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Botanischer Garten „Flora“ in Riehl
Was ihr entdecken könnt
Die zwischen 1862 und 1875 von Peter Joseph Lenné geschaffene Flora in Köln gilt als herausragendes Beispiel für den Stil des Historismus im Gartenbau. Heute präsentieren sich rund 10.000 Pflanzenarten in der Anlage.
Die von dem in Bonn geborenen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné (1789-1866) geschaffene Flora in Köln gilt als herausragendes Beispiel für den Stil des Historismus im Gartenbau.
Die Entstehung der Flora
Im 19. Jahrhundert war Köln, noch immer eingeengt durch die mittelalterliche Stadtmauer, eine äußerst dicht besiedelte europäische Metropole. Die Rayon Gesetze zur Aufrechterhaltung eines freien Schussfeldes vor den Toren der Stadt verhinderten eine Bebauung außerhalb der ummauerten Fläche. Bedingt durch den Prozess der Industrialisierung stieg die Zahl der Einwohner enorm an. All dies führte unter anderem zu katastrophalen hygienischen Zuständen. Wie in so vielen mittelalterlich geprägten Städten waren zudem kaum, wenn nicht gar keinerlei Grünflächen innerhalb der Stadt vorhanden. In Köln verschärfte sich die Situation weiterhin durch den Wegfall des Botanischen Gartens, an dessen Stelle 1857 der Hauptbahnhof errichtet wurde. Nicht nur verschlechterte dies die hygienischen Zustände noch weiter, es fehlte zudem auch die Möglichkeit dem dicht besiedelten, städtischen Raum entfliehen zu können und Erholung zu suchen. Die Landschaft vor der Stadt bot nur wenig ästhetischen Anreiz. Dies war einer der Gründe für die Anlage des von Peter Joseph Lenné geplanten Brühler Schlossgartens.
Eben dieser Peter Joseph Lenné sollte nun nach Wunsch der neugegründeten Flora-Aktiengesellschaft auch im Kölner Stadtteil Riehl, in direkter Nachbarschaft zum neu eröffneten Zoo, eine Gartenanlage schaffen. Durch diesen Lagezusammenhang entstand in Riehl eine regelrechte grüne Oase.
Die Aktiengesellschaft bestand aus wohlhabenden Kölner Bürgern wie Eduard Oppenheim. Ihre Gründung 1862 wurde ein Jahr später durch den preußischen König Wilhelm I. durch „allerhöchsten Erlass“ genehmigt. Seine Frau, Königin Augusta, übernahm das Protektorat.
Lenné hatte zu diesem Zeitpunkt bereits als Generaldirektor der königlichen Gärten Preußens eine hohe Reputation erlangt. Der in Bonn geborene Rheinländer übernahm den Auftrag, ließ große Teile der Pläne allerdings wahrscheinlich von seinen Schülern erarbeiten. Da er bereits im Jahre 1866 im Alter von 73 Jahren starb, handelt es sich bei der Flora um eines von Lennés späten Werken.
Funktionen der Flora
Die Flora sollte einerseits den Botanischen Garten ersetzen, andererseits als Lustgarten dienen. Sie wurde im Stile des Historismus geschaffen und gilt heute als eines seiner herausragenden Beispiele. Da man unter anderem hochstämmige Bäume anpflanzte, konnten die Zier- und Lustgarten Partien bereits im Jahre 1864 fertig gestellt werden. Ihren Namen erhielt die Anlage durch die mythologische Göttin Flora, die Göttin der Blüte. Anders als der Schlossgarten in Brühl blieb der Zugang aufgrund der hohen Eintrittspreise hauptsächlich der Oberschicht vorbehalten. Es handelte sich demnach nicht um einen Volksgarten, wie bei der Schlossgartenanlage in Brühl. So wurde der Glaspalast auch vornehmlich für Konzerte, Ausstellungen und Theater der exklusiveren Sorte verwendet. Für die Aktiengesellschaft sollte sich die Investition in die Flora daher bereits nach kurzer Zeit auszahlen.
Gestaltung der Flora
Das Gebäude des Glaspalastes, das ebenfalls als Flora bezeichnet wird, mit dem Wintergarten als zentralem Bestandteil des Bauwerks, ist der Kern der Gartenanlage. Es besteht aus Glas und Beton und war mit Ausmaßen von 57 Metern in der Länge, 22,5 Metern in der Breite und 18 Metern in der Höhe für damalige Verhältnisse sehr groß. Das moderne Bauwerk hatte bei seiner Konzeptionierung den im Rahmen der Londoner Weltausstellung errichteten Crystal Palace als Vorbild.
Das davor liegende Französische Parterre nach einem Vorbild aus dem 17. Jahrhundert ist der repräsentativste und prachtvollste Bestandteil des Gartens. Umrahmt wird das Parterre von Alleen bestehend aus Kastanien und Ulmen.
Weitere Elemente europäischer Gartenbaukunst sind das Holländische Parterre und die ganz im Sinne des Historismus Elemente der italienischen Renaissance aufnehmende Kaskade in der südlichen Querachse. Große Teile der gesamten Anlage sind nach dem zu der Zeit äußerst populären Vorbild des Englischen Landschaftsgartens angelegt.
Innere und äußere Rundwege erschließen das Gelände in weit geschwungenen Bögen. Ihr Verlauf orientiert sich an der Maxime, stets die reizvollsten Sichtbezüge bieten zu können. Sie sind zudem etwas vertieft angelegt, um in der Gesamtwirkung nicht weiter wahrgenommen zu werden.
1875 wurden die Gewächs- und Gartenhäuser im Nordwesten des Areals als letzte Elemente vollendet.
Die Flora im Laufe der Geschichte und heute
Nach dem anfänglichen (finanziellen) Erfolg der Flora sanken die Einnahmen aufgrund der größer gewordenen Konkurrenz zur Zeit der Jahrhundertwende. Die Stadt Köln eröffnete direkt an die Flora angrenzend im Jahre 1914 den Botanischen Garten und übernahm 1921 die Flora in einem desolaten Zustand. Die Flora geht, ebenso wie der Botanische Garten, später in die Verwaltung der Universität Köln über. Kurze Zeit später wurden beide Einrichtungen miteinander verschmolzen, wenn auch anfangs noch durch eine Mauer getrennt.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gelände verheerende Schäden durch die Bombenangriffe auf die Stadt Köln. Nach dem Krieg begab man sich zügig an den Wiederaufbau, so dass die Neueröffnung bereits am 29. Dezember 1949 stattfinden konnte. Bis 1953 wurden ein großes und ein kleines Tropenhaus sowie ein Kakteenhaus im Nordwesten der Anlage errichtet. 1964 folgte noch der Bau eines Subtropenhauses. Das Glashaus wurde allerdings aufgrund fehlender finanzieller Mittel weniger aufwändig wiedererrichtet, die Fassade allerdings entspricht dem Original. In den Jahren 1978 und 1979 wurde das Gebäude grundlegend restauriert. Ebenso erkannte man den Wert für die Geschichte von Köln, weswegen es 1980 in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen wurde.
Des Weiteren wurde die Gartenanlage restauriert, so dass sie 1989 zum 125jährigen Jubiläum der Flora im alten Stiel mit einem großen Festakt wieder eröffnet werden konnte.
2006 entschied der Rat der Stadt Köln den Betrieb in die Hände ihrer Tochtergesellschaft KölnKongress zu übergeben. 2009 durften aufgrund von erheblichen baulichen Mängeln im historischen Glashaus keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Mit einem Gesamtbudget von 36 Millionen Euro erfolgte ab 2011 die Sanierung des Gebäudes, ganz nach dem historischen Vorbild. Zum 150jährigen Jubiläum der Flora und zum 100jährigen Jubiläum des Botanischen Gartens konnte somit im Juni 2014 die Wiedereröffnung gefeiert werden. Heute präsentieren sich 10.000 Pflanzenarten in der Anlage.
Hinweis
Die Flora ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Riehl, Zoo, Flora (Regionalplan Köln 340).
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 2011 / Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Internet
www.koelnkongress.de: Die Geschichte der Flora (abgerufen 14.11.2014)
www1.wdr.de: „Ein vergessener Ort: Die Goldene Ecke von Köln-Riehl“ (Mediathek, Lokalzeit aus Köln vom 03.06.2019, abgerufen 04.06.2019)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
Die Entstehung der Flora
Im 19. Jahrhundert war Köln, noch immer eingeengt durch die mittelalterliche Stadtmauer, eine äußerst dicht besiedelte europäische Metropole. Die Rayon Gesetze zur Aufrechterhaltung eines freien Schussfeldes vor den Toren der Stadt verhinderten eine Bebauung außerhalb der ummauerten Fläche. Bedingt durch den Prozess der Industrialisierung stieg die Zahl der Einwohner enorm an. All dies führte unter anderem zu katastrophalen hygienischen Zuständen. Wie in so vielen mittelalterlich geprägten Städten waren zudem kaum, wenn nicht gar keinerlei Grünflächen innerhalb der Stadt vorhanden. In Köln verschärfte sich die Situation weiterhin durch den Wegfall des Botanischen Gartens, an dessen Stelle 1857 der Hauptbahnhof errichtet wurde. Nicht nur verschlechterte dies die hygienischen Zustände noch weiter, es fehlte zudem auch die Möglichkeit dem dicht besiedelten, städtischen Raum entfliehen zu können und Erholung zu suchen. Die Landschaft vor der Stadt bot nur wenig ästhetischen Anreiz. Dies war einer der Gründe für die Anlage des von Peter Joseph Lenné geplanten Brühler Schlossgartens.
Eben dieser Peter Joseph Lenné sollte nun nach Wunsch der neugegründeten Flora-Aktiengesellschaft auch im Kölner Stadtteil Riehl, in direkter Nachbarschaft zum neu eröffneten Zoo, eine Gartenanlage schaffen. Durch diesen Lagezusammenhang entstand in Riehl eine regelrechte grüne Oase.
Die Aktiengesellschaft bestand aus wohlhabenden Kölner Bürgern wie Eduard Oppenheim. Ihre Gründung 1862 wurde ein Jahr später durch den preußischen König Wilhelm I. durch „allerhöchsten Erlass“ genehmigt. Seine Frau, Königin Augusta, übernahm das Protektorat.
Lenné hatte zu diesem Zeitpunkt bereits als Generaldirektor der königlichen Gärten Preußens eine hohe Reputation erlangt. Der in Bonn geborene Rheinländer übernahm den Auftrag, ließ große Teile der Pläne allerdings wahrscheinlich von seinen Schülern erarbeiten. Da er bereits im Jahre 1866 im Alter von 73 Jahren starb, handelt es sich bei der Flora um eines von Lennés späten Werken.
Funktionen der Flora
Die Flora sollte einerseits den Botanischen Garten ersetzen, andererseits als Lustgarten dienen. Sie wurde im Stile des Historismus geschaffen und gilt heute als eines seiner herausragenden Beispiele. Da man unter anderem hochstämmige Bäume anpflanzte, konnten die Zier- und Lustgarten Partien bereits im Jahre 1864 fertig gestellt werden. Ihren Namen erhielt die Anlage durch die mythologische Göttin Flora, die Göttin der Blüte. Anders als der Schlossgarten in Brühl blieb der Zugang aufgrund der hohen Eintrittspreise hauptsächlich der Oberschicht vorbehalten. Es handelte sich demnach nicht um einen Volksgarten, wie bei der Schlossgartenanlage in Brühl. So wurde der Glaspalast auch vornehmlich für Konzerte, Ausstellungen und Theater der exklusiveren Sorte verwendet. Für die Aktiengesellschaft sollte sich die Investition in die Flora daher bereits nach kurzer Zeit auszahlen.
Gestaltung der Flora
Das Gebäude des Glaspalastes, das ebenfalls als Flora bezeichnet wird, mit dem Wintergarten als zentralem Bestandteil des Bauwerks, ist der Kern der Gartenanlage. Es besteht aus Glas und Beton und war mit Ausmaßen von 57 Metern in der Länge, 22,5 Metern in der Breite und 18 Metern in der Höhe für damalige Verhältnisse sehr groß. Das moderne Bauwerk hatte bei seiner Konzeptionierung den im Rahmen der Londoner Weltausstellung errichteten Crystal Palace als Vorbild.
Das davor liegende Französische Parterre nach einem Vorbild aus dem 17. Jahrhundert ist der repräsentativste und prachtvollste Bestandteil des Gartens. Umrahmt wird das Parterre von Alleen bestehend aus Kastanien und Ulmen.
Weitere Elemente europäischer Gartenbaukunst sind das Holländische Parterre und die ganz im Sinne des Historismus Elemente der italienischen Renaissance aufnehmende Kaskade in der südlichen Querachse. Große Teile der gesamten Anlage sind nach dem zu der Zeit äußerst populären Vorbild des Englischen Landschaftsgartens angelegt.
Innere und äußere Rundwege erschließen das Gelände in weit geschwungenen Bögen. Ihr Verlauf orientiert sich an der Maxime, stets die reizvollsten Sichtbezüge bieten zu können. Sie sind zudem etwas vertieft angelegt, um in der Gesamtwirkung nicht weiter wahrgenommen zu werden.
1875 wurden die Gewächs- und Gartenhäuser im Nordwesten des Areals als letzte Elemente vollendet.
Die Flora im Laufe der Geschichte und heute
Nach dem anfänglichen (finanziellen) Erfolg der Flora sanken die Einnahmen aufgrund der größer gewordenen Konkurrenz zur Zeit der Jahrhundertwende. Die Stadt Köln eröffnete direkt an die Flora angrenzend im Jahre 1914 den Botanischen Garten und übernahm 1921 die Flora in einem desolaten Zustand. Die Flora geht, ebenso wie der Botanische Garten, später in die Verwaltung der Universität Köln über. Kurze Zeit später wurden beide Einrichtungen miteinander verschmolzen, wenn auch anfangs noch durch eine Mauer getrennt.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gelände verheerende Schäden durch die Bombenangriffe auf die Stadt Köln. Nach dem Krieg begab man sich zügig an den Wiederaufbau, so dass die Neueröffnung bereits am 29. Dezember 1949 stattfinden konnte. Bis 1953 wurden ein großes und ein kleines Tropenhaus sowie ein Kakteenhaus im Nordwesten der Anlage errichtet. 1964 folgte noch der Bau eines Subtropenhauses. Das Glashaus wurde allerdings aufgrund fehlender finanzieller Mittel weniger aufwändig wiedererrichtet, die Fassade allerdings entspricht dem Original. In den Jahren 1978 und 1979 wurde das Gebäude grundlegend restauriert. Ebenso erkannte man den Wert für die Geschichte von Köln, weswegen es 1980 in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen wurde.
Des Weiteren wurde die Gartenanlage restauriert, so dass sie 1989 zum 125jährigen Jubiläum der Flora im alten Stiel mit einem großen Festakt wieder eröffnet werden konnte.
2006 entschied der Rat der Stadt Köln den Betrieb in die Hände ihrer Tochtergesellschaft KölnKongress zu übergeben. 2009 durften aufgrund von erheblichen baulichen Mängeln im historischen Glashaus keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Mit einem Gesamtbudget von 36 Millionen Euro erfolgte ab 2011 die Sanierung des Gebäudes, ganz nach dem historischen Vorbild. Zum 150jährigen Jubiläum der Flora und zum 100jährigen Jubiläum des Botanischen Gartens konnte somit im Juni 2014 die Wiedereröffnung gefeiert werden. Heute präsentieren sich 10.000 Pflanzenarten in der Anlage.
Hinweis
Die Flora ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Riehl, Zoo, Flora (Regionalplan Köln 340).
(Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 2011 / Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Internet
www.koelnkongress.de: Die Geschichte der Flora (abgerufen 14.11.2014)
www1.wdr.de: „Ein vergessener Ort: Die Goldene Ecke von Köln-Riehl“ (Mediathek, Lokalzeit aus Köln vom 03.06.2019, abgerufen 04.06.2019)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)