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Erzbergerplatz in Nippes
Was ihr entdecken könnt
Der Erzbergerplatz ist eine kleine Grünanlage westlich der Neusser Straße und hat die Form eines gestreckten Rechtecks.
Der Erzbergerplatz ist eine kleine Grünanlage westlich der Neusser Straße und hat die Form eines gestreckten Rechtecks.
Am 11. Juli 1907 genehmigte der Kölner Stadtrat den Entwurf des Gartenbaudirektors Fritz Encke für den damaligen „Königin-Luise-Platz“. Er sollte Teil eines umfassenderen Grünbereichs werden.
Fritz Encke legte auf dem damals freien Feld einen dreigeteilten Jugendstilplatz an. Ein großes Rosenbeet bildete den optischen Blickfang der Anlage. Als eine Besonderheit für Köln galten die zwei Laubengänge mit der steinernen Pergola. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die Grünanlage unverändert.
In den 1950er Jahren verschwanden die Rosenstöcke fast vollständig. 1980 wurde der Erzbergerplatz unter Denkmalschutz gestellt und es wurde wieder ein Rosengarten angelegt.
Im Jahre 2003 wurde die gesamte Platzanlage unter Berücksichtigung der Ursprungsplanung erneuert.
Besonderheit: Das Haus Nr. 9 hat einen Durchgang, der auf einen recht ausgedehnten Hinterhof führt. Dort ist, neben mehreren Künstlerateliers, auch der Treppenabstieg zur „Dingfabrik“ (im ehemaligen „Bluna-Keller“), welche heute unter anderem als Repair-Café genutzt wird.
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Nippes“, Stadt Köln, 2016, PDF-Datei, 3,6 MB (abgerufen 29.07.2021)
Zur Benennung des Platzes
Der Platz war zunächst nach der als „patriotische Märtyrerin“ der Befreiungskriege gegen Napoleon mythisch verklärten Preußenkönig Luise (1776-1810, vollständig Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu Mecklenburg) benannt, der Gemahlin des seit 1797 regierenden Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840).
Während der Weimarer Republik wurde der „Königin-Luise-Platz“ dann 1923 nach dem deutschen Publizisten und Politiker der katholischen Zentrumspartei Matthias Erzberger (1875-1921) umbenannt.
Erzberger war seit 1903 Abgeordneter im Reichstag und machte sich dort früh als vehementer Kritiker der deutschen Kolonialpolitik einen Namen. Im November 1918 beendete seine Unterschrift unter das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne faktisch die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs (er war Bevollmächtigter der Reichsregierung und Leiter der Waffenstillstandskommission). Als Weimarer Finanzminister setzte er ab Juni 1919 ein nach ihm benanntes Reformwerk der deutschen Steuer- und Finanzgeschichte durch.
Für die politische Rechte war Erzberger einer der meistgehassten Politiker der neuen Republik. Rechte Hetzkampagnen schmähten ihn als einen der „Novemberverbrecher“ im Kontext der in diesen Jahren kolportierten „Dolchstoßlegende“ und machten Erzberger zur Hassfigur deutschnationaler Propaganda. Infolge eines damit verbundenen Beleidigungsverfahrens („Erzberger-Helfferich-Prozess“), welches er zwar formal gewann, das aber seine Reputation nachhaltig schädigte, trat er am 12. März 1920 als Reichsminister der Finanzen zurück.
Bereits im Januar 1920 hatte er einen Mordanschlag überstanden, bei dem er durch zwei Kugeln eines Attentäters nur leicht verletzt wurde. Am 26. August 1921 wurde Matthias Erzberger schließlich in Bad Griesbach im Schwarzwald von Attentätern der rechtsterroristischen Organisation Consul mit insgesamt acht Schüssen ermordet.
Da Erzberger in den Augen der Nationalsozialisten als „Volksverräter“ galt, benannten diese den Nippeser Platz bereits sechs Wochen nach ihrer Machtübernahme 1933 wieder in „Königin-Luise-Platz“ um. Seine beiden ins Ausland geflüchteten Mörder konnten noch im gleichen Jahr nach Deutschland zurückkehren, wo ihr Verbrechen als „Straftat beim Aufbau des Nationalsozialismus“ unter die Amnestie einer Verordnung über die Gewährung von Straffreiheit vom 21. März 1933 fiel.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in vielen deutschen Orten Straßen und Plätze aufgrund seines leidenschaftlichen Eintretens für Demokratie und Völkerverständigung nach Matthias Erzberger benannt und auch der Platz inmitten von Köln-Nippes erhielt wieder seinen vorherigen Namen zurück.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)
Internet
www.dhm.de: LeMO - Lebendiges Museum Online, Biographie Matthias Erzberger (abgerufen 28.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 29.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
Am 11. Juli 1907 genehmigte der Kölner Stadtrat den Entwurf des Gartenbaudirektors Fritz Encke für den damaligen „Königin-Luise-Platz“. Er sollte Teil eines umfassenderen Grünbereichs werden.
Fritz Encke legte auf dem damals freien Feld einen dreigeteilten Jugendstilplatz an. Ein großes Rosenbeet bildete den optischen Blickfang der Anlage. Als eine Besonderheit für Köln galten die zwei Laubengänge mit der steinernen Pergola. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die Grünanlage unverändert.
In den 1950er Jahren verschwanden die Rosenstöcke fast vollständig. 1980 wurde der Erzbergerplatz unter Denkmalschutz gestellt und es wurde wieder ein Rosengarten angelegt.
Im Jahre 2003 wurde die gesamte Platzanlage unter Berücksichtigung der Ursprungsplanung erneuert.
Besonderheit: Das Haus Nr. 9 hat einen Durchgang, der auf einen recht ausgedehnten Hinterhof führt. Dort ist, neben mehreren Künstlerateliers, auch der Treppenabstieg zur „Dingfabrik“ (im ehemaligen „Bluna-Keller“), welche heute unter anderem als Repair-Café genutzt wird.
(Broschüre „Rundgang mit Tiefgang: Nippes“, Stadt Köln, 2016, PDF-Datei, 3,6 MB (abgerufen 29.07.2021)
Zur Benennung des Platzes
Der Platz war zunächst nach der als „patriotische Märtyrerin“ der Befreiungskriege gegen Napoleon mythisch verklärten Preußenkönig Luise (1776-1810, vollständig Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu Mecklenburg) benannt, der Gemahlin des seit 1797 regierenden Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840).
Während der Weimarer Republik wurde der „Königin-Luise-Platz“ dann 1923 nach dem deutschen Publizisten und Politiker der katholischen Zentrumspartei Matthias Erzberger (1875-1921) umbenannt.
Erzberger war seit 1903 Abgeordneter im Reichstag und machte sich dort früh als vehementer Kritiker der deutschen Kolonialpolitik einen Namen. Im November 1918 beendete seine Unterschrift unter das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne faktisch die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs (er war Bevollmächtigter der Reichsregierung und Leiter der Waffenstillstandskommission). Als Weimarer Finanzminister setzte er ab Juni 1919 ein nach ihm benanntes Reformwerk der deutschen Steuer- und Finanzgeschichte durch.
Für die politische Rechte war Erzberger einer der meistgehassten Politiker der neuen Republik. Rechte Hetzkampagnen schmähten ihn als einen der „Novemberverbrecher“ im Kontext der in diesen Jahren kolportierten „Dolchstoßlegende“ und machten Erzberger zur Hassfigur deutschnationaler Propaganda. Infolge eines damit verbundenen Beleidigungsverfahrens („Erzberger-Helfferich-Prozess“), welches er zwar formal gewann, das aber seine Reputation nachhaltig schädigte, trat er am 12. März 1920 als Reichsminister der Finanzen zurück.
Bereits im Januar 1920 hatte er einen Mordanschlag überstanden, bei dem er durch zwei Kugeln eines Attentäters nur leicht verletzt wurde. Am 26. August 1921 wurde Matthias Erzberger schließlich in Bad Griesbach im Schwarzwald von Attentätern der rechtsterroristischen Organisation Consul mit insgesamt acht Schüssen ermordet.
Da Erzberger in den Augen der Nationalsozialisten als „Volksverräter“ galt, benannten diese den Nippeser Platz bereits sechs Wochen nach ihrer Machtübernahme 1933 wieder in „Königin-Luise-Platz“ um. Seine beiden ins Ausland geflüchteten Mörder konnten noch im gleichen Jahr nach Deutschland zurückkehren, wo ihr Verbrechen als „Straftat beim Aufbau des Nationalsozialismus“ unter die Amnestie einer Verordnung über die Gewährung von Straffreiheit vom 21. März 1933 fiel.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in vielen deutschen Orten Straßen und Plätze aufgrund seines leidenschaftlichen Eintretens für Demokratie und Völkerverständigung nach Matthias Erzberger benannt und auch der Platz inmitten von Köln-Nippes erhielt wieder seinen vorherigen Namen zurück.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)
Internet
www.dhm.de: LeMO - Lebendiges Museum Online, Biographie Matthias Erzberger (abgerufen 28.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 29.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)