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Kunstseidekonzern Courtaulds in Niehl


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Der ehemalige Standort des Kunstseidekonzerns Coutaulds in Köln-Niehl entstand im Rahmen der Ausweisung des ersten größeren Industriegebietes im Kölner Norden zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Ausweisung des ersten größeren Industriegebietes im Kölner Norden zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Ein 1897 durch den Chemiker Dr. Max Fremery und den Ingenieur Johann Urban angemeldetes Patent wurde zur Grundlage der deutschen Kunstfaserherstellung. Zentrum des neuen textilen Rohstoffs wurde 1904 Wuppertal mit Gründung der Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG. Es wurde der zweitgrößte Kunstseidenkonzern der Welt. Mit dem Marktführer aus England, Courtaulds, entschied man sich im Zuge weltweiter Konzentrationsprozesse zur Gründung eines gemeinsamen Werks. Auch holländisches Kapital war an dieser Gründung beteiligt.
Standort wurde Köln-Niehl, wo, beflügelt durch den Niehler Hafen und die dorthin führende Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn, ein neues, großes Industriegebiet entstand. Es war die erste, dieser von Konrad Adenauer als Kölner Oberbürgermeister kräftig vorangetriebenen Industrieansiedlung im Norden, zu der sich 1930/31 Ford dazugesellte. Benannt nach dem britischen Hauptakteur, waren bei Courtaulds bald 3000 Arbeitsplätze entstanden. Ab 1933 erlebte das Werk einen lebhaften Aufschwung durch die Autarkie- und Rüstungspolitik. Jahrelang wurde im Drei-Schichtbetrieb u. a. auch Fallschirmseide hergestellt. Während des Krieges wurden mehrere hundert Kriegsgefangene beschäftigt, die in einem benachbarten Lager untergebracht waren. In der Chemiefaserkrise, ausgelöst durch steigende Rohstoffpreise und die asiatische Konkurrenz wurde das Werk 1966 liquidiert. Der seit 1998 neue Eigner von Courtaulds, Akzo Nobel betreibt in einem Randbereich des Werksgeländes weiterhin eine kleine Produktionseinheit (Carbosulf).

Erhaltene Bebauung
Erhalten blieb aus der Ära der Kunstfaserherstellung im Kölner Norden ein zum Militärring und zur Neusser Landstraße ausgerichtetes Verwaltungsgebäude mit Torhaus von 1926/27, erbaut nach Entwurf des Architekten Ferdinand Flakowski. Über dem klaren, dreigeschossigen Backsteinkubus erhebt sich ein schlanker, mit grün-patiniertem Kupferblech beschlagener Uhrenturm.

Entlang der Niehler Straße erstreckt sich das 1950/51 erbaute Sozialgebäude der Architekten Günther und Hans Bunge. Der zweigeschossige Backsteinbau orientiert sich mit einer Art Ehrenhof zum rückwärtigen Gelände. In dem Gebäude befindet sich die überregional bekannte Veranstaltungsstätte „Kantine“.

Etwas weiter stadtauswärts ist im rückwärtigen Werksgelände einer jener kegelförmigen Turmbunker zu sehen, die von der Fa. Winkel vielfach in Deutschland gebaut wurden. Das spitz zulaufende Dach sollte den Fliegerbomben keine Aufschlagsfläche bieten. Es war zudem drehbar und mit Sichtschlitzen zur Installation einer Flakstellung geeignet. Der Turm sollte zur Aufnahme von bis zu 700 Personen dienen.

Hinweis
Das Verwaltungsgebäude mit Eingangsbereich und Bunker ist seit 1992 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 6545).

(Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)

Internet
www.ksta.de: Kölns geheimnisvollste Orte: „Als eine Glanzstoff-Fabrik am Kölner Festungsring stand“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 04.02.2019, abgerufen 12.08.2020)



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