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Transformatorenstation in Niehl
Was ihr entdecken könnt
Die Transformatorenstation in Niehl steht nicht nur für die Stadtentwicklung und Elektrifizierung in Köln der 1920er Jahre, sondern auch für den hohen baukünstlerischen Anspruch der öffentlichen Bautätigkeit.
Zu den großen Modernisierungs- und Neubauprojekten in der Kölner „Ära Adenauer“, der Weimarer Republik, gehört die Anlage des neuen Industriegebietes nördlich von Niehl mit einem neuen Rheinhafen als Grundlage. Nördlich davon wurden weite Flächen zur Ansiedlung neuer Industrieanlagen parzelliert. Eine städtebauliche Magistrale bildet dabei die in West-Ost-Richtung von der Neusser Straße bis zur Rheinuferstraße reichende Geestemünder Straße.
An dieser Stelle, auf einer Grünfläche zwischen den Fahrbahnen, platzierten die Kölner Gas- und Elektrizitätswerke (GEW) 1928 ein Umspannwerk in Form eines expressionistischen Backsteinpavillons. Der freistehende Bau ist achteckig und wird von einem mit Kupferblech verkleideten, ebenfalls polygonalen Lüftungsaufsatz mit Lamellen bekrönt. Jede Seite des Pavillons weist eine spitzbogige Öffnung für teilvermauerte Fenster und für Türen auf. Das Bogenfeld der Öffnungen ist jeweils durch ein Fenster mit sich überkreuzenden, gebogenen Sprossen gefüllt.
Für die umfangreiche Bautätigkeit der Stadtverwaltung nach Ende der Inflationszeit und der Rheinlandbesetzung im Jahre 1925 hatte Konrad Adenauer den süddeutschen Architekten Adolf Abel (1882–1968) nach Köln geholt, einen Schüler des ebenfalls häufig in Köln tätigen Paul Bonatz (1877-1956). Adolf Abel holte weitere Architekten aus Stuttgart nach Köln. Als seine „Jünger“ bespöttelt lassen sich deren Bauten nach Bauaufgaben und stilistisch deutlich unterscheiden. Einer der begabtesten und zugleich künstlerisch avantgardistischsten war Hans Mehrtens, später Professor für Industriebau in Aachen. Viele anspruchsvolle Bauten gehen zurück auf diese Gruppe von Architekten: zahlreiche öffentliche Kleinbauten wie Toiletten- oder Wartehäuschen sowie Monumentalanlagen wie das Müngersdorfer Stadion, die (neu gestaltete) Messe in Deutz, der Flughafen Butzweilerhof und die Müllverwertungsanlage im Niehler Industriegebiet. Abel und seine Mitarbeiter prägten im Baugeschehen Kölns nicht nur die fünf Jahre von 1925 bis zu Abels Berufung an die TH München als Nachfolger von Theodor Fischer. In städtischen Diensten oder als freischaffende Architekten wurden von Ihnen viele Kölner Bauaufgaben bis in die Nachkriegszeit realisiert.
So steht der Niehler Pavillon nicht nur für die Stadtentwicklung und Elektrifizierung in Köln der 1920er Jahre, sondern auch für den hohen baukünstlerischen Anspruch der öffentlichen Bautätigkeit. Hier wird eine beeindruckende Vielfalt sichtbar, von dem hier verwirklichten „romantischen“ Expressionismus über Art- Deco-Eleganz bis zur technischen Kargheit der Klassischen Moderne.
Hinweis
Das Objekt „Transformatorenstation Köln-Niehl“ ist seit 1995 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 7686) und Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Fordwerke (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 315).
(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)
Internet
deu.archinform.net: Adolf Abel (abgerufen 06.09.2019)
deu.archinform.net: Paul Bonatz (abgerufen 06.09.2019)
An dieser Stelle, auf einer Grünfläche zwischen den Fahrbahnen, platzierten die Kölner Gas- und Elektrizitätswerke (GEW) 1928 ein Umspannwerk in Form eines expressionistischen Backsteinpavillons. Der freistehende Bau ist achteckig und wird von einem mit Kupferblech verkleideten, ebenfalls polygonalen Lüftungsaufsatz mit Lamellen bekrönt. Jede Seite des Pavillons weist eine spitzbogige Öffnung für teilvermauerte Fenster und für Türen auf. Das Bogenfeld der Öffnungen ist jeweils durch ein Fenster mit sich überkreuzenden, gebogenen Sprossen gefüllt.
Für die umfangreiche Bautätigkeit der Stadtverwaltung nach Ende der Inflationszeit und der Rheinlandbesetzung im Jahre 1925 hatte Konrad Adenauer den süddeutschen Architekten Adolf Abel (1882–1968) nach Köln geholt, einen Schüler des ebenfalls häufig in Köln tätigen Paul Bonatz (1877-1956). Adolf Abel holte weitere Architekten aus Stuttgart nach Köln. Als seine „Jünger“ bespöttelt lassen sich deren Bauten nach Bauaufgaben und stilistisch deutlich unterscheiden. Einer der begabtesten und zugleich künstlerisch avantgardistischsten war Hans Mehrtens, später Professor für Industriebau in Aachen. Viele anspruchsvolle Bauten gehen zurück auf diese Gruppe von Architekten: zahlreiche öffentliche Kleinbauten wie Toiletten- oder Wartehäuschen sowie Monumentalanlagen wie das Müngersdorfer Stadion, die (neu gestaltete) Messe in Deutz, der Flughafen Butzweilerhof und die Müllverwertungsanlage im Niehler Industriegebiet. Abel und seine Mitarbeiter prägten im Baugeschehen Kölns nicht nur die fünf Jahre von 1925 bis zu Abels Berufung an die TH München als Nachfolger von Theodor Fischer. In städtischen Diensten oder als freischaffende Architekten wurden von Ihnen viele Kölner Bauaufgaben bis in die Nachkriegszeit realisiert.
So steht der Niehler Pavillon nicht nur für die Stadtentwicklung und Elektrifizierung in Köln der 1920er Jahre, sondern auch für den hohen baukünstlerischen Anspruch der öffentlichen Bautätigkeit. Hier wird eine beeindruckende Vielfalt sichtbar, von dem hier verwirklichten „romantischen“ Expressionismus über Art- Deco-Eleganz bis zur technischen Kargheit der Klassischen Moderne.
Hinweis
Das Objekt „Transformatorenstation Köln-Niehl“ ist seit 1995 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 7686) und Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Fordwerke (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 315).
(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)
Internet
deu.archinform.net: Adolf Abel (abgerufen 06.09.2019)
deu.archinform.net: Paul Bonatz (abgerufen 06.09.2019)