Entdeckung mit dem Fahrrad

Die Kriegsgräberstätten in Hürtgen und Vossenack

Eine Entdeckung von Antonia Frinken


  • Dauer
    Dauer
    2h
  • Strecke
    Strecke
    4,6km
  • Eignung
    Eignung
    für Wanderer*innen
  • Themen
    Themen
    Architektur
    Erinnerungskultur
    Denkmal
    Politik
    Bildung
  • Epochen
    Epochen
    Zweiter Weltkrieg
    Nationalsozialismus
    Nachkriegszeit
  • Lizenz
    copyright
    CC BY 4.0

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Was ihr entdecken könnt

Zu den zahlreichen Spuren, die die verlustreichen Gefechte zwischen alliierten Soldaten und Soldaten der Wehrmacht im Hürtgenwald zwischen Spätherbst 1944 und Frühjahr 1945 hinterlassen haben, gehören auch die beiden großen Kriegsgräberstätten in Hürtgen und Vossenack. Sie verdeutlichen - unter anderem durch ihre sehr unterschiedlichen Gestaltungen - wie komplex ihre Entstehung sowie ihre vergangene und heutige Nutzung als Gedenkorte sind.

Wir widmen diese Entdeckung unserem geschätzten Kollegen Frank Möller, der sich in der Erforschung der Kriegshandlungen im Hürtgenwald und der Aufarbeitung der oft verklärenden Rezeption der Ereignisse ausgesprochen verdient gemacht hat. Im Rahmen verschiedenster Projekte hat er sich stets für eine historisch fundierte und den demokratischen Werten verschriebene Erinnerungskultur engagiert.

Die sogenannte „Schlacht im Hürtgenwald“ wird heute von einigen lokalen Akteuren in der Region noch immer stark verklärt und das Vorgehen der deutschen Soldaten verherrlicht. Tatsächlich handelte es sich weniger um eine einzelne Schlacht als um enorm verlustreiche Gefechte, die sich vom Spätherbst 1944 bis Februar 1945 hinzogen, für die vorrückenden Amerikaner mit sehr zähem Geländegewinn und für beide Seiten mit enormen Verlusten verbunden waren.
Die Soldaten der Wehrmacht unterlagen dabei nicht etwa „ehrenvoll einem übermächtigen Gegner“, sondern setzten gegen die an das gebirgige und stark bewaldete Gelände nicht gewohnten Amerikaner grausamste Taktiken ein, wie etwa verschiedenste Sprengsätze, die in Baumwipfeln oder über dem Boden explodierten und dabei weiträumig Holzsplitter und andere Schrapnelle schleuderten. Zudem kamen neben herkömmlichen Minen auch Glas- und Holzminen zum Einsatz, die nach dem Krieg nur unzureichend geräumt werden konnten. Der Hürtgenwald sowie die umliegenden Ortschaften wurden zu großen Teilen zerstört. Bis heute sind die Spuren der Kämpfe in der Landschaft sichtbar.

Auf Kriegsgräberstätten werden Personen bestattet, die in Folge von Krieg und Gewaltherrschaft ums Leben gekommen sind. Dies sind neben in Folge von Kampfhandlungen gestorbenen Soldaten häufig auch in Kriegsgefangenschaft Verstorbene, ums Leben gekommene Zwangsarbeitende sowie zivile Opfer von Bombenangriffen. Bei Kriegsgräberstätten, die während oder nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, ist es daher besonders wichtig, die verschiedenen hier bestatteten Gruppen voneinander zu unterscheiden und Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS nicht mit zivilen Opfern und im Nationalsozialismus Verfolgten gleichzusetzen.
Kriegsgräberstätten sind keine Friedhöfe: Die Gräber dürfen nicht geräumt werden, sondern müssen erhalten bleiben. Zudem sind sie nicht organisch gewachsen und ihr Erscheinungsbild ist daher meist recht einheitlich. Ebenso wie bei anderen Gedenkorten gibt diese Aufschluss über die Anschauungen der Entstehungszeit. Viele Kriegsgräberstätten, auch diejenigen in Vossenack und Hürtgen, entstanden in der Nachkriegszeit, als sich noch keine umfassende Erinnerungskultur für die Opfer des Nationalsozialismus entwickelt hatte. Bei Bombenangriffen Umgekommene und gefallene Soldaten standen damals im Fokus des Gedenkens. Dies spiegelt sich auch in der Gestaltung der Kriegsgräberstätten Vossenack und Hürtgen wider.

Beide Kriegsgräberstätten wurden 1952 eingeweiht. Im Vorfeld hatte es bis Ende 1948 eine bittere Auseinandersetzung der damals benachbarten Kreise Monschau und Düren gegeben, da beide die Kriegsgräberstätte für die im Hürtgenwald Gefallenen für sich beanspruchten. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge plante daraufhin ab Mai 1949 zwei Anlagen: eine in Vossenack - seinerzeit Kreis Monschau - und eine in Hürtgen im Kreis Düren. Beide Kriegsgräberstätten wurden im Zuge der Gebietsreform der 1970er Jahre dem Kreis Düren zugeschlagen.

Bis zur Einrichtung der Kriegsgräberstätte Vossenack wurden die Kriegstoten beim örtlichen Gemeindefriedhof bestattet. Von hier wurden vor der Einweihung zunächst 700 Verstorbene umgebettet. Über die folgenden Jahrzehnte fanden weitere Erstbestattungen gefundener Kriegstoter und Umbettungen statt. Heute liegen hier 2.367 Tote, davon sind 40 Prozent unbekannt.
Die Anlage wurde vom Chefarchitekten des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Robert Tischler (1885-1959), gestaltet. Er hatte seine Karriere im Kaiserreich begonnen und es seitdem verstanden, sich den wechselnden politischen Systemen anzupassen. Die Ausrichtung der Kriegsgräberstätte Vossenack entlang mehrerer paralleler Achsen sowie die Anordnung der Platten mit den Namen der Soldaten in strengen Reihen verdeutlichen das Zurücktreten des Individuums hinter einem (soldatischen) Kollektiv.

3.001 Tote sind auf der Kriegsgräberstätte Hürtgen bestattet: 2.925 deutsche Soldaten, 35 Zivilpersonen, 27 russische, 13 polnische Personen und ein Belgier. Es wurden also offenbar auch Zwangsarbeitende und Kriegsgefangene hier bestattet. Die Identität von 20 Prozent der Verstorbenen ist unbekannt. Der Großteil der Bestatteten wurde von verschiedenen Gemeinden im Kreis Düren hierher umgebettet oder an den Schauplätzen der Gefechte im Hürtgenwald oder im sogenannten Stolberg-Korridor bei Aachen geborgen.
Mit der Gestaltung der Gedenkstätte wurde der Landschafts- und Gartenarchitekt Carl Ludwig Schreiber (1903-1976) beauftragt, der dem damals verbreiteten „Heldengedenken“ eher kritisch gegenüberstand. Schreiber schuf die bald als „Kameradenkreuze“ bezeichneten Doppelkreuze aus Muschelkalk, die er in geschwungenen Reihen auf dem Gelände anordnete. Gemeinsam mit der ursprünglichen Bepflanzung, die wegen der aufwendigen Instandhaltung bald durch heimische Gräser ersetzt wurde, sollte die Kriegsgräberstätte mit der sie umgebenden Natur harmonieren.
In unmittelbarer Nähe findet ihr die von Frank Möller erstellte Ausstellung zu den Kampfhandlungen im Hürtgenwald und der Entstehung der Kriegsgräberstätten Vossenack und Hürtgen. Sie ist im Erdgeschoss eines Wohnhauses untergebracht.

Praktische Informationen

Achtung! Wenn ihr euch abseits der Kriegsgräberstätten und Siedlungen im Hürtgenwald selbst bewegt, solltet ihr unbedingt auf den Wegen bleiben. Vielerorts droht abseits der Wege noch immer Lebensgefahr! Die Dokumentation über die bereits erwähnten Minenfelder ging im Krieg größtenteils verloren, was eine abschließende Räumung quasi unmöglich macht. Des Weiteren können die hier auch verwendeten Holz- und Glasminen nicht durch Metallsonden und durch Spürhunde nur unzureichend gefunden werden. Passt daher gut auf euch und aufeinander auf.

Inklusive Infos
An der Kriegsgräberstätte Hürtgen findet ihr rechts neben dem Aufgang zum Gelände eine Auffahrt, zum Behindertenparkplatz, der zwar nicht sehr groß ist, von dem es aber einen direkten Zugang zur Anlage gibt. Der gepflasterte Weg auf der Kriegsgräberstätte ist mit Kinderwagen und Rollstuhl befahrbar, kann mitunter aber etwas uneben sein. Er führt auch nicht zu allen Teilen des Geländes.
Die Kriegsgräberstätte Vossenack hat einen weiträumigen Parkplatz und ist über einen leicht ansteigenden Weg und links neben dem Hochkreuz auch über eine Rampe zugänglich. Diese ist allerdings recht schmal. Über das Gräberfeld führen keine Wege, es ist lediglich von einem ebenfalls sehr schmalen gepflasterten Weg umgeben.
Auf beiden Kriegsgräberstätten findet offenbar nur eingeschränkter Winterdienst statt. Bewegt euch in den kalten Monaten mit Vorsicht über die Anlagen.

Infrastruktur
Beide Kriegsgräberstätten verfügen über recht große Parkplätze. Ihr könnt also auch mit dem Auto anreisen.
An beiden Orten gibt es zudem Toiletten, in Vossenack sind diese aber häufig verschlossen.
Die von Frank Möller konzipierte Ausstellung, deren Träger der Kreis Düren und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind, befindet sich rechts gegenüber der Kriegsgräberstätte Hürtgen im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Sie ist auch im Rollstuhl oder mit dem Kinderwagen zugänglich, einen Audio Guide oder zusätzliche Texte in einfacher Sprache gibt es jedoch nicht.

Gastronomie
Die gastronomischen Angebote in den Orten nahe der Kriegsgräberstätten sind begrenzt. Die nahe Schulungsstätte „Vogelsang IP“ hat eine Kantine, die allerdings nicht jeden Tag geöffnet ist. Im schönen Ort Monschau findet ihr neben einem historischen Stadtzentrum auch zahlreiche Restaurants und Cafés, in denen ihr euch nach der Auseinandersetzung mit dem komplexen und schwierigen Thema stärken könnt. Beides liegt circa 30 Autominuten von den Kriegsgräberstätten entfernt.


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