauer.
Eine Besonderheit der Kirche sind die eleganten Fresken im Innenraum, die im Jahr 1907 zufällig unter weißer Tünche nahezu unversehrt gefunden wurden. Sie zeigen sieben überlebensgroße Apostel sowie den Pfarrpatron Johannes den Täufer. Dargestellt sind Petrus und Paulus, der Apostel Johannes und Johannes der Täufer, Thomas und Philippus, Jakobus der Ältere und Matthias.
Herkunft der Bezeichnung als Taufkirche
Der Volksmund spricht von der „Refrather Taufkirche“. Viele Hinweise belegen, dass die Kirche aber nicht nur zum Taufen, sondern auch als Pfarrkirche genutzt wurde. Laut einer Überlieferung soll ein kleiner Bach durch die Kirche geflossen sein, in dem durch Untertauchen getauft wurde. Die Theorie, dass sich die Bezeichnung „Taufkirche“ aus dieser Begebenheit herleitet, wurde jedoch im Rahmen von 1968 durchgeführten Grabungen widerlegt. Der Bach floss bis zu seiner Kanalisierung 1972 südlich an der Kirche vorbei. In mittelalterlichen Urkunden taucht der Begriff „Taufkirche“ im Zusammenhang mit der Kirche nicht auf. Der Refrather Heimatforscher Hans Peter Müller führt die Erklärung des Namens auf den Namenspatron der Kirche „Johannes der Täufer“ zurück. Im Laufe der Zeit wurde möglicherweise aus „Täuferkirche“ die „Taufkirche“.
Vier Bauperioden
Erste Bauperiode: Als die ersten Siedler aus dem Raum Merheim in das Gebiet des heutigen Refraths zogen, rodeten sie die Wälder um Platz für Ackerbauflächen zu schaffen. Sie errichteten einen „Salhof“ (Saaler Mühle) und bauten in unmittelbarer Nähe eine kleine Holzkirche. Als im Jahr 1968 der Fußboden der Kirche erneuert und die alte Auffüllung beseitigt werden sollte, wurde ein vermoderter Holzfußboden und Fundamentreste aus Tuffsteinen gefunden, die einen Kirchensaal von 3 x 6 Metern und einen Chorraum von 2,3 Metern Tiefe und 2,5 Metern Breite vermuten lassen. Rechts oben neben der alten Eingangstür befindet sich ein Memorienstein aus dem 9. Jahrhundert, der ursprünglich ein Grabstein war.
Eine Legende besagt, der Teufel habe den Aufbau einer ersten Kirche auf der Herkenrather Höhe immer wieder über Nacht zerstört, weshalb die Siedler in den tiefen Wald gingen, damit er die Baustelle nicht fand.
Zweite Bauperiode: Als die Holzkirche zu klein für die wachsende Anzahl an Siedlern wurde, baute man vermutlich Mitte des 10. Jahrhunderts einen ersten Steinbau um sie herum. Eine Brandschicht zeigt an, dass diese Kirche ungefähr um 1200 abbrannte.
Dritte Bauperiode: Die abgebrannte Kirche wurde wiederum durch einen größeren Bau ersetzt. Von dieser Bauperiode sind heute noch die Nord- und Südwand mit vier kleinen Fenster erhalten.
Vierte Bauperiode: In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Chor erweitert und in die Westmauer ein wuchtiger Turm eingefügt. Der dritte Kirchenbau wurde 1765/66 mit einer Sakristei erweitert und blieb bis in die Gegenwart erhalten.
Verfall zur Ruine, Wiederaufbau und Denkmalschutz
In ihrer fast tausendjährigen Geschichte hat die alte Kirche St. Johann Baptist eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Sie überdauerte die Reformation, den Überfall schwedischer Truppen während des dreißigjährigen Krieges (1632/33) und Plünderungen durch das französische Revolutionsheer in den sogenannten Koalitionskriegen (1795).
Zwischen 1864 und 1872 wurde dann die neue Pfarrkirche St. Johann Baptist im heutigen Refrather Stadtzentrum erbaut. Das kirchliche Leben verlagerte sich daher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die neu errichtete Kirche, da der mittelalterliche Bau nicht mehr den räumlichen Anforderungen entsprach. Die alte Kirche St. Johann Baptist geriet in Vergessenheit und verfiel langsam. Aus Zeitzeugenberichten kann man entnehmen, dass die Kirche in den Folgejahren bis auf einige alte Kirchbänke und die Glocke im Turm leer stand. Um das Jahr 1888 wurde ein Althändler aus Köln damit beauftragt, die noch verbliebenen Figuren, Bilder und Altäre zu verkaufen. Ein Orkan richtete 1898 schließlich so große Schäden am Kirchengebäude an, dass es zur Ruine wurde. Im Jahr 1907 entschieden sich die Refrather Bürger gegen einen Abriss und für den Wiederaufbau. Der Erste Weltkrieg verzögerte jedoch die Arbeiten. In den Nachkriegsjahren bemühte sich der damalige Pfarrer Schmitz um eine neue Ausstattung der Kirche. Er gründete 1925 den „Verein zur Erhaltung der alten Kirche in Refrath“. Am 21. März 1926 konnte erstmals wieder ein Gottesdienst in der Alten Kirche abgehalten werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche immer wieder restauriert, unter anderem wurden in den Jahren 1954/55, 1968/69, 1984/85 und 2009 Restaurationsarbeiten durchgeführt. Seit 2010 wird die Ringmauer um die Kirche stückweise erneuert. Heute dient die Kirche wieder als Gottesdienstort sowie als Taufkirche.
Die alte katholische Pfarrkirche St. Johann Baptist ist unter der Nr. 32 in die Liste der Baudenkmäler in Bergisch Gladbach eingetragen.
Der alte Kirchhof
Jahrhunderte lang wollten die Menschen möglichst nah an ihrer Kirche begraben werden. Der alte Kirchhof der alten Kirche St. Johann Baptist zeugt von diesem Ritual. Zwei im Rahmen einer Ausgrabung aus dem Jahr 1968 entdeckten Kindergräber belegen, dass bereits vor rund 1000 Jahren Menschen unmittelbar um die Kirche herum begraben wurden. Die beiden Gräber wurden in einer späteren Bauperiode überbaut und sind daher ungestört geblieben. Eines der ältesten erhaltenen Steinkreuze stammt wahrscheinlich vom Ende des 15. Jahrhunderts. Es ist nicht datiert und trägt nur die Inschrift „Jacob va Gildem“. Der Junker Jacob van Gildem (oder Gildern) hat vermutlich auf dem „Kochsgut“ gewohnt, das 1470 im Register der Kirchenrenten zu Bensberg erwähnt wird.
Der Kirchhof und die Flächen innerhalb der Ringmauer werden seit vielen Jahren durch die Mitglieder des Bürger- und Heimatvereins Refrath gepflegt. Ursprünglich standen mehrere Eschen auf dem Kirchhof, die allerdings aus Sicherheitsgründen nach und nach gefällt werden mussten. Ihre ausladenden Baumkronen gefährdeten bei starkem Sturm zunehmend das Kirchengebäude. Als Ersatz für die Eschen wurden drei Linden gepflanzt.
(Biologische Station Rhein-Berg in Zusammenarbeit mit dem Bürger- und Heimatverein Refrath, erstellt im Rahmen des Projektes „Auf den Spuren unserer Bergischen Kulturlandschaft“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2020)
Internet
bgv-rhein-berg.de: Alte Kath. Pfarrkirche (Taufkirche) (abgerufen 20.08.2020)
www.bensberg-im-blick.de: Die alte Kirche Refrath - im Voksmund Taufkirche genannt! (abgerufen 20.08.2020)
www.bergischgladbach.de: Denkmalliste (abgerufen 20.08.2020)
in-gl.de: LieblingsOrte in GL: Refraths Alte Kirche (abgerufen 20.08.2020)
Eine Besonderheit der Kirche sind die eleganten Fresken im Innenraum, die im Jahr 1907 zufällig unter weißer Tünche nahezu unversehrt gefunden wurden. Sie zeigen sieben überlebensgroße Apostel sowie den Pfarrpatron Johannes den Täufer. Dargestellt sind Petrus und Paulus, der Apostel Johannes und Johannes der Täufer, Thomas und Philippus, Jakobus der Ältere und Matthias.
Herkunft der Bezeichnung als Taufkirche
Der Volksmund spricht von der „Refrather Taufkirche“. Viele Hinweise belegen, dass die Kirche aber nicht nur zum Taufen, sondern auch als Pfarrkirche genutzt wurde. Laut einer Überlieferung soll ein kleiner Bach durch die Kirche geflossen sein, in dem durch Untertauchen getauft wurde. Die Theorie, dass sich die Bezeichnung „Taufkirche“ aus dieser Begebenheit herleitet, wurde jedoch im Rahmen von 1968 durchgeführten Grabungen widerlegt. Der Bach floss bis zu seiner Kanalisierung 1972 südlich an der Kirche vorbei. In mittelalterlichen Urkunden taucht der Begriff „Taufkirche“ im Zusammenhang mit der Kirche nicht auf. Der Refrather Heimatforscher Hans Peter Müller führt die Erklärung des Namens auf den Namenspatron der Kirche „Johannes der Täufer“ zurück. Im Laufe der Zeit wurde möglicherweise aus „Täuferkirche“ die „Taufkirche“.
Vier Bauperioden
Erste Bauperiode: Als die ersten Siedler aus dem Raum Merheim in das Gebiet des heutigen Refraths zogen, rodeten sie die Wälder um Platz für Ackerbauflächen zu schaffen. Sie errichteten einen „Salhof“ (Saaler Mühle) und bauten in unmittelbarer Nähe eine kleine Holzkirche. Als im Jahr 1968 der Fußboden der Kirche erneuert und die alte Auffüllung beseitigt werden sollte, wurde ein vermoderter Holzfußboden und Fundamentreste aus Tuffsteinen gefunden, die einen Kirchensaal von 3 x 6 Metern und einen Chorraum von 2,3 Metern Tiefe und 2,5 Metern Breite vermuten lassen. Rechts oben neben der alten Eingangstür befindet sich ein Memorienstein aus dem 9. Jahrhundert, der ursprünglich ein Grabstein war.
Eine Legende besagt, der Teufel habe den Aufbau einer ersten Kirche auf der Herkenrather Höhe immer wieder über Nacht zerstört, weshalb die Siedler in den tiefen Wald gingen, damit er die Baustelle nicht fand.
Zweite Bauperiode: Als die Holzkirche zu klein für die wachsende Anzahl an Siedlern wurde, baute man vermutlich Mitte des 10. Jahrhunderts einen ersten Steinbau um sie herum. Eine Brandschicht zeigt an, dass diese Kirche ungefähr um 1200 abbrannte.
Dritte Bauperiode: Die abgebrannte Kirche wurde wiederum durch einen größeren Bau ersetzt. Von dieser Bauperiode sind heute noch die Nord- und Südwand mit vier kleinen Fenster erhalten.
Vierte Bauperiode: In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Chor erweitert und in die Westmauer ein wuchtiger Turm eingefügt. Der dritte Kirchenbau wurde 1765/66 mit einer Sakristei erweitert und blieb bis in die Gegenwart erhalten.
Verfall zur Ruine, Wiederaufbau und Denkmalschutz
In ihrer fast tausendjährigen Geschichte hat die alte Kirche St. Johann Baptist eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Sie überdauerte die Reformation, den Überfall schwedischer Truppen während des dreißigjährigen Krieges (1632/33) und Plünderungen durch das französische Revolutionsheer in den sogenannten Koalitionskriegen (1795).
Zwischen 1864 und 1872 wurde dann die neue Pfarrkirche St. Johann Baptist im heutigen Refrather Stadtzentrum erbaut. Das kirchliche Leben verlagerte sich daher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die neu errichtete Kirche, da der mittelalterliche Bau nicht mehr den räumlichen Anforderungen entsprach. Die alte Kirche St. Johann Baptist geriet in Vergessenheit und verfiel langsam. Aus Zeitzeugenberichten kann man entnehmen, dass die Kirche in den Folgejahren bis auf einige alte Kirchbänke und die Glocke im Turm leer stand. Um das Jahr 1888 wurde ein Althändler aus Köln damit beauftragt, die noch verbliebenen Figuren, Bilder und Altäre zu verkaufen. Ein Orkan richtete 1898 schließlich so große Schäden am Kirchengebäude an, dass es zur Ruine wurde. Im Jahr 1907 entschieden sich die Refrather Bürger gegen einen Abriss und für den Wiederaufbau. Der Erste Weltkrieg verzögerte jedoch die Arbeiten. In den Nachkriegsjahren bemühte sich der damalige Pfarrer Schmitz um eine neue Ausstattung der Kirche. Er gründete 1925 den „Verein zur Erhaltung der alten Kirche in Refrath“. Am 21. März 1926 konnte erstmals wieder ein Gottesdienst in der Alten Kirche abgehalten werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche immer wieder restauriert, unter anderem wurden in den Jahren 1954/55, 1968/69, 1984/85 und 2009 Restaurationsarbeiten durchgeführt. Seit 2010 wird die Ringmauer um die Kirche stückweise erneuert. Heute dient die Kirche wieder als Gottesdienstort sowie als Taufkirche.
Die alte katholische Pfarrkirche St. Johann Baptist ist unter der Nr. 32 in die Liste der Baudenkmäler in Bergisch Gladbach eingetragen.
Der alte Kirchhof
Jahrhunderte lang wollten die Menschen möglichst nah an ihrer Kirche begraben werden. Der alte Kirchhof der alten Kirche St. Johann Baptist zeugt von diesem Ritual. Zwei im Rahmen einer Ausgrabung aus dem Jahr 1968 entdeckten Kindergräber belegen, dass bereits vor rund 1000 Jahren Menschen unmittelbar um die Kirche herum begraben wurden. Die beiden Gräber wurden in einer späteren Bauperiode überbaut und sind daher ungestört geblieben. Eines der ältesten erhaltenen Steinkreuze stammt wahrscheinlich vom Ende des 15. Jahrhunderts. Es ist nicht datiert und trägt nur die Inschrift „Jacob va Gildem“. Der Junker Jacob van Gildem (oder Gildern) hat vermutlich auf dem „Kochsgut“ gewohnt, das 1470 im Register der Kirchenrenten zu Bensberg erwähnt wird.
Der Kirchhof und die Flächen innerhalb der Ringmauer werden seit vielen Jahren durch die Mitglieder des Bürger- und Heimatvereins Refrath gepflegt. Ursprünglich standen mehrere Eschen auf dem Kirchhof, die allerdings aus Sicherheitsgründen nach und nach gefällt werden mussten. Ihre ausladenden Baumkronen gefährdeten bei starkem Sturm zunehmend das Kirchengebäude. Als Ersatz für die Eschen wurden drei Linden gepflanzt.
(Biologische Station Rhein-Berg in Zusammenarbeit mit dem Bürger- und Heimatverein Refrath, erstellt im Rahmen des Projektes „Auf den Spuren unserer Bergischen Kulturlandschaft“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2020)
Internet
bgv-rhein-berg.de: Alte Kath. Pfarrkirche (Taufkirche) (abgerufen 20.08.2020)
www.bensberg-im-blick.de: Die alte Kirche Refrath - im Voksmund Taufkirche genannt! (abgerufen 20.08.2020)
www.bergischgladbach.de: Denkmalliste (abgerufen 20.08.2020)
in-gl.de: LieblingsOrte in GL: Refraths Alte Kirche (abgerufen 20.08.2020)